Burglengenfeld
23.12.2018 - 09:48 Uhr

Auftritt voller Höhepunkte

Die Bescherung findet vor restlos ausverkauftem Haus statt. Sie geht mit Geschenken einher, die von zwei Oberpfälzerinnen musikalisch ausgepackt werden: Tanja und Susi Raith, die im VAZ Burglengenfelder den Altbairischen Advent zelebrieren.

Die Raith-Schwestern überzeugten beim Auftritt im Burglengenfelder Veranstaltungszentrum. Bild: Houschka
Die Raith-Schwestern überzeugten beim Auftritt im Burglengenfelder Veranstaltungszentrum.

Dunkler Saal. So duster, dass man nicht einmal auf die Uhr schauen kann. Muss auch nicht sein. Die eineinhalb Stunden vergehen rasch. Zu schnell. Denn man hätte die ganze Nacht bleiben und zuhören können. Danach stellt sich die Frage: Wann ist einem heimatliche Volksmusik jemals näher gebracht worden, als bei diesem Konzert der Raith-Schwestern?

Nein, da klingen keine Jingle Bells. Da rennt auch nicht Rentier Rudolph über die Bühne. Alles hat seine Zeit. Auch Weihnachten bei uns. In Amerika mag das anders sein: Schrill, grell bunt und mit einem Ho-Ho-Herrn, der zum Rauschebart ein rotes Kostüm trägt. In der Oberpfalz, hier in Bayern, ist das anders.

Es ist dieser lupenreine Gesang zweier Schwestern, die den Heiland auf ihre Weise in die Krippe legen. Behutsam, mit demütigem Respekt und überzeugt vom mystischen Geschehen. Tanja und Susi Raith lassen die "scheene staade Zeit" kommen, beschreiben den Nussknacker in seiner Daueraktion und lenken den Blick auf Wälder, deren Baumäste sich unter dem Schnee biegen. Eine grandiose Einstimmung, die auch den Andachtsjodler kennt. Ergreifend, und durch seine Schlichtheit ein Erlebnis.

Welch eine Wohltat für die vor dem 24. Dezember besonders umtriebige Seele. Serviert von zwei Frauen, die ihre Affinität zur echten Volksmusik von der Mutter haben. Ohne Konsens zum "Fest der 100 000 Lichter", ohne irrsinniges Dauerklatschen von Menschen, die sich nicht entblöden, zum adventlichen Schunkeln eine rote Mütze auf den Kopf zu ziehen.

Der Auftritt besteht nur aus Höhepunkten. Zwei ragen besonders heraus. Das ganz vorsichtig an die Krippe getragene Lied "Still, still, still" der beiden Schwestern und Andy Blaimers aus der eigenen Familiengeschichte erzählte Erinnerung an den Frontsoldaten, der im zweiten Weltkrieg ein paar Tage Urlaub erhielt und kurz vor Heiligabend am Bahnhof Neubäu hätte eintreffen sollen. Er kam nicht. Doch drei Jahre später kehrte der Totgeglaubte dann doch zu seiner Familie in der Oberpfalz zurück.

Danke für diesen Abend. Weil die Musik aus bayerischen Stuben noch immer Akzente setzt. Die Raiths und der Blaimer tragen da eine Fahne, die sich auch durch noch so furioses Getöse im Sturm einer dröhnenden Weihnachtszeit nicht zerfetzen lässt

 
Kommentare

Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.

Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.

Klicken Sie hier für mehr Artikel zum Thema:
Zum Fortsetzen bitte

Sie sind bereits eingeloggt.

Um diesen Artikel lesen zu können, benötigen Sie ein OnetzPlus- oder E-Paper-Abo.