Beidl bei Plößberg
08.11.2021 - 11:38 Uhr

Ketten sprengen mit dem heiligen Leonhard beim Gedenktag in Beidl

Einem alten Gelübde folgen heute noch zahlreiche Gläubige und feiern das Fest des heiligen Leonhard. Auch wenn der traditionelle Ritt nicht mehr üblich ist, hat der Leonharditag in der Pfarrei Beidl einen besonderen Stellenwert.

Als Festprediger war Stadtpfarrer Daniel Fenk (am Pult) aus Grafenwöhr nach Beidl gekommen. Mitzelebranten waren Pfarrer Thomas Thiermann und Diakon Egon Giehl (von rechts). Bild: mei
Als Festprediger war Stadtpfarrer Daniel Fenk (am Pult) aus Grafenwöhr nach Beidl gekommen. Mitzelebranten waren Pfarrer Thomas Thiermann und Diakon Egon Giehl (von rechts).

In der Kirche Mariä Himmelfahrt feierte die Pfarrei Beidl am Samstag das Fest zu Ehren ihres zweiten Patrons. Dazu war auch die angebaute Leonhardikapelle mit Darstellungen aus dem Leben des Heiligen festlich geschmückt. Die Standarten der früher selbstständigen politischen Gemeinden Beidl, Schönficht und Lengenfeld waren am Seitenaltar aufgebaut. Sie stellen den Heiligen dar und wurden beim früheren Leonhardiritt mitgeführt.

Bei ruhigem Herbstwetter kamen an die 30 Teilnehmer aus Pilmersreuth an der Straße zum Gottesdienst, darunter auch junge Familien. Die Fußprozession wurde von zwei Pferden mit Reitern der Familie Willi Trißl begleitet. Am Ortseingang empfing Diakon Egon Giehl die Gruppe mit dem Segen.

Pfarrer Thomas Thiermann begrüßte als Festprediger den früheren Tirschenreuther Kaplan und jetzigen Grafenwöhrer Stadtpfarrer Daniel Fenk.

"Was verbindet uns mit Richard Löwenherz, dem berühmten König von England, sowie dem französischen König Karl VII. und Anna von Österreich, der Mutter von König Ludwig XIV.?", fragte der Prediger und gab die Antwort: "Es ist der heilige Leonhard." Diese drei Persönlichkeiten hätten wie viele andere Gläubige das Grab des Heiligen besucht und um Fürsprache ihrer Anliegen gebeten.

Leonhard sei als Patron der Bauern und des Viehs besonders in ländlichen Gebieten populär geworden. Das beruhe eigentlich auf einem Verständnisfehler, denn der Heilige galt ursprünglich als Schutzpatron derer, die in Ketten liegen – also der Gefangenen, aber auch der Geisteskranken, die man bis ins 18. Jahrhundert angekettet habe. Der Legende nach seien diese Fesseln nach Anrufung des Leonhard vielfach abgefallen oder zersprungen. Auch in Beidl seien zwei Figuren des Heiligen mit Ketten dargestellt. Da man sie als Viehketten umdeutete, sei Leonhard nach der Reformation zum Schutzpatron der Tiere und der Landwirtschaft uminterpretiert worden.

Der Prediger blickte besonders auf die Krisenherde der Welt wie Syrien und Afghanistan, wo Menschen um ihr Leben fürchten müssten. "Auch wenn wir nicht in einem Gefängnis sitzen und in Ketten liegen, so gibt es doch in unserem Leben die einen oder anderen Ketten, die uns im übertragenen Sinn gefangen halten", sagte Pfarrer Fenk. Dabei dachte er auch an die Einschränkungen durch das Coronavirus. Krankheit, Probleme in einer Beziehung, Streit, Sorgen um Arbeit und Familie, der Tod geliebter Menschen seien lähmende Lebenserfahrungen.

Ein einzelnes Bittgebet werde all diese Ketten freilich nicht gleich sprengen. "Aber in der Hinwendung können wir Kraft erhalten, so dass sich diese Fesseln immer mehr weiten und eines Tages möglicherweise abfallen." Der heilige Leonhard habe versucht, als Einsiedler ganz für Gott da zu sein und auf vieles Irdische verzichtet. So könne der zweite Patron der Pfarrei Beidl Mut machen, nicht aufzugeben und sich nach Gott hin auszustrecken. "Jesus hat uns gezeigt, gar die Ketten des Todes zu sprengen. In ihm dürfen wir ein Leben in Freiheit und nicht in Gefangenschaft erhoffen."

Im Namen des Pfarrgemeinderates überreichte Michael Vollath an Daniel Fenk ein kleines Präsent. Ortspfarrer Thomas Thiermann dankte der Frauengruppe des Kirchenchores für die festliche Umrahmung des Gottesdienstes.

 
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