Deutschland und die Welt
24.01.2020 - 17:55 Uhr

Blutiges Familiendrama: Sohn tötet Wirtsfamilie in Baden-Württemberg

Sechs Personen sind Freitagmittag bei einer Schießerei in einem Gasthaus in der Ortschaft Rot am See umgekommen. Die Polizei geht von einem Familiendrama aus. Unter den Toten ist auch der Wirt. Die Nachbarn sind fassungslos.

von doa
Nach Schüssen in in der Gaststätte "Deutscher Kaiser" in Rot am See im Nordosten Baden-Württembergs stehen Polizeiautos vor dem Gebäude in der Bahnhofsstraße. Hier sind sechs Menschen getötet und zwei verletzt worden sein. Ein Tatverdächtiger - offenbar der Sohn des Gastwirts- ist festgenommen worden, sagte die Polizei. Bild: Sebastian Gollnow/dpa
Nach Schüssen in in der Gaststätte "Deutscher Kaiser" in Rot am See im Nordosten Baden-Württembergs stehen Polizeiautos vor dem Gebäude in der Bahnhofsstraße. Hier sind sechs Menschen getötet und zwei verletzt worden sein. Ein Tatverdächtiger - offenbar der Sohn des Gastwirts- ist festgenommen worden, sagte die Polizei.

Schock-Meldung aus der kleinen Ortschaft Rot am See (Kreis Schwäbisch Hall): Wie die Polizei bei einer Pressekonferenz am späten Nachmittag bestätigt sind gegen 12.45 Uhr sechs Personen bei einer Schießerei in dem Gasthaus getötet und zwei weitere verletzt worden. Bei den Toten handelt es sich um drei Männer im Alter von 36, 65 und 69 Jahre und drei Frauen 36, 56 und 62 Jahre.

Wirt wohnte mit seiner Familie in dem Gebäude

In dem Gebäude des Gasthauses "Deutscher Kaiser" in der Bahnhofsstraße wohnt der Wirt mit seiner Familie, schildern Nachbarn gegenüber Oberpfalz-Medien. Zwei Jugendliche (12 und 14 Jahre) waren ebenfalls vor Ort, blieben aber unverletzt, wie die Polizei informiert. Sie werden psychologisch betreut.

Laut einem Nachbarn, der gegenüber Oberpfalz-Medien seine Eindrücke schildert, soll es sich beim "Deutschen Kaiser" um eine Sportkneipe handeln, die vor allem abends geöffnet hat. Die Wirtsfamilie wohnt demnach auch in dem Gebäude. Bild: Marijan Murat
Laut einem Nachbarn, der gegenüber Oberpfalz-Medien seine Eindrücke schildert, soll es sich beim "Deutschen Kaiser" um eine Sportkneipe handeln, die vor allem abends geöffnet hat. Die Wirtsfamilie wohnt demnach auch in dem Gebäude.

Die Polizei bestätigte in dem Zusammenhang die Festnahme eines 26-jährigen Mannes. Bei ihm soll es sich um den Sohn des Wirtes handeln, der noch studiert hat und in Besitz eines Waffenscheins ist. "Der Sohn war ein Einzelgänger und hatte Probleme. Ich kannte ihn aber nicht näher", so ein direkter Nachbar zu Oberpfalz-Medien. Sein Vater hingegen, der Wirt der Kneipe, sei ein "umgänglicher und sympathischer Typ" gewesen, erzählt er weiter. Abends sei er gerne in die Kneipe gegangen.

Der Nachbar ist fassungslos, wie er Oberpfalz-Medien schildert: "Ich bin total geschockt. Die Kriminalpolizei war auch gerade bei mir. Hier stehen sechs bis sieben Krankenwagen in der Straße. Alles ist abgesperrt." Die Gaststätte, in der sich das Familiendrama abgespielt hat, kennt er gut: "Das ist so eine Fußball-Kneipe. Eher gemütlich. Der Wirt ist ein total umgänglicher Typ." Tagsüber sei das Lokal selten geöffnet, eher abends.

Augenzeugen berichten von einem Großaufgebot an Einsatzkräften. Neben der Polizei sind auch mehrere Krankenwagen vor Ort. Die Alarmierung soll am Freitag gegen 12.45 Uhr erfolgt sein. Bild: Sebastian Gollnow/dpa
Augenzeugen berichten von einem Großaufgebot an Einsatzkräften. Neben der Polizei sind auch mehrere Krankenwagen vor Ort. Die Alarmierung soll am Freitag gegen 12.45 Uhr erfolgt sein.

Auch ein Mann und eine Frau wurden durch Schüsse schwer verletzt - eine dieser Personen schwebte am Abend in Lebensgefahr. In welchem Beziehungsverhältnis diese beiden auswärtigen Personen zum Tatverdächtigen stehen, sei noch Gegenstand der Ermittlungen. Polizeipräsident Möller sagte, ein Kriseninterventionsteam betreue die beiden Jugendlichen und möglicherweise weitere unter dem Geschehen leidende Polizeibeamte oder Nachbarn. In welchem Verein der Sportschütze aktiv war, sei noch nicht ermittelt.

Das Motiv des Mannes blieb zunächst unklar - die Polizei machte dazu keine Angaben. Einen Grund für seine Tat habe der 26-Jährige nicht genannt, als er sich bei der Polizei gemeldet habe. Eine erste Befragung des Verdächtigen werde es geben, wenn sein Rechtsanwalt auf der Dienststelle sei. Man habe mit dem mutmaßlichen Schützen aber ein "geordnetes Gespräch führen" können. Am Samstag soll der Mann dem Haftrichter vorgeführt werden.

Zwei der Opfer wurden in dem Gebäude entdeckt, vier weitere davor. Die Waffe wurde im Gebäude gefunden. Der Mann befinde sich derzeit bei der Polizei in Gewahrsam und mache keine Angaben.

Baden-Württembergs Innenminister Thomas Strobl (CDU) sprach den Angehörigen der sechs Todesopfer sein Mitgefühl aus. Der Einsatz sei auch für die Beamten ein furchtbares, belastendes Ereignis gewesen, sagte Strobl am Rande einer CDU-Klausur in Schöntal. Daher seien die Gedanken auch bei den Polizisten, die am Tatort gewesen seien. Mehr als 100 Beamte waren im Einsatz.

Die Beamten erklärten, der 26-Jährige habe sie gegen 12.45 Uhr telefonisch über die Schüsse informiert. Knapp zehn Minuten später sei man "mit starken Kräften" am Tatort gewesen. Nun werde die Kriminalpolizei die Ermittlungen übernehmen und versuchen, die Hintergründe der Tat aufzuklären.

Die Gemeinde Rot am See hat knapp 5400 Einwohner und liegt zwischen Crailsheim (Baden-Württemberg) und Rothenburg ob der Tauber (Bayern). Jährlich im Oktober findet dort die «Muswiese» statt, einer der ältesten und größten Jahrmärkte in Hohenlohe. Die Tat ereignete sich in der Bahnhofstraße des Ortes, in einem ruhig wirkenden Wohnviertel. Die Polizei hatte den Tatort am Nachmittag mit rot-weißem Flatterband abgesperrt. Mitarbeiter der Spurensicherung in weißen Anzügen gingen in das Gebäude. (doa/dpa)

 
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