Burkhardsreuth bei Trabitz
29.01.2020 - 10:07 Uhr

Kritik an Tiertransporten zu pauschal

Mehr Rinderhalter als im Vorjahr haben 2019 die Tore ihrer verwaisten Ställe zugesperrt. Diese Entwicklung bleibt nicht ohne Folgen für den Tiermarkt. Clemens Spiegl vom Rinderzuchtverband Oberpfalz geht genauer auf die Konsequenzen ein.

Stagnierende Preise, wachsende Ansprüche, rigide Anforderungen: Über aktuelle Entwicklungen auf dem Rindermarkt referieren Clemens Spiegl (im Vordergrund) und Rudolf Traxinger vom Rinderzuchtverband Oberpfalz. Bild: bjp
Stagnierende Preise, wachsende Ansprüche, rigide Anforderungen: Über aktuelle Entwicklungen auf dem Rindermarkt referieren Clemens Spiegl (im Vordergrund) und Rudolf Traxinger vom Rinderzuchtverband Oberpfalz.

Wie Clemens Spiegl vom Rinderzuchtverband Oberpfalz (RZO) den gut 20 Besuchern des Informationsabends im Gasthof Lober berichtete, bestimmten im vergangenen Jahr stagnierende bis rückläufige Tierpreise das Bild. Unter Druck sei der Rindermarkt allerdings auch infolge witterungsbedingter Futterknappheit und der immer höheren Ansprüche potenzieller Kunden im In- und Ausland geraten. So würden „Mängel“ bei Körperbau, Klauen- und insbesondere Euterform „eiskalt abgestraft“, bemerkte Spiegl. Die Enthornung von Kälbern gelte als „Standard“. Im Exporthandel sei die Nachfrage etwa in Nordafrika und im Libanon zwar groß, doch sei es zunehmend schwierig, die für Langstreckentransporte erforderlichen veterinäramtlichen Atteste und Lizenzen zu erhalten.

Tiertransporte stünden immer mehr im Visier von Tierschutzverbänden und Medien, die dazu neigten, ein Zerrbild vermeintlich allgemein herrschender Missstände zu zeichnen: „Je schlechter das Bild, umso besser die Einschaltquote, auch wenn die gezeigten Bilder meist gar nichts mit uns zu tun haben.“ Dies wirke sich auf die behördliche Genehmigungspraxis aus. In jüngerer Zeit, so Spiegl, hätten Züchterverbände jedoch wiederholt gegen Tiertransportverbote geklagt, die Veterinärbehörden meist auf Betreiben von Tierschutzorganisationen verhängt hätten. Diese Gerichtsverfahren seien durchweg erfolgreich ausgegangen.

Die von Tierschützern mit Blick auf die Rindertransportgestaltung erhobenen Forderungen seien im Übrigen nicht selten praxisfremd und zeigten, „wie weit weg diese Verbände von der Materie sind“, monierte der Referent. Inzwischen liefen Klärungsgespräche zwischen Züchterverbänden und Agrarministerien: „Die Mühlen mahlen langsam.“ Nachdrücklich empfahl Spiegl, männliche Kälber auf ihre Anpaarungsvertragswürdigkeit prüfen zu lassen, zumal ein Anpaarungsvertrag den Wert des Kalbes fast verdoppele.

Alles in allem bezifferte er die Gesamtzahl der in der Vermarktungsperiode 2018/19 über den RZO verkauften Tiere auf 27.275, was einem Minus von 908 entsprach. Der Umsatz sei um knapp zwei Millionen auf rund 13,4 Millionen Euro zurückgegangen. „Durchweg positive“ Erfahrungen habe der RZO mit der seit 2018 praktizierten „anbindungslosen Versteigerung“ gesammelt, die das Gegenstück zur immer weiter verbreiteten Laufstallhaltung auf den Höfen sei: „Die Tiere bewegen sich natürlicher, der Versteigerungsablauf gestaltet sich flüssiger.“

Das nach seinem Eindruck tendenziell negative Bild, das die öffentliche Meinung von der Landwirtschaft zeichne, beklagte auch Rinderzucht-Fachberater Rudolf Traxinger. Er verwies auf eine im Aufbau befindliche Imagekampagne, die ein Gegengewicht hierzu schaffen solle. Vor allem aber seien die Landwirte selbst gefordert, für ihre Arbeit selbstbewusst einzutreten, Wissenslücken zu füllen und Irrtümer aufzuklären.

 
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