Nicht nur beim Maibaumaufstellen, bei der Fronleichnamsprozession oder beim Kirwa-Baum-Austanzen zeigt sich der „Kulmgau“ als Hort der Tradition und des gelebten Brauchtums. Mehr als 1000 Besucher zog es an Christi Himmelfahrt wieder auf „ihren“ Berg, als der Reitclub am Kulm auf die Aussichtsterrasse der nördlichen Oberpfalz lud. Der Sternritt, das Glaubensbekenntnis unter freiem Himmel und das anschließende fröhliche Feiern zählen mittlerweile zur gelebten Tradition. Die Idee zu diesem Spektakel hatte vor 43 Jahren Ernst Walberer. Mit 93 Jahresringen verfolgt der Pferdeliebhaber das Großereignis noch immer mit viel Enthusiasmus.
Diese Welle der Begeisterung hat längst die "Rossnarrischen" erreicht. Renate Schupfner, Vorsitzende des veranstaltenden Reitclubs am Kulm, schätzte die Teilnehmerzahl auf circa 100 Reiter. Drei Western-Reiterinnen aus dem Stall Übelhack in Guttenthau gehörten zu den ersten Ankömmlingen. Mit Westernhut und Cowboystiefeln boten Elisabeth, Lea und Lisa mit ihren Lieblingen Lucky, Luke und Diego ein imposantes Bild.
Stets auf dem Berg dabei ist Werner Schreml mit Lebensgefährtin Gertraud. Der Eschenbacher hält die Kutschentradition aufrecht. Vollbesetzt war sein mit Blumen geschmücktes Gefährt, gezogen von den Araber-Haflingern Jenny und Vroni. Wenig später der nächste Blickfang: Unter die stolzen Rösser mischten sich zwei Esel-Damen - ein Novum beim Sternritt der Reitclubs. Doch Indra und Miri, Zwergesel der Familie Schäffler aus Schwarzenbach, ließen sich von der Übermacht der edlen Rösser nicht beeindrucken.
Spielend leicht, so der Eindruck, meisterten Ross und Reiter auch die letzte Etappe vorbei an den Kreuzwegstationen hinauf zum Berg. Ein Schauspiel, das viele Besucher faszinierte. Derweil genossen die Riesen unter den Vierbeinern schon das saftige Grün im weitläufigen Wiesen-Gelände. Kaltblut-Pferde mit edlem Zaumzeug, Araber mit glänzendem Fell und mit hochglanzpolierten Hufen, weiße Ponys mit blaugestreiften Mähnen, das Kunterbunt an Vierbeinern spiegelte sich in vielen Szenen wider.
Früher waren es die Bauern, die sich mit ihren Rössern unter das Schild ihrer Schutzheiligen stellten. Für die mühevolle Feld- und Waldarbeit waren die Pferde unersetzbare Helfer. Doch die Zeiten haben sich gewandelt. Die Pferdesportler bestimmen heute das Bild der Reiterei. Geblieben ist der Wunsch nach Gottes Segen für Ross und Reiter. Den erteilte Pater Benedikt Schuster nach einem feierlichen Gottesdienst nicht nur den Rössern, sondern allen Tieren, wie der Kirchenmann betonte. In seiner Predigt empfahl der Seelsorger, den Blick gen Himmel zu richten. Um nicht zu kurz zu denken, verschaffe die unendliche Weite dieses Blickes wieder die Erdung für das Leben.
Zu den Farbtupfern des Reiterfestes gehörte die einfühlsame musikalische Begleitung der Festmesse durch die Kaibitzer Schlossbläser unter Leitung von Hornmeister Ely Eibisch. Nach dieser Stunde für die Seelenrast lud Vorsitzende Renate Schupfner zu einem Reiter- und Bergfest voller Lebensfreude.
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