Das Reger-Jahr 2023 ist vorbei, der Rückblick fällt durchaus positiv aus. Am Samstag fand in der Pfarrkirche Herz Jesu der glanzvolle Schlussgottesdienst statt. Mit großem Aufwand hatten sich die beiden Kantoreien, St. Veit aus Wunsiedel und St. Andreas aus Selb, intensiv auf den Tag vorbereitet. Sie hatten einzeln geprobt, sich aber auch mehrfach in Wunsiedel und Selb getroffen.
Bereits am Vormittag kam Kirchenmusikdirektorin Constanze Schweizer-Elser nach Brand, um sich mit der Orgel vertraut zu machen und sie für den Gottesdienst zu registrieren. Ab 14 Uhr füllte sich der Parkplatz am Mehrzwecksaal mit den Autos der Sängerinnen und Sänger. Sie fanden sich zu einer letzten Probe auf der Empore zusammen – nicht ganz so einfach, wie sich herausstellen sollte: Der Platz für die etwa 35 Chormitglieder war sehr beengt.
Unter der Leitung von Ulrike Schelter-Baudach galt es nun auch, die Lautstärke und Registrierung der Orgel mit den einzelnen Sätzen abzustimmen, um einen optimalen Klang zu erreichen und einige besondere Stellen der Choräle anzusingen. Die einstündige Pause bis zum Gottesdienst wurde dann bei Kaffee und Kuchen im Gruppenraum der Theatergruppe im Keller der ehemaligen Schule verbracht. Texte zum Mitsingen für alle Besucher lagen in der Kirche aus, bis zum Beginn des Gottesdienstes hatte sie sich gut gefüllt.
Oratorium im Mittelpunkt
Nicht Werke von Max Reger bildeten den musikalischen Hauptteil der Messe, sondern Choräle aus dem Oratorium „Paulus“ von Felix Mendelssohn Bartholdy. Die beiden Kantoreien hatten das Oratorium mit großem Erfolg im März in Wunsiedel und Selb aufgeführt und kamen der Bitte gerne nach, Choräle daraus auch in den Schlussgottesdienst zum Reger-Jahr in Brand einzubauen.
Eine direkte musikalische Verwandtschaft zwischen Reger und Mendelssohn Bartholdy gibt es nicht, doch thematisch passten die Lieder genau zum Evangelium des Tages, was auch in der Predigt von Pater Joy, der den Gottesdienst zelebrierte, überaus deutlich wurde. So wurde der musikalische Teil des Gottesdienstes zu einer Hommage an Max Reger. Ein Werk aus den Choralvorspielen, opus 67, „Was Gott tut, das ist wohlgetan“, hatte Constanze Schweizer-Elser für den Eingang gewählt, und denen, die sich mit dem Komponisten weniger beschäftigt hatten, einen kleinen Einblick in die Welt des „Accord-Arbeiters“ verschafft, wie er sich einmal selbst nannte. „Wachet auf, ruft uns die Stimme“ lautete der Eingangschor entsprechend des Evangeliums von den klugen und törichten Jungfrauen.
Spirituelle Dimensionen
Regers musikalisches Erbe habe nicht nur die Welt der klassischen Musik bereichert, sondern auch tiefe spirituelle Dimensionen in sich getragen, erklärte Pater Joy in seiner Predigt und brachte Leben und Werk des Komponisten mit dem Evangelium nach Matthäus in Verbindung. Diese Geschichte des Evangeliums erinnere daran, dass Menschen auf das Kommen des Herrn vorbereitet sein müssen. Reger, ein Meister der Vorbereitung und der tiefsinnigen Musik, zeige, wie diese Vorbereitung auch in der Kunst und Kultur eine zentrale Rolle spielen kann. Regers Musik sei nicht nur eine Sammlung von Tönen gewesen, sondern eine Reise durch Emotionen und Gedanken.
Seine Fähigkeit, musikalische Spannungen aufzubauen und dann aufzulösen, spiegle die spirituelle Spannung wider, auf die Gläubige vorbereitet sein müssen. Max Reger sei bekannt für seine Fähigkeit, unterschiedliche musikalische Elemente zu kombinieren und harmonisch zu integrieren. Reger habe mit seiner Musik die Tiefen menschlicher Gefühle erforscht und gleichzeitig eine Verbindung zu etwas Größerem hergestellt. Wenn der Mensch also zu jeder Zeit das Rechte tue, dann brauche er keine besondere Vorbereitung mehr für die endgültige Begegnung mit dem Herrn am Ende des Lebens. „Lassen Sie uns heute nicht nur Max Regers musikalisches Erbe feiern, sondern auch die Botschaft des Evangeliums ernst nehmen, damit wir bereit sind, wenn der Bräutigam kommt.“
Gläubige singen mit
Nadja Fürst, fertige B-Musikerin und derzeit Praktikantin in Selb, bekam Gelegenheit, bei zwei Chorälen den Chor zu leiten. „Wie lieblich sind die Boten, die den Frieden verkündigen“ wurde zum Agnus Dei intoniert, begleitet – wie alle anderen Lieder – mit einer wohl überlegt registrierten Orgel und dynamisch überzeugend dargestellt. Noch einmal dann Einblick in Reger'sche Harmonik gab es bei drei Orgelstücken: aus opus 129 „Melodia“, aus opus 67 „Seelenbräutigam“ und „Gott des Himmels und der Erden“.
Zum Abschluss folgte dann auch ein Chorsatz von Max Reger nach einem Schlusswort des Vorsitzenden des Kulturellen Förderkreises, Bertram Nold. „Ob das Ziel, etwas mehr Bewusstsein für die Bedeutung Regers zu schaffen, gelungen ist, muss die Zukunft zeigen“, formulierte er. Zur dritten Strophe waren auch die Besucher zum Mitsingen eingeladen. Zum Auszug ließ die Organistin das Instrument mit einer reizvollen Registrierung noch einmal rhythmisch aufleben beim „Scherzo“ aus Max Regers opus 65.
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