Nach 38 Jahren im Mesneramt in der Pfarrei Böhmischbruck war für Erika Hilburger die Zeit des Abschieds gekommen. Eigentlich wollte sie die 40 Jahre in diesem Ehrenamt vollmachen, aber gesundheitliche Gründe zwingen die Seniorin jetzt zum Kürzertreten. Gleichzeitig scheidet sie auch aus dem Pfarrgemeinderat aus, dem sie 24 Jahre angehörte.
Es war das Jahr 1984 als Hilburger die Mesnertätigkeit übernahm. "Es war der Pfingstsonntag, als Pfarrer Otto Ernst Döllinger aus Böhmischbruck abberufen wurde und er mir die Kirchenschlüssel mit den Worten anvertraute: Machen Sie das Beste daraus." Damit hatte Erika Hilburger ohne groß nachzudenken eine große Verantwortung übernommen. Ihre Mutter warnte sie noch: "Moidl, da hast du dir was angetan."
Der damalige Stadtpfarrer Franz Xaver Reitinger übernahm anschließend als Pfarradministrator bis zu seinem Rücktritt vertretungsweise die Pfarrei. Ab September 1986 war Stadtpfarrer Franz Winklmann dafür bestellt und ab 1987 der unvergessene Prälat Johann Ascherl als Pfarrkurat. Eigentlich wollte sie die Mesnertätigkeit nur übergangsweise ausüben. So lange bis ein Nachfolger gefunden war. Als aber Winklmann nach Vohenstrauß kam, blieb Erika Hilburger. "Ein Nachfolger hat sich partout nicht aufgetan." Obwohl sie eine Landwirtschaft betrieb und Feriengäste versorgte.
Jeden Samstag putzen
Als die umfassenden Renovierungsarbeiten an der Pfarrkirche Maria Himmelfahrt begannen, die der spätere Stadtpfarrer Franz Winklmann einmal als Jahrhundertaufgabe bezeichnete, war es wiederum die Mesnerin, die mit anpackte. Hilburger erinnert sich noch ganz genau, als sie das komplette Gotteshaus ausräumten und auf einer Höhe von 1,50 Metern den Putz abschlugen. "Jeden Samstag wurde geputzt, weil ja der Sonntagsgottesdienst stattfand." Hätte sie nicht so einen fleißigen Putztrupp an ihrer Seite gehabt, hätte sie wahrscheinlich den Arbeitsaufwand nie geschafft.
Hilburger kümmerte sich um die Ministranten, wusch ihre Kleidung oder auch die Alben der Priester. Sie war einfach die gute Seele in der Böhmischbrucker Sakristei. Für alle Anliegen hatte sie ein offenes Ohr. Kaum ein Sonntag verging, wo nicht zu Hause an ihrer Tür geläutet wurde. Sie war die erste Ansprechpartnerin, wenn es um das Gotteshaus im Ortsteil ging. Für Hochzeiten übernahm sie früher auch noch den Blumenschmuck.
Freie Sonntage genießen
Zur Erstkommunion wurde das Gotteshaus ebenfalls bestens von ihr hergerichtet. Bei unzähligen Pfarrfesten war sie dabei. Jubiläen und die Orgeleinweihung reihten sich aneinander. "Am schönsten war für mich, wenn es erfolgreiche Feste waren und viel Geld für die Anliegen der Pfarrei übrigblieb." Jetzt sitze sie oftmals da. Ihr kommen viele Erinnerungen, was sie alles bewältigte. Doch nun freue sie sich auch auf Gottesdienstbesuche ohne Verantwortung und auf freie Sonntage, lachte die fast 81-Jährige. "Das werde ich jetzt genießen."
Dekan Alexander Hösl entließ Hilburger nur ungern. Mit einem "Vergelt's Gott" dankte ihr der Geistliche für ihre Leistungen. Zukünftig werden sich Helmut Zwack und Richard Reger die Mesnertätigkeit aufteilen. Johanna Kurzka und Monika Duschinger kümmern sich um die Sakristeiwäsche und den Blumenschmuck. Lobende Worte und die Würdigung ihrer Tätigkeit erhielt die scheidende Mesnerin auch von Pfarrgemeinderatssprecherin Luise Feneis und Kirchenpfleger Johann Kurzka von der Kirchenverwaltung.
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