Die Euphorie um den Konzertsaal im Landkreis Cham ist seit der Eröffnung nicht verlöscht. Das zeigen die Zahlen und Synergie-Effekte auf die heimische Gastronomie und Hotellerie. Thomas Bauers Erfolgsrezept ist, dass er nicht nur ein neues Konzerthaus konzipierte, sondern auch die inhaltliche Gestaltung dafür. Mit klaren Zielen blickt er in die Zukunft.
Qualität will honoriert sein
Durch seine künstlerischen Kontakte ist für Bauer die Programmgestaltung auf hohem Niveau bis zur "Weltklasse im Dorf" ein Leichtes. Selbst der berühmte Pianist Sokolow gastierte 2019 in Blaibach. Innerhalb von zwei Stunden sei dieses Konzert ausverkauft gewesen.
Für 10 Euro waren die Karten anfangs zu haben. Mit 30 bis 78 Euro sind die Karten immer noch preiswert. Thomas Bauer prophezeit steigende Ticketpreise. 23 000 Tickets wurden 2019 verkauft. Damit bewegt sich das Konzerthaus in dem 2000-Seelen-Dorf auf dem Niveau der Osterfestspiele in Baden-Baden und Salzburg. Besucher kommen aus München, Nürnberg und Wien nach Blaibach.
Aktives Management
"Das ist schon eine ganz andere Liga wie beispielsweise die Europäischen Wochen in Passau" , konstatiert Thomas Bauer, ehemaliger Intendant eben dieser Veranstaltung. "Das Interesse an Blaibach wächst weiter". Bis zu 70 Prozent der Kosten würden bereits durch den Ticketverkauf erwirtschaftet, die öffentliche Förderung betrage nur 4 bis 5 Prozent, der Rest erfolge durch Sponsoring, wobei Thomas Bauer selbst dabei sehr aktiv ist.
Seine eigenen Tourneepläne organisiere er so, dass er bei den meisten Konzerten in Blaibach anwesend ist. "Habt's a Geld?", fragt er dann ganz direkt und schelmisch grinsend ins Publikum. Wer spendet, bekommt das Jahresprogramm im Vorfeld zugeschickt, um die gewünschten Karten zu bekommen.
Den Schlüsselbegriff für den Erfolg sieht Bauer im persönlichen Kontakt. Künstler werden vom Flughafen abgeholt, in der Garderobe von Gymnasiasten und Auszubildenden betreut. Nach der Vorstellung findet der Abend in der einzigen Pizzeria Blaibachs einen geselligen Ausklang. Das spreche sich herum. Künstler schätzen den persönlichen Kontakt, die Authentizität der Menschen und die schöne Landschaft.
CO2-Verbrauch im Blick
Ab Januar wird nach den Uno-Richtlinien der CO2-Verbrauch konstatiert, um Künstler und Mitwirkende für den Umgang mit Energie zu sensibilisieren. Damit sollen Künstler motiviert werden, mit dem Zug statt dem Flieger anzureisen, Programmhefte durch Projektionen auf der Bühne zu ersetzen oder "durch gute Taten anderswo" die Energiebilanz auszugleichen.
Thomas Bauers Kulturverständnis
Bauer bewege die Frage, welche Rolle Kultur und Heimat heute spielen. "Kulturgranit" nennt er die neue Webseite des Konzerthauses und der Name verdeutlicht, wie wichtig ihm beides ist. Kultur könne in vielen Formen der Vorreiter sein, Land-Stadt-Hierarchien abbauen, ländliche Regionen über die Sicherung der kulturellen Infrastruktur als Lebensraum aufwerten und weiterentwickeln.
Daraus resultiere ein neues Kulturverständnis, das die Politik noch nicht genügend wertschätze. "Der Freistaat Bayern tut viel", lobt Bauer, moniert aber gleichzeitig die Vergabe der Gelder "nach unerklärlichen Verfahren." Keiner wisse, warum wer wie viel bekommt, oft seien es traditionelle Strukturen oder integrative Projekte, ohne Hinterfragung der Besucherzahl und regionaler Wirkung. Bauer wolle keine Almosen der Kultur, sondern deren Würdigung, sichtbar durch adäquate finanzielle Unterstützung.














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