Deindorf bei Wernberg-Köblitz
15.03.2021 - 16:20 Uhr

Klärschlammtrocknung Deindorf: Bedenken wegen Lärm und Geruch

Neues Format, große Resonanz: Auf über 90 Rechnern läuft am Freitag die Informationsveranstaltung zur Klärschlammtrocknung in Deindorf (Markt Wernberg-Köblitz). Fragen zum Projekt drehen sich vor allem um zwei Themen.

Ein erster Entwurf zeigt die beiden Hallen, in denen der Klärschlamm angeliefert und das Trockengut gelagert werden sollen. Die Trocknungsanlagen sind grün dargestellt. Die Hallen sind rund 20 mal 25 Meter groß und am First gut 10 Meter hoch. Die nötigen Abluftkamine werden mindestens 13 Meter hoch. Bild: meineumweltGmbh/exb
Ein erster Entwurf zeigt die beiden Hallen, in denen der Klärschlamm angeliefert und das Trockengut gelagert werden sollen. Die Trocknungsanlagen sind grün dargestellt. Die Hallen sind rund 20 mal 25 Meter groß und am First gut 10 Meter hoch. Die nötigen Abluftkamine werden mindestens 13 Meter hoch.

Die Planungen zu einer Klärschlammtrocknungsanlage bei Deindorf interessieren viele Anlieger. In der Spitze zählte Moderator Wolfram Dreier am Freitagabend über 90 angemeldete Geräte bei der Online-Veranstaltung der Familie Bauer. Dreier geht von deutlich über 100 Teilnehmern aus, die auch eine Vielzahl von Fragen stellten.

Planer Alois Grundner (meineumwelt GmbH), der Geschäftsführer des Zweckverbands thermische Klärschlammverwertung Schwandorf (ZTKS) Thomas Knoll, Bürgermeister Konrad Kiener sowie Anton und Magdalena Bauer standen Rede und Antwort. Grundner stellte die Anlagenpläne vor. Demnach sollen auf einem Grundstück rund 500 Meter östlich von Deindorf nahe der Autobahn A 6 zwei Hallen entstehen. Sie dienen der Lagerung sowie der An- und Abfuhr des Klärschlamms. Zwischen den Hallen sind die Bandtrockner angeordnet, die mit der Wärme der Biogasanlage beheizt werden sollen, die die Wirt's Bioenergie GmbH von Familie Bauer bereits betreibt. Von der Biogas- zur Trocknungsanlege soll eine Wärmeleitung verlegt werden, vornehmlich am Straßenrand der vorhandenen Zufahrt.

Zwei bis drei Lkw pro Werktag

Der ZTKS und Knoll kommen ins Spiel, weil der Klärschlamm vom Verband angeliefert werden und das Granulat auch wieder abgenommen werden soll. Die Bauers wollen als reine Lohntrocknung auftreten. Dazu müssen sie sich bei einer Ausschreibung bewerben, erläuterte Knoll. Der ZTKS wolle ein Netzwerk mit Partneranlagen schaffen, um den anfallenden Schlamm bewältigen zu können – etwa wenn die Schwandorfer Anlage wegen einer Revision steht. Von der Lage her sei Wernberg-Köblitz mitten im Verbandsgebiet perfekt, sagte Knoll. Er erläuterte auch die rechtlichen Hintergründe, warum der Klärschlamm nicht mehr wie früher auf Feldern entsorgt werden kann (wir berichteten).

Mit rund zwei bis drei Lkw-An- und Abfahrten pro Werktag müsse an der geplanten Anlage gerechnet werden, erläuterte Alois Grundner. Die Zufahrt soll nördlich entlang des Dorfrands über die bestehende Straße erfolgen. Die beiden Hallen und die Trockner werden unter Unterdruck gehalten, damit Gerüche nicht nach außen dringen können. Die beiden Bandtrockner sollen rund 9000 Tonnen Schlamm pro Jahr von 75 Prozent Wassergehalt auf 8 Prozent Restfeuchte bringen. Die entstehende Abluft - zusammen mit der Luft aus den Hallen - werde aufwändig gereinigt. Dabei entstehe unter anderem Ammoniumsulfat, das als Flüssigdünger verkauft werden könne. Über Kamine soll dann möglichst nur Wasserdampf an die Umwelt abgegeben werden. Die Grenzwerte schreibe das Immissionsschutzgesetz vor. Die Anlage soll abwasserfrei arbeiten. Um den Betrieb soll sich eine Vollzeitkraft kümmern, kündigte Magdalena Bauer an. Sie bekräftigte, dass die Familie die Anlage ohne weiteren Investor stemmen wolle.

