Groß war die Begeisterung in der Weihnachtszeit im vorigen Jahr, als durch Vermittlung der Steinwald-Allianz die Aufführung der „Böhmischen Hirtenmesse“ in Brand möglich wurde. Der Wunsch nach Wiederholung wurde immer wieder geäußert und sie ist mit Hilfe des Tourismus-Büros Warmensteinach - insbesondere des Engagements von Regina Rabenstein - gelungen. Mit langem, stehenden begeisterten war die Aufführung am Samstag nach Weihnachten zu Ende gegangen, immer wieder unterbrochen von Bravo-Rufen. Die Sänger und Musiker durften ihn als Ausdruck des Dankes für einen hochwertigen musikalischen Nachmittag verstehen, in dessen Mittelpunkt die Freude über das Geschehen am Heiligen Abend stand.
„Ein frohes Weihnachtsfest“ wünscht man sich hierzulande auch, doch die tschechische Mentalität meint damit mehr: Freude, Fröhlichkeit und Lebendigkeit und das nicht nur hörbar, auch sichtbar und vor allem spürbar. Man muss sich 200 Jahre zurückversetzen, um das in der „Böhmischen Hirtenmesse“ von Jakub Jan Ryba geschilderte Geschehen zu verstehen. Menschen aus nahe beieinanderliegenden verschneiten Dörfern, Hirten in ihren Hütten, machen sich samt Tieren auf den Weg zum Jesuskind. Alle werden aufgerufen, ihre Musikinstrumente zu nehmen und mitzugehen, um dem göttlichen Kind zu huldigen. Diese Musik muss einfach und eingängig sein, damit das Vorhaben gelingt. Jakub Jan Ryba hält sich daran, doch lässt er es nicht bei dieser Einfachheit. Er formt daraus ein großes, kunstvolles Werk. So könnte die Böhmische Hirtenmesse entstanden sein, die nach Erzählungen von Musikern in der Advents- und Weihnachtszeit in Böhmen in jeder Kirche aufgeführt wird. Der Tatsache, dass die Stadt Zludice – zu deutsch Luditz – eine Partnerschaft mit Warmensteinach unterhält, verdankt die Pfarrei Brand diese zweite Aufführung der Hirtenmesse; dieses Mal nicht im Rahmen eines Gottesdienstes, sondern als Konzert vor dem Altar. Auch den deutschen Text gab es heuer, vorgetragen von Ernst Panzer und Bertram Nold, jeweils vor der musikalischen Umsetzung der einzelnen Teile. Das Werk ist in der Tradition des Pastoralspieles entstanden, in dem die Engel die Schäfer mit der Verkündigung von der Geburt Jesu wecken. Die Musik ist innig, fröhlich und liebenswürdig, sie bewegt die Herzen und Seelen der Zuhörer aber auch die der Interpreten, die mit Begeisterung und mit großer Leidenschaft musizieren. Viele junge Leute gehören auch dem Ensemble an. Es sind zum Großteil Schülerinnen und Schüler der eigenen Musikschule des Dirigenten, Milos Bok, die er in Karlsbad betreibt. Aber auch ältere Sängerinnen und Sänger und auch Kinder gehören zu 25köpfigen Chor an, der sich um das Orchester schart. Solisten mit ausdrucksstarken und tragenden Stimmen in Sopran, Alt und Tenor beeindrucken die Zuhörer in der gut besetzten Kirche. Überzeugend auch Dirigent Milos Bok, wenn er die Passagen des Meisters mit breiter, voluminöser Bass-Stimme selbst übernimmt, dem Publikum zugewandt mit geschlossenen Augen. Er geht in dieser Aufgabe ebenso auf wie in der Leitung seines zwölfköpfigen Orchesters, das er mit großem Engagement und deutlicher Zeichengebung führt. Dabei hat er über eine Kamera Kontakt zum Organisten, der sich so harmonisch und rhythmisch perfekt in das Ensemble integrieren kann. „Meister schau! Steh schnell auf! Sieh nur, welche Pracht leuchtet in der Nacht, wie das Firmament plötzlich glühend brennt!“ lautet der Beginn des Eingangsliedes in deutscher Übersetzung. Fröhlich, hell, hüpfend die Begleitung dazu, aus romantisch-naiven Themen bestehend, winterliche Motive, die mehr an Leopold Mozarts Werke für Kinder als an die Musik seines Sohnes Wolfgang Amadeus erinnern. „Schön müsse es klingen, wenn die Musiker des Dorfes ihrem Jesuskind Musik als Geschenk bringen, hat Jakub Jan Ryba einmal gesagt. Und das tut es! In kurzen Melodienfolgen, einfach und lebendig, wird das thematische Material aufbereitet, wiederholt in verschiedenen Tonlagen mit verschiedenen Instrumenten. An weihnachtlichen Glockenklang wird erinnert und natürlich sind Dialoge Hauptteile eines Singspiels wie es die „Böhmische Hirtenmesse“ nun einmal ist. Wie sonst sollte der aufgeweckte, noch etwas mürrisch und unausgeschlafene Meister musikalisch anders dargestellt werden als durch eine sonorige Bass-Stimme. Schon die tiefe Lage verrät wenig Begeisterung, nachdem sein Schlaf durch einen ungeduldigen Weckruf eines jungen Schäfers unterbrochen wurde. Die Aufführung der frohen, heiteren, lebhaften und schwungvollen Melodien bereiten allen Beteiligten, den Solisten, den Sängern und Musikern und auch dem Leiter sichtbar große Freude; Musizierfreude auch bei den Musikern - viele singen ohne Noten - lassen sich gerne vom Dirigenten mitreißen und fordern. Markante Punkte und Pizzicato-Stellen der Violinen erhalten den lebendigen Fortgang des Geschehens musikalisch-fröhlich. Es ist eine frohe Botschaft, die die tschechischen Musiker überbringen und das Publikum ebenso froh und fröhlich stimmen. Sie vermittelt einen Einblick in die Art, wie in Tschechien Weihnachten gefeiert wird, sagte Bertram Nold nach einem fulminanten Schlusschor und dankte herzlich im Namen des Kulturellen Förderkreises der Gemeinde Brand.



















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