23.10.2018 - 14:56 Uhr

Besser leben mit Musik

„Das Beste, was wir einem Kind bieten können, ist mit ihm zu singen, zu spielen und zu tanzen“, sagen Musikpädagogen.
Das Erlernen eines Instruments verbessert emotionale und soziale Fähigkeiten.

Das Erlernen eines Instruments erweitert emotionale und soziale Fähigkeiten. Bild: Doris Mayer
Das Erlernen eines Instruments erweitert emotionale und soziale Fähigkeiten.

Musik begleitet uns ein Leben lang. Babys und Kleinkinder werden mit Liedern beruhigt oder in den Schlaf gewogen. Zu Musik fangen sie an, sich rhythmisch zu bewegen oder zu tanzen. Zum Rhythmus von Liedern wippen wir mit dem Fuß oder bewegen uns. Die Stimmung wird meist besser, wir werden offener und kommunikativer.

Paul, Hanna, Linda, Raphael und Sina sind unterschiedlich alt, haben aber eins gemeinsam. Sie bekommen einmal pro Woche Unterricht bei einem Musiklehrer. Und das scheint auch Spaß zu machen, zumindest ist die Laune nach dem Unterricht meistens sehr gut.

„Der Benno hat mich heute wieder gelobt“, erzählt Paul froh seiner Mama, die ihn vom Trompetenunterricht abholt. „Er hat gemerkt, dass ich gut geübt habe.“ „Benno“ das ist sein Musiklehrer Benno Englhart. Seit rund 25 Jahren erteilt er zahlreichen Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen in und um Grafenwöhr, Pressath und Eschenbach Instrumentalunterricht in Blasinstrumenten, Gitarre oder Blockflöte.

„Es macht Freude zu sehen, welche Fortschritte die Schüler machen. Ich finde es zudem beachtlich, mit welcher Konzentration auch schon die 5-Jährigen dabei sind“, erzählt der Dipl.-Musikpädagoge und Dipl.-Musiker begeistert. „Selbst Kinder, die in der Schule unruhig sind, kommen hier zur Konzentration“, kann er berichten. Doch wie wirkt sich das Musizieren, ob allein oder in der Gruppe, auf die Entwicklung der Kinder aus?

Gehirnhälften verknüpft

Umfassende Untersuchungen gibt es dazu aus der Hirnforschung. Besonders interessant scheint, dass die Verknüpfung der beiden Gehirnhälften durch aktives Musizieren oder bereits durch das bewusste Hören von Musik gefördert wird.

Schon Kindergartenkinder zeigen sich beim Singen begeistert. Konzepte, wie „Musikgarten“ für Eineinhalb- bis Dreijährige oder musikalische Früherziehung für Kinder ab vier Jahren werden von verschiedenen Anbietern beworben. Bereits ab fünf (manchmal sogar vier) Jahren erlernen Kinder das Spiel auf Instrumenten wie Blockflöte, aber auch Klavier, Geige, Trompete oder Gitarre. Das Singen im Chor macht vielen Kindern, Jugendlichen und auch Erwachsenen Freude.

Während die Melodieverarbeitung mehr in der rechten, die Rhythmusverarbeitung hingegen mehr auf der linken Gehirnhälfte passiert, führt das zu einer optimaleren Ausbalancierung beider Hirnhälften. Einen deutlich größeren Effekt gibt es aber beim aktiven Spielen eines Instruments.

Durch das Lesen von Noten und Übertragen auf das jeweilige Instrument mit den verbundenen Fähigkeiten (zum Beispiel das Bedecken der Löcher auf der Blockflöte und sorgsames Hineinblasen in das Mundstück, Anschlagen der Tasten auf dem Klavier, Drücken der Saiten mit Fingern der einen und Anschlagen mit Fingern der anderen Hand auf der Gitarre) fördert Musizieren in erheblichem Maße das Zusammenwirken der rund zehn Milliarden Nervenzellen des Gehirns.

Musik fordert heraus

Professor em. Dr. Wilfried Gruhn, Musikpädagoge, der an der Musikhochschule Freiburg lehrte, meinte dazu: „Kinder brauchen Musik, aber nicht, weil Musik ein nützlicher Gehirn-Trainer ist. Sie macht so wenig klug, wie sie dumm macht. Doch fordert sie das Gehirn in selten komplexer Weise heraus, weil beim Musizieren Hören und Sehen, Fühlen und Tasten, Bewegung und Koordination, Imagination und Kreativität in besonders intensiver Weise miteinander verbunden werden. Insofern ist das Beste, was wir einem Kind bieten können, zu ihm und mit ihm zu singen, zu spielen und zu tanzen.“

Eine Studie des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) aus dem Jahr 2006 belegt, dass Musikunterricht oder Musizieren keine schnelle Methode ist, um Intelligenzleistungen zu erhöhen. Das könne ebenso durch künstlerische oder sportliche Betätigung erreicht werden, die sich positiv auswirkt.

Nachweislich aber unterstützt Musik die Heranwachsenden im emotionalen und sozialen Bereich. Die Studie ergab, dass musizierende Kinder über ein besseres Sozialverhalten verfügen. Sie grenzen weniger häufig andere Kinder aus, haben eine höhere Urteilsfähigkeit, können besser aus Erfahrungen lernen und in Ursache-Wirkungs-Zusammenhängen denken. Auch hilft das Erlernen eines Instruments, die Konzentration zu fördern.

Das Ausdrücken der Gefühle durch Musik verhilft zudem, in schwierigen Lebensphasen emotional ausgeglichener zu sein. Dieses Mehr an emotionaler Stabilität wirkt sich auf alle Lebensbereiche aus. (myd)

Musikschulen finden:

In fast jedem Ort in der Region gibt es private und städtische Musikschulen, die Unterricht für Interessierte jeden Alters anbieten. Informationen gibt es auf den Websites der Städte, Gemeinden und Landkreise. Der Verband Deutscher Musikschulen (VdM) bietet auf www.musikschulen.de eine Suche an.

Wer Bundesland, Stadt oder Postleitzahl eingibt, erhält einen Überblick über alle Musikschulen in seiner Nähe mit Kontaktadressen. (nd)

Noten, Rhythmus, Pausen, Vorzeichen, Tempowechsel: Erlernen und Spielen eines Instrumentes sind sehr komplex. Zusammen mit ihrem Lehrer das Gelernte auf einer Bühne vor Publikum vorzutragen, wie hier auf einem Bürgerfest, macht die Kinder stolz. Bild: Doris Mayer
Noten, Rhythmus, Pausen, Vorzeichen, Tempowechsel: Erlernen und Spielen eines Instrumentes sind sehr komplex. Zusammen mit ihrem Lehrer das Gelernte auf einer Bühne vor Publikum vorzutragen, wie hier auf einem Bürgerfest, macht die Kinder stolz.
Schon im Vorschulalter interessieren sich manche Kinder dafür, ein Instrument zu erlernen. Paul hat sich für Trompete entschieden, andere lernen Blockflöte, Gitarre, Geige oder Klavier. Bild: Doris Mayer
Schon im Vorschulalter interessieren sich manche Kinder dafür, ein Instrument zu erlernen. Paul hat sich für Trompete entschieden, andere lernen Blockflöte, Gitarre, Geige oder Klavier.
Hanna und Linda konzentrieren sich auf Noten, Rhythmus und Pausen. Bild: Doris Mayer
Hanna und Linda konzentrieren sich auf Noten, Rhythmus und Pausen.
 
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