26.10.2018 - 14:34 Uhr

Business in Gummistiefeln

Ihr Tag beginnt um 4 Uhr morgens im Melk-Karussell, 200 Rinder wollen versorgt sein. Manuela Pronath aus Freihöls ist Bäuerin, Mutter von zwei Kindern und aktiv im Ehrenamt. Und vielleicht bald um eine Anerkennung reicher.

Die Arbeit im Stall ist längst nicht das einzige Aufgabenfeld von Manuela Pronath, die für den "Business Women`s Society Award" nominiert ist. Bild: bl
Die Arbeit im Stall ist längst nicht das einzige Aufgabenfeld von Manuela Pronath, die für den "Business Women`s Society Award" nominiert ist.

Manuela Pronath ist nominiert für den Business Women's Society Award, eine Auszeichnung, die am Mittwoch, 7. November, in München verliehen wird. Die Initiative dazu geht von einem bundesweit aktiven Frauennetzwerk aus, das dazu aufgerufen hatte geeignete Kandidatinnen zu melden. Geehrt werden sollen Frauen, die sich durch eine bemerkenswerte Persönlichkeit, eine herausragende Leistung im Alltag oder eine innovative Start-up-Idee verdient gemacht haben. "Und wenn jemand das verdient hat, dann meine Schwester", sagt Stefanie Hofrichter, die die 36-Jährige ohne ihr Wissen im Internetportal der Powerfrauen für den Award gemeldet hat. Deshalb passe sie auch perfekt in das Netzwerk der Frauen, "die einfach unfassbar viel leisten".

Hofrichter hat über Instagram von der Initiative erfahren. Mit Hilfe ihrer beiden Neffen Florian und Julian hat sie ganz knapp vor dem Abgabetermin die Bewerbung eingereicht. "Das haben die alles heimlich ausgebrütet und es mir erst später gestanden", erzählt Manuela Pronath, die in der Kategorie "Working Mom of the year" nominiert ist. Insgesamt tritt sie damit in Konkurrenz zu neun weiteren Bewerberinnen, die von einer Jury ausgewählt wurden. Aktuell läuft ein öffentliches Voting im Internet. Sollte die 36-Jährige aus Freihöls (Gemeinde Fensterbach) die höchste Punktzahl bekommen, dann winkt ihr ein Dinner mit vielen erfolgreichen Frauen in München. Eine Gelegenheit, die Gummistiefel mit einem flotten Dirndl zu vertauschen und stellvertretend für viele Bäuerinnen die Leistung der Frauen in der Landwirtschaft publik zu machen. "Bei dem Award geht es um Anerkennung, und die ist gerade in der Landwirtschaft sehr gering", weiß die jüngere Schwester, die sich als Marketing-Assistentin mit so etwas auskennt.

Ein komplexer Job

Für Manuela Pronath ist es selbstverständlich, dass vor dem eigenen Frühstück die rund 100 Milchkühe plus Nachzucht an der Reihe sind. Euter säubern, vormelken, Melkmaschine anstecken, Zitzen behandeln, desinfizieren, so beginnt ihr Tag. Dann macht sie Frühstück für die beiden Buben, sorgt für Pausenbrote. Anschließend ist Zeit für eine kurze "Konferenz" mit Ehemann Thomas über all das, was es auf dem Hof zu erledigen gibt. Der Haushalt wartet, und zum Mittagessen soll keine Fertigpizza auf den Tisch. Dann sind da noch die Biogas-Anlage und die Buchführung. "Für diesen Job braucht man Technik, Know-how, Kraft und Sensibilität", berichtet die Bäuerin. "Kontrollen und Anträge, das alles ist inzwischen sehr komplex", weiß Pronath, die sich mit ihrem Mann deshalb auch bei der Ausbildung engagiert und jeden Freitag Lehrlinge auf dem Hof unterrichtet. "Nur mit einer dreijährigen Lehrzeit kann man so einen Betrieb nicht in die Zukunft führen", ist sie überzeugt, "da muss man sich weiter aufstellen".

Ein Schritt dazu ist das Netzwerk, dem sie selbst als stellvertretende Kreisbäuerin angehört. "Ehrenamtsliebe auf den ersten Blick" war da im Spiel, als sie das Amt übernahm. "Wenn mein Mann mir nicht den Rücken stärken würde, ginge das gar nicht", sagt Pronath. An vielen Tagen bleibt nach dem zweiten Stall-Termin am späten Nachmittag nur Zeit für eine kurze Dusche, und schon geht es zur Sitzung mit den Funktionären.

Kurze Nächte

"Manchmal ist die Nacht schon sehr kurz", gesteht die Bäuerin, die eigentlich den Beruf einer Krankenschwester erlernt hat und jetzt öfter mal auch die Familienmitglieder verarztet. Und im übervollen Terminkalender soll auch noch ein Hobby Platz finden: Die 36-Jährige singt im Chor "Glorificamus". "Das gibt so viel Kraft", schwärmt die Powerfrau, die trotz Sieben-Tage-Woche mit nur vier bis fünf Urlaubstagen dem Job als Angestellte nicht hinterhertrauert: "Sein eigener Chef zu sein, das ist auch etwas Besonders."

Voting für den Award über http://proudtobeme.de/poll/working-mom-of-the-year/

Der neunjährige Julian hilft mit, wenn die Fütterung ansteht. Seine Mutter Manuela Pronath muss sich nicht nur im Stall auskennen, sondern auch mit der Biogas-Anlage. Bild: bl
Der neunjährige Julian hilft mit, wenn die Fütterung ansteht. Seine Mutter Manuela Pronath muss sich nicht nur im Stall auskennen, sondern auch mit der Biogas-Anlage.
Business Women's Society:

Laut Presseerklärung spricht die Business Women's Society (BWS) seit Jahren über 10 000 Frauen über ihr Netzwerk an. Aufgrund des beständigen Erfolgs habe man nun mit dem Award den nächsten Schritt getan. Gestartet war BWS 2013 als Event-Reihe mit dem Ziel, gleichgesinnte Frauen zusammenzubringen. Das Netzwerk unterstützt Frauen mit Vorträgen, Seminaren und Coachings und bietet eine Plattform, um Kontakte zu knüpfen. Für den BWS-Award konnten sich Frauen aus dem deutschsprachigen Raum in den Kategorien "Outstanding Personality", "Best Start-up-Idea" und "Working Mom of the Year" bewerben. Außerdem gibt es noch den Sonderpreis "Ehrenpreis Lebenswerk". Bis 31. Oktober kann unter www.proudtobeme.de gevotet werden. Vergeben werden die Auszeichnungen dann am Mittwoch, 7. November, im Filmcasino am Odeonsplatz in der Landeshauptstadt. Münchens Bürgermeister Josef Schmid, Moderatorin Jana Ina Zarella und FDP-Stadträtin Gabriele Neff übernehmen die Schirmherrschaft. Carolin Henseler ist Moderatorin der Gala. Saina Bayatpour, Gründerin der BWS, hat dabei vor allem ein Ziel: "Wir wollen interessante Frauen sichtbar machen." Ins Rampenlicht sollen Frauen gestellt werden, "deren spannende Geschichten bislang im Verborgenen geblieben sind." (bl)

Voting für den Award über

Für diesen Job braucht man Technik, Know-how, Kraft und Sensibilität.

Manuela Pronath

 
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