Gefehlt hätte, wie bei vielen Steinkreuzen, der steinerne Erdfuß, schreibt Fähnrich. Solche wuchtigen Steinkreuze aus grobem Granit müssen tief verankert werden, weiß der Historiker. Fähnrich vermutet, dass der Erdanker der "Entheiligung" um 1600 in der calvinischen Zeit der Stadt zum Opfer gefallen ist. Im reformatorischen Glauben galten etwa katholische ("paptistische") Kreuze in der Flur als schlimmes Sakrileg und wurden als Beschmutzungsgefahr des Geheiligten bewertet. Oft seien die oberirdischen Teile zerstört worden. Ehrfurchtsvoller sei es gewesen, das Kreuz zu verstecken oder zu vermauern, wie Fähnrich es in Bärnau vermutet. Bei einer Besichtigung im September sei dann sogar noch ein zweites mittelalterliches Steinkreuz, ebenso ohne Fuß, gefunden worden. Es ist viel einfacher gestaltet - und jünger. In das Kreuz eingemeißelt sind die Umrisse einer bäuerlichen Pflugschar. Beide seien ein seltenes und damit erhaltenswertes Kulturgut des Mittelalters, appellierte der Historiker an die Stadt, entsprechende Maßnahmen zu treffen.
Zudem fragt Heimatforscher Fähnrich nach dem Verbleib zweier denkmalgeschützter Grabplatten. In der Denkmalliste von 2000 (Buchform) heißt es "in der Friedhofmauer".
Sühnekreuze als Bet- und Standeszeichen
Steinkreuze sind Sühnekreuze, errichtet von Totschlägern, ja Mördern, weiß Heimatforscher Harald Fähnrich. Im Mittelalter waren sie wichtiger Teil der Buße. Und Symbol der neuen Rechtsprechung, welche die archaische Familienblutrache ablöste! Ins Christliche umgeformt: Das sündige Opfer war gestorben ohne priesterlichen Beistand und musste deshalb besonders lange im reinigenden Fegefeuer büßen.
Aufgestellt wurde solch ein „Erlösungskreuz“ an vielbegangenen Wegen. Es forderte die gläubigen Vorbeigänger auf, hier für die unbekannte arme Seele zu beten. Besonders viele Gebete flossen, glaubt die moderne Wissenschaft, wenn ein Standeszeichen eingemeißelt war. Das Häufigste war die Pflugschar – Bauer getötet. Sie ziert den zweiten Bärnauer Überraschungsfund.




















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