"O Gott, Dein Wille schuf die Welt und ordnet der Gestirne Bahn, umgibt den Tag mit hellem Licht, gewährt zur Ruhe uns die Nacht. Als Dank für den vollbrachten Tag, den uns deine Güte schenkt, nimm an des Wortes heil`gen Dienst, den Lobgesang zu deinem Ruhm". Es sind Verse des heiligen Ambrosius, die Pressaths Stadtpfarrer Edmund Prechtl in seiner Predigt beim Gottesdienst zu Ehren dieses Kirchenlehrers und Schutzpatrons der Bienenzüchter erwähnte. Wie jedes Jahr beendeten die Imker Eschenbachs am Festtag des Heiligen ihr Jahresprogramm mit einem Gottesdienst in der Burkhardsreuther St. Jakobuskirche. Aus der Feder des großen Theologen sind viele tiefsinnige Wort überliefert, sagte Pressaths Pfarrer. So auch: "Derjenige ist tapfer, der in jeglichem Leiden mutig und zuversichtlich ausharrt, seinen Zorn im Zaum hält, durch keine Verlockung wankelmütig, noch durch Unglück verwirrt, verstört wird und im Glück sich nicht überhebt". Im Vertrauen zu leben, bedeutet, dass Gott an unserer Seite ist. Das heißt: Wir dürfen zu Gott kommen, krank oder gesund, Supermensch oder Sünder – Gott liebt dich. "Und dies sagt uns: Ich mag Dich."
Im Gasthof Lober fand anschließend die traditionelle Ambrosiusfeier statt, bei der Vorsitzender Anton Schönberger dem Geistlichen für den Gottesdienst und die Predigt dankte. Neben zahlreichen Imkern und Ehefrauen begrüßte er auch Ehrenvorsitzenden Hans Krapf. Für 15-jährige Mitgliedschaft erhielt Gerhard Braun die Bronze-Medaille des Imkerverbands. "Unser Imkerjahr war nicht das beste, aber es kommen auch wieder gute Jahre", meinte der Vorsitzende und dankte für den Zusammenhalt. Dennoch: "Es soll ein gemütlicher Abend werden, mit Plaudereien und einem guten Essen", wünschte sich Schönberger.
Dann ergriff Pomologe und Imker Michael Altmann, 1948 nach der Gefangenschaft in Frankreich als Gärtner in Thüringen, das Wort. Altmann hatte dort einen älteren Kollegen, der ihm sein schlimmstes Er- lebnis erzählte: "Es war Weihnachten 1948. Wir lagen an der Westfront im vordersten Schützengraben. Ein Blick über den Grabenrand und es knallte. Heimweh quälte uns. Einer fängt an zu singen: ,Stille Nacht, Heilige Nacht'. Bald singen wir alle. Plötzlich springt der Hauptmann über den Grabenrand, geht einfach zu den Franzosen rüber. Wir denken, gleich wird es knallen. Kein Schuss fällt. Nacheinander klettern wir alle raus, gehen zu den Franzosen, auch die kommen raus und zwischen den Gräben fallen wir uns in die Arme, lachen und weinen zugleich.
Dann feiern wir. Deutsche und Franzosen gemeinsam Weihnachten mit Rotwein der Franzosen. Mitleidig kosten diese unser armseliges Brot. Ich, der Älteste in unserem Graben, freundete mich mit einem blutjungen Leutnant an. Er zeigte Bilder von einem Schloss, er gehörte zum französischen Hochadel. Und er zeigte mir das Bild seiner Mutter, die er sehr liebt. Ich müsse ihn nach dem Krieg unbedingt besuchen, seine Mutter würde sich sehr freuen. Damit man weiter hinten nichts merkt von der friedlichen Zusammenkunft, ballern wir vergnügt in die Luft. In der übernächsten Nacht bekommen wir den Befehl: ,Fertigmachen zum Stürmen des französischen Grabens'. Wo wir uns vor zwei Tagen in den Armen lagen, fallen wir im Nahkampf übereinander her. Vor mit taucht ein Franzose auf und hebt seine Pistole. Ich renne ihm mein Bajonett in den Leib. Und merke: Es ist mein Freund! Ich lasse die anderen stürmen und sich umbringen, ich bleibe bei meinem Freund. Und er bittet mich, seine Brieftasche nach dem Krieg seiner Mutter zu schicken, es sei ein Brief drin für sie. Dann stirbt er. Er war 19 Jahre alt! Mein Kollege hört erschöpft auf, weiter zu erzählen. Dann sagt er: ,Warum hat der nur die Pistole auf mich gerichtet, ich hätte ihm doch nichts getan. Wie konnte er nur so dumm sein'. Wir arbeiten schweigend weiter, dann redet der alte Kollege weiter: ,Nach dem Krieg konnte ich die Brieftasche der Madame zustellen. Von ihr kommt ein Brief. Sie dankt, dass ausgerechnet ein Deutscher sich um ihren toten Sohn gekümmert habe. Ich möge ihr die Freude machen, sie zu besuchen. Ich habe mich nicht einmal bedankt. Ich konnte doch nicht hinfahren. Ich hätte ihr sagen müssen, dass ich es war, der ihren Sohn umgebracht hat. Verteh` mich, das konnte ich nicht'. Ich sehe, wie er weint. Nach über 30 Jahren trauert er noch immer um den toten Feind, der an Weihnachten 1917 zwei Tage sein Freund gewesen ist."
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