Es ist Halbzeit im Reger-Jahr in Brand: Die Konzert-Reihe erlebte am Sonntag mit einem Kammerkonzert in seinem Geburtsort ihre vielbeachtete und hochgelobte Fortsetzung. Das Ehepaar Stefan und Marie-Therese Daubner bescherte 80 Zuhörern eine wahre Sternstunde – 30 Programme mussten nachgedruckt und ebenso viele Plätze ergänzt werden. Viele Musik-Fachleute waren nach Brand gekommen, um sich das Konzert mit Klavier und Cello nicht entgehen zu lassen: unter anderem der ehemalige Leiter der Kreismusikschule, Jakob Schröder, und Peter Donhauser aus Amberg, der mit seinem Quartett auch schon im Mehrzwecksaal gastierte.
Die Begeisterung nach Abschluss kannte keine Grenzen. „Sowas erlebt man in manch größeren Städten nicht“, formulierte ein Gast, ein anderer meinte: „Und das in einer so kleinen Gemeinde wie Brand. Max Reger hätte seine Freude daran gehabt!“
Hang zum Extremen
Zwei Werke standen auf dem Programm. Dabei hatten sich die beiden Künstler entschlossen, deren Reihenfolge umzudrehen – eine Entscheidung, die sich als absolut richtig und wichtig erweisen sollte: Sonate Nummer 4 a-Moll, Opus 116 vor einer viersätzigen Brahms-Sonate. Dabei bedeutete das Angebot eine Einführung in das Werk durch den Pianisten selbst. Dies sei die Grenze zur Atonalität, hatte Reger gesagt. Dr. Stefan Daubner beschrieb Max Reger als einen, der Extreme liebte. Diese seien auch in seinen Werken zu hören, wenn etwa auf ein feines Pianissimo ein donnerndes Fortissimo folgt. Dies bringe auch das „Arbeitstier Reger“ zum Ausdruck, der in 365 Tagen schon mal 200 Konzerte gab und deshalb mit der Bahn ganz Europa bereiste.
Eine längere Passage widmete der Pianist dem Wesensmerkmal des Komponisten: dem verminderten Septakkord, der oft noch einmal um einen halben erhöht seine weitere Verarbeitung erfährt. Stefan Daubner hatte zu den Aspekten Bilder erstellt, die seine Worte näher und auch humorvoll erklärten. Weitere Ausführungen galten Regers Beziehungen zur Musik seines „Übervaters“ Johann Sebastian Bach, dessen Tonogramm "B-A-C-H" und Regers Beziehung zur Musik Richard Wagners. Schließlich wies ein Bild Regers mit einem Tirolerhut auf „neckische und volkstümliche“ Teile in seiner Musik hin. Mit Daubner und Daubner wurde das Gesagte anschließend hörbar.
Reger zurück in Brand
Reger kehrte für eine halbe Stunde zurück in seinen Geburtsort, forderte Cellistin und Pianisten alles ab. Da erwies es sich als großer Vorteil, die Musik des Romantikers live zu erleben, die Ausführenden zu beobachten, deren Gesichtszüge als Spiegelbild dieser Musik zu erleben und darin die Wesenszüge Regers selbst zu erkennen. Nicht oft war im Mehrzwecksaal eine derartige Spannung zu spüren, die sich im Verlauf der 30 Minuten aufgebaut hatte. Der Mehrzwecksaal in Brand ist beliebt wegen der Nähe des Publikums zu den Künstlern. Eine Pause war wichtig und für die Künstler dringend nötig.
Es folgte das zweite Werk, Brahms' Cello-Sonate in F-Dur, opus 99, die er in einem glücklichen Moment geschrieben hat, um damit – nach den Worten Stefan Daubners – die Nachfolge von Beethoven zu beweisen, in der er sich sah. Vier Sätze mit der gleichen Tempo-Angabe „Allegro“ unterscheiden sich in genaueren Zusätzen „vivace“, „affettuoso“, „passionato“ und „molto“. Bei einem perfekt eingespielten Team reichen kurze Blicke, ein Kopfnicken, eine kleine Veränderung der Haltung, um sich abzustimmen und die Angaben absolut perfekt umzusetzen. Da hielt es niemand auf dem Platz, um den beiden Künstlern höchste Achtung und Dankbarkeit für einen großartigen Konzertabend zu erweisen.
Nächstes Konzert am 15. August
„Unser Max“, wie Bertram Nold, Vorsitzender des Kulturellen Förderkreises, Reger eingangs nannte, und sein von ihm verehrter Musiker-Kollege hatten mit dem Ehepaar Daubner fachkundige, versierte und sympathische Überbringer ihrer musikalischen Botschaft gefunden.
Die Bezeichnung „Unser Max“ hatte Nold bewusst gewählt: Sie wies bereits auf das kommende Konzert am Dienstag, 15. August, hin, wenn das Voodoo-Piano-Duo aus Serbien gastiert. Dann wird im Mehrzwecksaal in Brand auch die Installation von Ottmar Hörl zu sehen sein, die er im Auftrag der Sparkasse Oberpfalz-Nord zu deren 200. Geburtstag mit dem Titel „Unser Max“ angefertigt hat.
Vor einer nicht-regertypischen Zugabe – da ohne verminderte Akkorde – erhielt auch Emma, die Tochter des Ehepaars Daubner, ein kleines Andenken: Nold schenkte ihr eine der letzten noch vorhandenen kleinen Pfeifen der alten Orgel. Sie hatte ihre keineswegs leichte Aufgabe des Umblätterns glänzend gemeistert; ein „Ritardando“ am Seitenende als Hinweis zum Blättern sei nicht mehr nötig, merkte ihr Vater nachher an.
Nicht vergessen wollte es Nold, Klavierbaumeister Reinhold Pöhlmann zu danken, der den stets hochgelobten Feurich-Flügel – Eigentum des Männergesangvereins Max Reger – mit großem Können und ebensolcher Erfahrung seit Jahren betreut und dadurch eine unverzichtbare Voraussetzung für ein gelingendes Konzert schafft.
Zu den Künstlern Marie-Therese und Stefan Daubner
- Stefan und Marie-Therese Daubner wohnen in Pfaffenhofen
- Stefan Daubner ist seit 2003 Musiklehrer am Schyren-Gymnasium in Pfaffenhofen und Kantor an der dortigen Evangelischen Kreuzkirche
- Marie-Therese Daubner widmet sich im Bereich der Kammermusik hauptsächlich der zeitgenössischen Musik














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