Interessierte Bauern konnten bei dem Rundgang gemeinsam mit Naturlandberater Konrad Maier und Barbara Ströll, Projektmanagerin der Öko-Modellregion (ÖMR) Amberg-Sulzbach und Stadt Amberg, die Umstellungsflächen vor der Ernte besichtigen. 23 Landwirte nutzten die Gelegenheit zum Erfahrungsaustausch mit den neuen Öko-Bauern.
Gastgeber des Treffens war Familie Nickl-Dötsch in Ortlesbrunn, heißt es in einer Presseinfo der ÖMR. "Wir haben uns schon länger mit dem Gedanken beschäftigt, umzustellen", wird Christine Nickl-Dötsch zitiert: "Man muss halt die Zeit finden, sich mit den Details zu beschäftigen." Für Sohn Felix war klar: Wenn er die Landwirtschaft übernehmen soll, möchte er einen Biobetrieb bewirtschaften. "Nachdem sich nun drei weitere Betriebe zur Umstellung entschlossen hatten, haben wir uns gesagt: Wenn, dann jetzt - miteinander", erklärte die Bäuerin. Alle vier Bauern sind nun guter Dinge und bereit für neue Erfahrungen. Sie stehen in regem Kontakt, kaufen zum Teil Maschinen gemeinsam und tauschen sich über Erfahrungen aus.
Ökologischer Landbau in der Region Amberg-Sulzbach
Die vier neuen Auerbacher Biobauern haben inzwischen die ersten Umstellungs-Ernten eingefahren und sind mit den Erträgen zufrieden. Die ersten beiden Jahre sind die Feldfrüchte als Umstellungsware zu vermarkten, danach können sie als Bio-Ware angeboten werden.
Aktuell bewirtschaften laut Barbara Ströll im Landkreis und in Amberg 132 Bauern rund 3839 Hektar nach den Richtlinien des ökologischen Landbaus (ÖL). Das seien rund 8,4 Prozent aller landwirtschaftlichen Betriebe und 7,7 Prozent der landwirtschaftlichen Nutzfläche in AS/AM. Seit der Landkreis und Amberg anerkannte Öko-Modellregion sind (seit 2015) haben 22 Betriebe neu auf ÖL umgestellt. Zu den gesetzlichen Vorgaben gehört der Verzicht auf Herbizide und Kunstdünger. Unkräuter werden über Bodenbearbeitung mit Striegel oder Hacke und die Fruchtfolge unterdrückt. Gedüngt wird nur mit organischem Dünger und über den Anbau von Leguminosen wie Klee, Luzerne und Ackerbohnen.
Erfahrungen aus der Praxis
Familie Dötsch bewirtschaftet mittlerweile einen reinen Ackerbaubetrieb im Nebenerwerb. Vater Gerhard und Sohn Felix waren sich einig, ohne Pflug zu arbeiten. „Wir wollen die Böden verbessern und Humus aufbauen. Da versprechen wir uns von der pfluglosen Bodenbearbeitung am meisten“, erklärte Gerhard Dötsch. Er lockerte den Boden vor der Saat nur oberflächlich mit dem Gänsefußschar-Grubber. Gerhard Dötsch zeigte Flächen mit Wintergerste, Winterweizen, Hafer und Lupine. „Ein bisschen nervös war ich beim Striegeln. Das war ja für mich das erste Mal.“
Naturlandberater Konrad Maier nannte die Lupine eine interessante Feldfrucht: „Sie ist als Stickstoffsammler wertvoll für die Fruchtfolge und gerade in trockenen Jahren eine gute Alternative zu Ackerbohne und Erbse. Die Früchte enthalten viel Eiweiß und sind sowohl vom Futterhandel als auch vom Lebensmittelmarkt gesucht.“ Im Winterweizen nebenan, auf einen Wiesenumbruch gesät, sah man einzelne Ampfer-Pflanzen: Problem-Unkräuter, die man auch im Ökolandbau konsequent bekämpfen muss.
Konrad Maier empfiehlt allen Landwirten, gleich im ersten Jahr den Ampfer mit dem Stecher zu entfernen: „Der Aufwand lohnt sich. Lässt man diese Pflanzen stehen, können die sich stark vermehren. Dann hat man ein Problem.“ Auf der windigen Hochfläche hat Familie Dötsch Hafer angebaut. „Den haben wir quasi in die Asche gesät. Hier war es staubtrocken“, sagte Dötsch. Auf den Blättern waren viele Getreidehähnchen-Larven zu sehen. Ein Fraßschädling, gefördert durch warme, trockene Witterung. Konrad Maier meinte dazu: „Bei hohem Befall kann man den Striegel durch den Bestand tragen und so die Getreidehähnchen von den Pflanzen kratzen. “
Auffällig war die hohe Zahl an Marienkäfern und deren Larven auf den Haferpflanzen. „Der Marienkäfer und seine Larven vertilgen bekanntlich viele Pflanzenschädlinge“, auch das Getreidehähnchen, informierte Biologin Barbara Ströll: „Hier sieht man, dass es Sinn hat, auf Insektizide zu verzichten.“
Thomas Redel stellte seine Umstellungsäcker auf der Hochfläche von Ohrenbach vor. Der Nebenerwerbslandwirt arbeitet mit dem Pflug. Sein Sommergerste- und Triticale-Bestand enthielt weniger Beikräuter als die Dötsch-Bestände. Direkt neben Redels Flächen wurden noch zwei Flächen besichtigt: Gerald Hörl betreibt hier bereits seit 18 Jahren Ökolandbau. Auch sein Getreide stand gut da. Seine Äcker sind für ihren Reichtum an seltenen Ackerwildkräutern bekannt. Die steinreichen Kalkscherbenäcker sind schwer zu bewirtschaften. Einen davon lässt Hörl brach liegen: „Hier liegen einfach zu viele Steine. Hier können die Wildkräuter wachsen.“ Die Fläche ist voll von seltenen Pflanzen.
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