Bärnau. (bz) Die letzten Tage vor dem Kriegsende gingen am Grenzkamm nicht spurlos vorüber. Deutsche Truppen leisteten zunächst Widerstand, Pioniere legten Minensperren. Die US-Army rückte mit Panzern vor und setzte Artillerie ein. Vor allem die Gemeinde Paulusbrunn jenseits der bayerischen Grenze wurde schwer in Mitleidenschaft gezogen.
Wie schwer, das wollten sich sechs junge Burschen an jenem 21. Mai 1945, einem Pfingstmontag, anschauen. Vier vor ihnen sollte die Neugier das Leben kosten. Wie sich das Unglück zugetragen hat, das hat Josef Zwerenz im Heimatbuch Paulusbrunn ausführlich beschrieben. Dabei stützt er sich auf die Berichte von Augenzeugen.
Neugier kostet Leben
Die sechs Jugendlichen im Alter zwischen 14 und 16 Jahren hatten sich zufällig getroffen und gingen gemeinsam auf einer ausgefahrenen Panzerspur von Baderwinkel in Richtung Hermannsreith auf böhmischer Seite. "Etwa auf halbem Weg kamen sie auf freiem Felde an einem Steinhaufen vorbei, auf dem vier längliche Holzkästchen lagen." Was sie nicht wussten: Es handelte sich um sogenannte Panzerstabminen, wie sie deutsche Truppen beim Rückzug zurückgelassen hatten.
Gewaltige Detonation
Nichtsahnend warf einer der Jungen eines dieser Kästchen auf einen Steinhaufen. Die Mine explodierte und mit ihr auch alle anderen. "Es war eine gewaltige Detonation, die die feiertägliche Stille urplötzlich zerriss", schreibt Zwerenz. "Ein zum Himmel aufsteigender schwarzer Rauchpilz zeigte die Stelle an, wo die Explosion erfolgt war."
Und es war ein schrecklicher Anblick für alle, die an der Unglücksstelle eintrafen. Etwa 200 Meter östlich der Dürrmaulhöhe auf bayerischer Seite fanden sie Rudolf Fenzl (Franzhäuser), Franz Knoll (Baderwinkel) und Josef Träger (Vorderpaulusbrunn) tot. Walter Friedl (Baderwinkel) wurde schwer verletzt noch nach Hause gebracht, erlag aber Stunden später unter unbeschreiblichen Schmerzen seinen Verletzungen. Zwei Burschen überlebten, weil sie etwas vom Ort der Detonation zurückgeblieben waren. Durch die Wucht der Explosion wurden sie aber in einen Acker geschleudert, hatten Splitter in Rücken, Armen und Beinen.
Letzte Ruhe in Paulusbrunn
Ihre Kameraden fanden in einem Gemeinschaftsgrab auf dem Paulusbrunner Friedhof die letzte Ruhe. Damit ihr Schicksal nicht in Vergessenheit gerät, errichteten im Jahre 2007 die "Aktiv-Rentner" der Siedler und Feuerwehr im bayerischen Hermannsreuth, wo auch viele Landsleute nach der Vertreibung eine neue Heimat gefunden haben, am höchsten Punkt des Grenzweges nach Bärnau eine Gedenkstätte.
Kommentare
Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.
Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.