Die Vorsitzende der Krieger- und Soldatenkameradschaft Fuhrmannsreuth (KSK), Andrea Hofmann, Kreisvorsitzender Thomas Semba, Zweiter Bürgermeister Christian Drehobel, Pater Joy und Mitglieder der KSK standen erwartungsvoll am Eingang des Rathauses Brand – Hinweis auf einen besonderen Festakt, der begann, als auch die beiden Hauptpersonen eintrafen: Alois Praller, begleitet von Andrea Hofmann, wurde vom Präsidenten des Bayerischen Soldatenbundes, Oberst a.D. Richard Drexl, mit dem eher selten verliehenen BSB-"Thaler" geehrt.
Stolz und beeindruckt
Christian Drehobel zeigte sich beeindruckt, dass der Geehrte, der seit einigen Jahren – sitzend – am Volkstrauertag teilnimmt und beim Ehrensalut dann aufsteht. Er und die Vorsitzende brachten ihre Freude über die Ehrung des ältesten Mitglieds zum Ausdruck.
Die ganze Tragik der zwei Jahre, in denen Alois Praller im Krieg war, wurde in den Worten des Präsidenten noch einmal deutlich: Einberufung, Versetzungen, Verwundung und schwierige Heimkehr. Details wie etwa die Unterkiefer-Operation in Russland ohne Narkose oder der Einsatz in Jugoslawien, den der Veteran als „hässlich“ bezeichnete, unterstrich dieser mit beeindruckenden und erschütternden Worten. Sie mündeten in einen herzlichen Dank und in große Anerkennung des Präsidenten, kommentiert durch dessen Feststellung, mit der er auch Bezug zu seiner Mission als Soldat und BSB-Präsident schaffte: „Ich war froh, nicht im Krieg gewesen zu sein.“
Der heute 98-Jährige habe durch den BSB alle Ehrungen erfahren, die möglich seien. Drexl dankte dem Geehrten auch ganz herzlich für seinen Einsatz beim Aufbau der Fuhrmannsreuther Kameradschaft. Es gehe darum, die zu ehren, die ihr Leben im Krieg eingesetzt haben. „Dies ist keine Auszeichnung, sondern eine Ehrung, die von Herzen kommt“, erklärte der Präsident bei der Übergabe der Medaille, zu der es keine Urkunde gibt, sondern die mit einem Händedruck verliehen wird.
„A bissl wos howe g`macht“, merkte Alois Praller in aller Bescheidenheit an. Den Dankesworten schloss sich Thomas Semba an. Viel „Gottes Fügung“ sei dabei gewesen, dass Alois Praller lebend aus dem Krieg heimkehren konnte. Bei einem Glas Sekt und leckeren Häppchen wurde auch über aktuelle Probleme der Bundeswehr diskutiert.
Einzug, Kampf, Gefangenschaft
Mit 18 Jahren wurde Praller im Januar 1943 nach Mimbach bei Amberg eingezogen. Zunächst ging es für ihn nach Südfrankreich, weiter nach Bayreuth, später war er in Jugoslawien und Rumänien. Im Stellungskrieg kämpfte er an vorderster Front. Am Palmsonntag 1944 geriet Praller bei einem Eisenbahntransport bei Jassi in einen russischen Luftangriff. Die Kameraden, die in einer Hütte Schutz gesucht haben, wurden durch Beschuss getötet. Praller stolperte über einen Baumpfahl und stürzte in einen Fluss – ihm war nichts passiert. 1944 kam er in russische Gefangenschaft und wurde verwundet: ein Unterkiefer-Durchschuss, der im April 1945 im Lazarett operiert wurde. Später erkrankte er an Malaria. Vom Ende des Kriegs erfuhr Praller von einem russischen Soldaten in Gefangenschaft auf einer Kolchose in Russland – "wie eine Erlösung" sei das gewesen, erinnerte sich Praller einmal. Im September 1945 wurde er in Frankfurt an der Oder entlassen. Zu Fuß, per Anhalter und per Bahn machte er sich auf den Heimweg.
Praller initiierte die Gründung der KSK Fuhrmannsreuth, war aktiv in anderen Vereinen wie Feuerwehr sowie Obst- und Gartenbauverein. Von 1972 bis 1990 war er im Gemeinderat, von 1976 bis 1999 Vorsitzender der KSK, 1987 gründete er die Reservistenkameradschaft und 1993 die Schützengruppe. Geehrt wurde er mit der Max-Reger-Medaille und dem Großkreuz des BSB, auch der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge ehrte ihn mehrfach, weiter ist er KSK-Ehrenvorsitzender.
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