Es war ein grandioser Anblick, als sich nach dem Kirchenzug 13 Fahnen in der Kirche postierten und die Mitglieder der Vereine – vielen waren auswärtige Gäste – nach und nach das Gotteshaus füllten. Der KAB-Ortsverband feierte 90. und hatte die Brander Vereine und auswärtigen KAB-Freunde eingeladen, die sehr zahlreich nach Brand gekommen waren. Die musikalische Mitgestaltung des Festgottesdienstes hatte der MGV `Max Reger` übernommen.
Die Festpredigt hielt Diakon und KAB-Bildungsreferent Berthold Schwarzer.
Die Bibelstelle "Eher geht ein Kamel durch ein Nadelöhr als ein Reicher in den Himmel“ nahm er als Impuls, um die Aufgaben der KAB zu erläutern. Gott wolle, dass es allen Menschen gut geht und nicht nur einigen wenigen. Das könne Gedanke der Menschen gewesen sein, die sich in Brand vor 90 Jahren zusammengetan und sich in einem Verein innerhalb der katholischen Kirche organisiert haben. Schwarzer erinnerte an die Zeit, in dem der einzelne Mensch, der einzelne Arbeiter nicht viel gegolten hätten. Die Fabrikbesitzer seien immer reicher geworden und die Arbeiter hatten nichts.
Zu den wichtigsten Errungenschaften der Arbeiterbewegung gehörten ein menschenwürdiges Dasein, also Mindestlöhne, der Achtstundentag, die Fünf-Tage-Woche, Arbeitsschutz, der Kündigungsschutz und die Sicherung bei Krankheit, Invalidität und Arbeitslosigkeit. Für die Vereine sei auch die Pflege des religiösen Lebens und der gemeinsame Empfang der Sakramente wichtig. Bildung sei immer eine zentrale Forderung der KAB gewesen.
Für musikalische Abwechslung bei der anschließenden Feier im Mehrzwecksaal sorgten die Geschwister Glowka. Vorsitzender Ludwig König ging anhand einer Computer-Präsentation mit vielen alten, interessanten Bildern ausführlich auf die Geschichte des KAB-Ortsverbandes ein, die am 29. April 1928 mit 33 Männern begann, die den Katholischen Arbeiterverein gründeten. Sie seien die Wegbereiter der heutigen KAB gewesen. Ein Jahr später hatte sich die Mitgliederzahl auf 65 erhöht. 1931 wurde die Fahne geweiht. An der Feier im Garten des Max-Reger-Hauses waren 32 Vereine beteiligt. Nachdem die Nazis an die Regierung gekommen waren, fiel die Mitgliederzahl auf 46 zurück, 1939 waren es nur noch 28. Die Vereinstätigkeit musste wegen eines Verbots eingestellt werden. Acht Mitglieder blieben aber unter dem Decknamen „Sterbeversicherung“ zusammen.
1948 erfolgte die Neugründung unter den Namen „Werkvolk“ und es gab in Brand einen ersten Josefi-Tag mit Kirchenzug, Gottesdienst und anschließender Kundgebung. Später wurde der 1.Mai stattdessen gefeiert. Der Verein spielte in den Jahren 1949/50 auch Theater im damaligen Zeug-Saal. 1971 wurde der Name noch einmal geändert und heißt seitdem Katholische Arbeitnehmerbewegung (KAB).
Bischof Dr. Rudolf Graber war 1978 zu Besuch und feierte mit den Brandern 50jähriges Bestehen. Aus diesem Anlass wurde ein Gedenkstein für den Firmengründer Georg Daubner aufgestellt. 1997 war es nötig, die alte Fahne zu ersetzen. Die bisherige Vorsitzende der 1951 gegründeten Frauengruppe, Margarete Rubenbauer, gab 202 ihr Amt auf und Erika Doleschal übernahm für drei Jahre die Führung der gesamten KAB. Später war sie 28 Jahre Vorsitzende der Frauengruppe. Das Vereinsleben war ausgefüllt mit Vorträgen, zum Teil mit religiösen, sozialpolitischen und aktuellen Themen mit geschulten Referenten. Auch gesellige Feste und Aktionen wie die Viertagefahrt, Tagesausflüge, Agape- und Adventfeiern gehören heute noch zum festen Bestandteil. Gabi Bauer ist zwei Jahren Vorsitzende der Frauengruppe.
Zweiter Bürgermeister Christian Drehobel nutzte sein Grußwort, um für mehr Gemeinschaft im Ort zu werben. Das gelegentliche Treffen, Reden und Zuhören fehle, weil es nur noch wenige Läden gebe. Dafür habe die KAB Angebote, ebenso lebe sie die Solidarität so, wie sie in der Homepage festgehalten ist. Mitarbeit im Missionskreis, Besuche im Altenheim, Nachbarschafts- und Flüchtlingshilfe und Mitgestaltung kirchlicher Anlässe seien gute Beispiele. Dafür gelte es im Namen der Gemeinde zu danken. Diözesansekretär Markus Nickl nahm das Wesen einer Löschdecke als Symbol, die Aufgaben und Errungenschaften der KAB zu erläutern wie den Kampf um den freien Sonntag, wenn Menschen immer über Rastlosigkeit klagen und die psychischen Krankheiten zunehmen. Er nannte die Rente für Erziehungszeiten, wo immer noch Bedarf besteht, um zu einer gerechten Lösung zu kommen und die Beratung im Arbeits- und Sozialrecht. Hier würden der Bedarf ständig steigen. Pater Joy zeigte sich am Ende sehr beeindruckt von den Feierlichkeiten zum Jubiläum und dankte ebenso wie der Vorsitzenden allen, die die Feier mitgestaltet hatten.
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