Auerbach
08.12.2019 - 13:38 Uhr

Älteste Bürgerin der Stadt Auerbach feiert Geburtstag

„Ich hätte nicht gedacht, dass ich so alt werde“, sagt Franziska Heinzl, als die erstaunlich fitte Hundertjährige am Samstag die Gratulanten im Wohnzimmer ihres Reihenhauses in der Josef-Otto-Kolb-Straße empfängt.

Die Jubilarin Franziska Heinzl mit Urenkel Stefan und Enkeltochter Andrea; in der zweiten Reihe von rechts Dekan Markus Flasinski, Bürgermeister Joachim Neuß, Enkel Manfred, Schwiegertochter Elvira; dahinter Enkel Norbert. Bild: cs
Die Jubilarin Franziska Heinzl mit Urenkel Stefan und Enkeltochter Andrea; in der zweiten Reihe von rechts Dekan Markus Flasinski, Bürgermeister Joachim Neuß, Enkel Manfred, Schwiegertochter Elvira; dahinter Enkel Norbert.

Die älteste Einwohnerin der Stadt Auerbach lebt bis heute selbständig und alleine. Aber sie kann mit den täglichen Besuchen ihres Enkels Manfred Henfling rechnen, der sich nach Feierabend liebevoll seiner Oma annimmt. Er versorgt nicht nur Haus und Garten, sondern trägt auch zu ihrer geistigen Fitness bei. Dazu bringt er Franziska Heinzl Zeitungen und Zeitschriften mit, die sie noch ohne Brille lesen kann. Außerdem beschäftigt sie sich gerne mit Kreuzworträtseln. Und weil die Oma Freude daran hat, nimmt er sich auch Zeit für eine tägliche Partie "Mensch ärgere dich nicht“.

Zum geistigen Trainingsprogramm gehören für die gebürtige Schlaggenwalderin auch Gedichte aus der Schulzeit, die sie, ohne lange überlegen zu müssen, flüssig vorträgt. Mit Begeisterung hört sie Musik von André Rieu, verrät Enkelin Andrea, die mit ihrer Mutter Elvira und Bruder Norbert aus Fürth angereist war. Solange der Kopf funktioniert, sieht die Jubilarin zuversichtlich jedem Tag entgegen und denkt auch nicht an ein Altenheim.

Was ihr etwas zu schaffen macht, sind die Knie beim Treppensteigen zu ihrem Schlafzimmer im ersten Stock. Auch wenn es manchmal nur auf allen Vieren gelingt, winkte sie ab beim Vorschlag des Enkels, nach ihrem Rippenbruch das Bett ins Erdgeschoss zu verlagern. Zu Tabletten greift sie nur selten, und wenn, beschränkt sie sich auf eine halbe - entsprechend ihrer Philosophie: „Wenn eine halbe nichts nützt, dann hilft die ganze auch nicht.“

Zum täglichen Ritual ist ihr Nachtgebet geworden, in das sie ihre Lieben einschließt. Nur selten drückt sie den Einschaltknopf am Fernsehgerät. Früher war der Kinobesuch „beim Kreuzer“ eine willkommene Abwechslung für sie, ebenso die Schlaggenwalder Heimattreffen in der Patenstadt Auerbach, wo sie bei Festzügen in der Egerländer Tracht mit marschierte. Viele Jahre war der Gottvaterberg ihr Revier zum Holz sammeln, wobei sie keine Angst hatte, alleine unterwegs zu sein. Noch mit fast 90 Jahren unterstützte sie dabei auch noch die Jungen tatkräftig.

Die Wiege von Franziska Heinzl stand in Schlaggenwald im Egerland. 1939 heiratete sie ihren Ehemann Walter, der bereits 1981 verstorben ist. Auch Tochter und Sohn musste sie bereits zu Grabe tragen. In ihrer Heimat war die Jubilarin in einer Porzellanfabrik beschäftigt, wobei sie bei sämtlichen Tassen für die Henkel zuständig war. Später arbeitete sie in einer Rasierklingenfabrik. Nach der Vertreibung fand die Familie 1946 zunächst in Auerbach eine Bleibe; 1950 ließ sie sich im Ortsteil Bernreuth nieder. Sechs Jahre später erwarb sie mit ihrem Mann Walter ein Eigenheim von der Josef-Otto-Kolb-Stiftung in Auerbach.

Bürgermeister Joachim Neuß überbrachte Glückwünsche der Stadt und im Auftrag des Landrats. Dekan Markus Flasinski gratulierte namens der Pfarrei zum seltenen Wiegenfest. Mit den besten Wünschen schlossen sich die fünf Enkel, acht Urenkel und als jüngste Gratulantin die acht Monate alte Ururenkelin Antonia an.

 
Kommentare

Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.

Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.

Klicken Sie hier für mehr Artikel zum Thema:
Zum Fortsetzen bitte

Sie sind bereits eingeloggt.

Um diesen Artikel lesen zu können, benötigen Sie ein OnetzPlus- oder E-Paper-Abo.