3,79 Millionen Zuschauer sahen laut BR am Freitagabend die "Fastnacht in Franken". Vermutlich nur wenigen Kennern fiel auf, dass da bei der "Altneihauser Feierwehrkapell'n" etwas anders war. Denn statt des bewährten Rupert Beer blies der "Altneihauser der Reserve", Gerald "Simmi" Bühring aus Marktredwitz, an der Tuba die Backen auf, wie Kommandant Norbert Neugirg am Sonntag bestätigt. Dass in Kapellen einzelne Posten durch eine Vertretung besetzt werden, ist nicht ungewöhnlich. Dass diese Vertretung erst vier Stunden vor dem Auftritt des Jahres von ihrem Glück erfährt, aber schon.
Wegen eines plötzlichen Rückenleidens musste Beer am Freitag um 17.15 Uhr seinem Kommandanten Norbert Neugirg absagen. Was danach passiert ist, findet sich in Neugirgs eigenen Worten im Kasten unten. Wer diesen gelesen hat, kann Neugirgs Fazit zum gesamten Abend verstehen: "Mehr zufrieden als befürchtet." Zufrieden gibt sich auch der BR mit dem Abend ganz allgemein und mit den "Altneihausern" im Speziellen. "Die Altneihauser Feierwehrkapell'n hat mit ihrer aktuell vorgelegten Nummer die BR-Redaktion sowie den Fastnacht-Verband voll überzeugt", sagt die Leiterin des BR-Studio Franken, Kathrin Degmair,
Ein Viertel kürzer
Dass der Auftritt der "Altneihauser" in diesem Jahr deutlich kürzer ausfiel, habe aber nichts mit der kurzfristigen Umbesetzung zu tun. Die Verkürzung lässt sich tatsächlich sogar messen: Der Mittschnitt des 2018er Auftritts in der BR-Mediathek dauert 21.27 Minuten. 2019 hatte die Truppe aus Windischeschenbach die Bühne schon nach 15.06 Minuten wieder verlassen. "Die Dauer der einzelnen Auftritte ergibt sich Jahr für Jahr aufs Neue - zum einen aus der jeweiligen Position in der Gesamt-Dramaturgie der Prunksitzung, zum anderen aus dem konkreten Inhalt jeder Nummer, den die Künstler selbst entwickeln. Dementsprechend variiert die Dauer der einzelnen Auftritte", sagt Degmaier zur um ein gutes Viertel gekürzten Bühnenzeit. Neugirg wiederholt auf die Frage einen Satz, den er schon am Freitag auf der Bühne gesagt hatte: "Es ist nicht einfach hinzukriegen, aus dieser Sendung rauszufliegen."
Auch die unterstellte Einflussnahme auf die Inhalte weist der BR zurück: "Die Prunksitzung in Veitshöchheim lebt von der Kreativität der auftretenden Künstler, das Prinzip der künstlerischen Freiheit hat dabei einen hohen Stellenwert." Allerdings stehe die Fastnacht-Redaktion des BR das ganze Jahr in Kontakt mit den Künstlern. Diese intensive Zusammenarbeit habe sich gegenüber den Vorjahren nicht verändert, stellt Kathrin Degmair klar.
"Sensationeller Erfolg"
Die Studioleiterin betont ansonsten den großen Erfolg, den die Sendung auch 2019 verbuchen konnte: "Die Zuschauer konnten eine überragende Unterhaltungssendung genießen." Angesichts eines bayernweiten Marktanteils von 50,1 Prozent spricht Degmaier von einem "sensationellem Erfolg". Laut BR schalteten sogar am Samstagabend bei der Wiederholung der Sendung zur besten Sendezeit erneut 1,64 Millionen Zuschauer aus ganz Deutschland ein.
Besonders hebt die Presseabteilung des BR in einer Mitteilung das große Interesse bei den jüngeren Fernsehzuschauern hervor: "26,5 Prozent Marktanteil wurde bei den 14- bis 49-Jährigen erzielt - und das gegen starke Konkurrenz in anderen Programmen", heißt es darin. Zudem hatten schon bis zum Samstagmittag über 500 000 Internetnutzer die Sendung in der BR-Mediathek aufgerufen. Entsprechend positiv und überschwänglich fällt dann auch das Fazit von Kathrin Degmaier aus: "Auch wir sind begeistert von der großartigen Prunksitzung, bei der alle beteiligten Künstler wunderbare Nummern auf die Bühne in Veitshöchheim gezaubert haben."
Chronologie einer logistischen Meisterleistung
17.15 Uhr: Endgültige Diagnose: Für den Liveauftritt (geplant für 21.08 Uhr) spielunfähig. Einlieferung in die Klinik wird eingeleitet.
17.16 Uhr: Ein „Altneihauser der Reserve“ in Marktredwitz (Randoberpfalz) wird alarmiert.
18 Uhr: Gerald „Simmi“ Bühring rüstet sich in Neuhaus mit dem Nötigsten aus und hebt mit dem schnellsten Pkw des Taxiunternehmens Martin Neugirg nach Veitshöchheim ab.
20.05 Uhr: Ab Ortseingang Veitshöchheim nimmt ein Polizeiauto, gelotst von Altneihauser-Regisseur Christian Höllerer, das Fahrzeug in Empfang. Mit Blaulicht voraus geht es in die Ferienwohnung Wiek in Veitshöchheim zur Schlafstube unseres Großen Trommlers (der hat naturgemäß das größte Zimmer). Dort warten alle übrigen, noch nicht eingelieferten, Altneihauser. Übrigens: Die fränkischen Gendarmen haben ihre allererste wirklich sinnvolle Aufgabe bei Fastnacht in Franken mit Begeisterung erfüllt.
20.10 Uhr: Unter dem musikalischen Leiter Peter Fuhrmann beginnt im Schnellverfahren die Einstudierung des Musikprogramms für Gerald Bühring, der dasselbe (noch) nicht kennt.
20.35 Uhr: Kapelle läuft fertig kostümiert den kurzen Weg zu Fuß zu den Mainfrankensälen, in denen seit 19 Uhr die Sendung läuft. Zum Glück hinken die Franken, wie immer, ihrer Zeit hinterher, und der Auftrittsbeginn wird sich etwas verzögern.
20.45 Uhr: Die BR Ton- und Masken- und Kostümleute arbeiten sich im Höchsttempo an der Kapelle ab. BR-Team Chapeau!
21.05 Uhr: Verschnaufpause.
21.26 Uhr: Die Altneihauser betreten die Bühne und versuchen so zu tun, als ob nichts gewesen wäre.
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