Es ist schon deprimierend, zuschauen zu müssen, wie der Bagger mit seinem großen Maul am langen Arm Stück für Stück von einem nicht unwichtigen Teil Brander Geschichte abknabbert, um den Inhalt nach einer Drehung in einen großen Container hinter sich zu spucken. Mühelos verschwindet so Zug um Zug und Stein um Stein ein historisches Bauwerk der Gemeinde, das für den unteren Bereich des Dorfes einmal prägend war.
Der Abriss des Gasthauses „Goldener Hirsch“ – lange diskutiert und schließlich beschlossen, da nicht mehr zu retten – ist in vollem Gange. Angebahnt hat sich sein endgültiges Ende schon in der letzten Woche, als Möbel und andere Gegenstände per Hand aus dem Gebäude geholt und entsorgt wurden. Alles wird fachmännisch und fachgerecht von der Firma Plannerer erledigt. Mehrere Container stehen bereit, um die vorgeschriebene Trennung vornehmen zu können. Keine Ampel, nur eine Fahrbahnverengung hemmen ab und zu den Verkehrsfluss, wobei ein Mitarbeiter der Abrissfirma helfend tätig ist, wenn der lange Arm des Baggers einmal drohend nah über der Fahrbahn schwebt oder Bruchstücke und Holzteile auf die Straße zu rollen drohen.
Ab und zu bleiben Leute stehen, schauen ein paar Minuten zu, wie der Bagger die alten Balken, knackend wie brechende Streichhölzer, vom Dach holt und die Ostwand langsam niedriger wird.
Auch Autofahrer parken in sicherer Entfernung, greifen in die Brusttasche nach dem Handy, um einen letzten Eindruck vom ehemals stolzen Gasthaus „Goldener Hirsch“ im Foto mitzunehmen. Dabei fallen die Kommentare ganz verschieden aus. Sie reichen von „Zeit wird’s, dass des alt Klump endle wegkummt“ bis hin zu „So einfach entsorgt man heute Geschichte“. Die Art der Kommentare wird sich wohl danach richten, welche Beziehung jemand zu diesem Gebäude hatte und welchen Wert er der baulichen Historie für die Identität des Dorfes beimisst.
Mitte nächster Woche wird alles vorüber sein und die, die eher emotional geprägte Kommentare zu dem Vorgang geäußert haben, dürfen hoffen, dass vielleicht doch etwas übrigbleibt von dem besonderen Haus, das einmal Mittelpunkt des Dorfes war; in dem auch viele, nicht unerhebliche Entscheidungen gefallen sind, die eine positive und glückliche Zukunft der Gemeinde im Auge hatten.
Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.
Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.