Ein wenig müde, aber glücklich trafen die Wanderer aus Tschechien und Deutschland vor kurzem bei der Steinbergkirche ein. 20 Kilometer standen am Spätnachmittag auf ihrem "Kilometer"-Konto. Nach einem Stopp ging es zum Ziel, dem Geschichtspark Bärnau-Tachov, weiter. Unter der kleinen Gruppe befand sich auch Charles Herold. Der Projektkoordinator des Jan-Hus-Pilgerwegs auf bayerischer Seite war nicht das erste Mal auf den Spuren des tschechischen Reformators unterwegs.
Viele interessante Details
Charles Herold wanderte Ende Mai sechs Tage lang allein die 150 Kilomater lange Strecke vom Geschichtspark zum Nürnberger Hauptmarkt ab. Dabei ging es stets entlang der Goldenen Straße, die mit dem weißen böhmischen Löwen auf rotem Grund markiert ist. "Es war eine unglaubliche Reinigung des Geistes. Man erkannte viele interessante Details auf dem Weg, welcher in der Oberpfalz sehr oft zwischen städtischem Treiben und ländlichem Idyll wechselt. Gerade in der Coronazeit war die Wanderung eine tolle Möglichkeit, die eigene Region mit ihrer Kultur und ihren Menschen besser kennenzulernen", sagt Herold im Nachhinein. In Bärnau wurden die Pilger von Alfred Wolf, dem Vorsitzenden des Vereins "Via Carolina – Goldene Straße", und Ilona Hunsperger, Mitarbeiterin im Geschichtspark, mit einer Brotzeit empfangen.
Start an Bethlehemskapelle
Der Stafettenlauf begann bei der Bethlehemskapelle in Prag, wo Jan Hus gepredigt hat. Er endete am Hus-Feiertag am 6. Juli in Bärnau. Das war die erste deutsche Stadt jenseits der westböhmischen Grenze, die Hus passiert hat. Nicht immer waren die gleichen Wanderer unterwegs. Der Pilgerzug wurde als Stafettenlauf konzipiert. Aber die Teilnehmer hielten sich ehrgeizig an ihren Plan, die 250 Kilometer lange Strecke nach Bärnau Tag und Nacht zu durchlaufen. Die Teilnehmer brachten Stafetten in Form von Fähnchen mit dem Hus-Weg-Logo heil an ihr Ziel.
Die Stafettenwanderung soll keine Eintagsfliege sein. Vielmehr ist sie der Auftakt eines neuen Pilgerwegs, von dem sich die Macher eine rege Nutzung über Grenzen hinweg in den Köpfen der Menschen erhoffen. Der Pilgerweg selbst ist in Bärnau längst nicht ausgewandert, er endet in Konstanz beim Jan-Hus-Museum. Die tschechische Seite hat die Ausarbeitung des Hus-Weges intensiv vorangetrieben und bereits eine Webseite, allerdings nur in tschechischer Sprache, erstellt: www.husovacesta.cz
„Der Weg des Jan Hus in der Region Pilsen und der Oberpfalz“
- Der Jan-Hus-Pilgerweg ist ein moderner Fernwanderweg, der auf der Tradition kirchlicher Wallfahrten sowie auf den von Hus vertretenen Ideen basiert. Er soll eine Aufforderung zur Toleranz darstellen, über regionale Geschichte und die Landschaft erzählen, aber auch an die Bedeutung der Entschlossenheit, des Muts sowie der Demut im Leben am Beispiel Hus erinnern. So wünscht es sich die Projektleitung des neuen Pilgerwegs.
- Die Regionalentwicklungsagentur Pilsen (Regionální rozvojová agentura Plzeňského kraje) und der Verein „Via Carolina – Goldene Straße“ arbeiten seit 2019 gemeinsam an der Etablierung des Fernwanderweges.
- Ohne finanzielle Unterstützung geht es auch nicht, einen Pilgerweg neu zu definieren: Das Projekt „Der Weg des Jan Hus in der Region Pilsen und der Oberpfalz“ wird im Rahmen des grenüberschreitenden Ziel 3 – Programmes des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung der EU gefördert.
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