Mit der Flurbereinigung, die vor etwa zehn Jahren abgeschlossen wurde, entstand rund um Brand ein Wegenetz, das sowohl von den Landwirten als auch von Spaziergängern gern genutzt wird. Die Ortsgruppe des Fichtelgebirgsvereins legte in den vergangenen beiden Jahren auf diesen Wegen den "Erfahrungspfad Lebensraum" an. Am Samstag wurde er nun vorgestellt, vorerst den Personen, die in irgendeiner Weise an der Entstehung beteiligt waren.
Initiator Gerald Hoch begrüßte sie am Rathaus, unter ihnen Landrat Roland Grillmeier und Landtagsabgeordneter Tobias Reiß sowie Werner Schubert, Vorsitzender der Gruppe Naturschutz. Auch alle Bürgermeister und einige Kindergarten-Vertreterinnen waren anwesend.
Vier "Stickl"
Hoch ging kurz auf die Entstehung des Erfahrungspfads ein, der vom Naturpark Fichtelgebirge, vom Freistaat Bayern sowie von der Gemeinde Brand und durch Beiträge von Bürgern und Fachbehörden unterstützt wurde. Bei einer Wanderung auf einem Teilstück des Erfahrungspfades gab er dazu nähere Erläuterungen.
Der Erfahrungspfad gliedert sich in vier "Stickl" - das alte Wort für "Stücklein", das für Abschnitte in der Flur gebräuchlich war. Das Logo des Erfahrungspfads ist entsprechend entstanden: ein Kleeblatt mit vier herzförmig angelegten Wegen. So entstehen mehrere Möglichkeiten, in die Ortsmitte zurückzukehren. Die Wege sind barrierefrei nutzbar, ebenso viele der Stationen. Auf manchen Wegabschnitten gibt es kurze stärkere Anstiege. Ausgeschildert sind auch Anschlussstrecken zu Nachbarorten, um die Vernetzung des Fichtelgebirges zu unterstützen.
Neben überregionalen Wanderwegen zählen dazu die Anbindung an den Rundweg "Teutsches Paradeiß" des Kräuterdorfes Nagel und eine Verbindung zum Wildpark Walderlebnis Mehlmeisel. Auf der Brander Wildobstmeile an der Südseite des Mittelweges sind auf einem Kilometer Länge nahezu 30 heimische Arten von Wildobst oder Beeren zu finden, von der kleinen Walderdbeere bis zum großen Vogelkirschbaum. Kleine Täfelchen beschreiben die Arten; Details, Rezepte und dergleichen sind auf der Erfahrungspfad-Website zu finden beziehungsweise dort verlinkt. Je nach Art können Blüten, Früchte oder Holz genutzt werden. Tiere finden dort Nahrung, vom Nektar im März bis zu den Früchten in den Winter hinein. Die Einzelpflanzen am Mittelweg dienten zur Demonstration oder zum Probieren. "Genießbar heißt nicht zugleich essbar", erklärte Hoch. Die Wildobsthecke sei kein "Naschpfad" und sollte nur bei Kenntnis der Besonderheiten der Pflanze benutzt werden.
Ort und sich selbst kennenlernen
Brand und sich selbst kennenlernen – das sei die Absicht des Erfahrungspfads, der in die Kategorien "Geschichte", "Naturschutz" und "Sinneswahrnehmung" aufgeteilt ist. Informationen und Hinweise gibt es dazu an 38 Stationen. Die weißen Tafeln sind von weitem sichtbar. Die Gesamtlänge beträgt 7 Kilometer, wobei die einzelnen "Stickl" nach ihrer Lage benannt sind: "Stickl A" liegt am "Mittlwech" und ist 1,4 Kilometer lang, "Sickl B" heißt "Güpflblick" und hat eine Länge von 2 Kilometern, "An der Noo", also an der Fichtelnaab, liegt "Stickl C" mit 2,8 Kilometern Länge und "Durch's Dorf" geht es auf 800 Metern Länge. Alle Stationen findet man auf der Homepage des FGV unter www.fgv-brand.de.
Was Sinneswahrnehmung bedeutet, erläuterte Günther Kuhbandner kurz vor der Brotzeit: "Die liegende Acht" sei ein verbreitetes Zeichen, das zumeist die Unendlichkeit symbolisieren soll. Auf dem Erfahrungspfad ist ein "Steinkreis" nach dieser Figur gelegt. Kuhbandner lud dort zu Atemübungen ein, um die eigene Mitte zu erspüren und sie als Kraft zu nutzen. "Wir sind zwar die Krone der Schöpfung, müssen uns aber wieder mehr als Teil von ihr sehen", sagte er am Ende der Übung. Bei der Brotzeit an der Geburtenwiese ging Hoch schließlich auch auf die Kosten ein: Vor sechs Jahren wurden bei einer Gemeinderatssitzung Kosten von 30 000 Euro genannt. Der Naturpark sei durch einen 15 000-Euro-Zuschuss eine große Hilfe gewesen, aber auch Gemeinde, Landkreis und Sparkassen hätten großzügig geholfen, ihnen allen dankte er. Seinen Dank an den Initiator und an die FGV-Mitglieder verband Obmann Stefan Jungnickl mit der Ankündigung, dass Gerald Hoch am 20. Juni in Regensburg aus der Hand von Umweltminister Thorsten Glauber mit dem "Grünen Engel" ausgezeichnet wird.
Geöffnet ist der Erfahrungspfad Lebensraum nun für alle. In den kommenden Monaten wird jeweils eine Themenführung für die Öffentlichkeit angeboten. Die Termine werden erst noch festgelegt.
"Erfahrungspfad Lebensraum"
- Gesamtlänge 7 Kilometer in vier "Stickl" eingeteilt
- Stickl A: "Mittelwech" 1,4 Kilometer
- Stickl B: "Güpflblick" 2,0 Kilometer
- Stickl C: "An da Noo" 2,8 Kilometer
- Stickl D: "Durch`s Dorf" 0,8 Kilometer
- Hinweise und Informationen auf 38 Tafeln
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