Kamine notwendig

Die Frage nach möglichen Auswirkungen auf Luft und Boden würden entsprechende Gutachten klären, erläuterte Grundner auf entsprechende Fragen. Die Lärmbelastung sah er als gering an, angesichts der Belastung durch die Autobahn werde sie beinahe untergehen. Die Höhe der Kamine für die Abluft werde mindestens 13 Meter betragen - drei Meter über der Firsthöhe der Hallen. Das genau nötige Ausmaß werde ein Gutachten festlegen.

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Wernberg-Köblitz10.03.2021

Ein Gutteil der gestellten Fragen betraf mögliche Geruchs- und Lärmemissionen. Kontakt zu den Fachleuten bot ein Chat, der für die Teilnehmer aus Datenschutzgründen nicht einsehbar war. Dreier und seine Kollegen fassten die Fragen zu Themenblöcken zusammen – was auch auf Kritik stieß, weil manche Frage wohl nicht wörtlich so gestellt wurde, wie sie eingebracht wurde.

Grundner erläuterte das notwendige Planungsverfahren, bei der die Marktgemeinde das erste Wort hat: Zur Realisierung wäre die Ausweitung eines Sondergebietes samt Bebauungsplan notwendig. Darauf zielten Fragesteller, die das Projekt besser in einem Industriegebiet angesiedelt sähen. Bürgermeister Konrad Kiener gab dem grundsätzlich recht - allerdings stehe in Industriegebieten selten die Wärme bereit, um die Trocknung zu realisieren. Eine Verbrennung des Schlamms sei in Wernberg nicht vorgesehen und werde mit ihm als Bürgermeister auch nicht kommen. Der Marktrat werde nun im Austausch mit den Anliegern und der Familie Bauer das Für und Wider abwägen, und wenn der entsprechende Antrag vorliegt, darüber entscheiden. "Ich kann nicht sagen, wie das ausgeht", sagte Kiener den Oberpfalz-Medien. Selbst wenn der Marktrat das Vorhaben befürworten würde, folgt noch ein langer Verfahrensweg: Diverse Gutachten sind nötig, die Fachstellen müssen gehört und Einwände bei Auslegungen geprüft werden. Das Verfahren nach dem Immissionsschutzgesetz kommt noch oben drauf, bis hin zur Abnahme. Auf bis zu zwei Jahre kalkuliert Grundner die Dauer ab dem Startschuss. Auch im laufenden Betrieb seien dann natürlich Prüfungen fällig.

Anton Bauer äußerte sich zufrieden über den Verlauf der Veranstaltung, aus seiner Sicht seien viele Fragen geklärt worden. Nun werde der entsprechende Antrag an die Gemeinde vorbereitet. Die Informationsveranstaltung wurde aufgezeichnet und soll bald online abrufbar sein. Die Adresse lautet https://bauer.anlagen-info.com. Unter "Vorhaben" ist dort die Präsentation von Alois Grundner bereits zu finden.

Wolfram Dreier (links) moderierte die Online-Informationsveranstaltung, Magdalena und Anton Bauer (rechtes Bild) nahmen Stellung zu einigen Fragen rund um die Planungen. Screenshot: Hösamer
Wolfram Dreier (links) moderierte die Online-Informationsveranstaltung, Magdalena und Anton Bauer (rechtes Bild) nahmen Stellung zu einigen Fragen rund um die Planungen.
Hintergrund:

Projekt bei Deindorf

  • Die Wirt's Bioenergie GmbH von Familie Bauer betreibt in Deindorf eine Biogasanlage, erzeugt Strom mit Blockheizkraftwerken. Die Abwärme soll besser genutzt werden.
  • Dazu plant die Familie eine Klärschlammtrocknungsanlage. Sie sollte zunächst westlich des Dorfs entstehen.
  • Dagegen gab es Bedenken von Anliegern und Marktgemeinderat. Das Gremium nahm den Standort in Augenschein und regte in der September-Sitzung eine Informationsveranstaltung für die Öffentlichkeit an.
  • Nun ist ein Grundstück 500 Meter westlich des Dorfs an der Autobahn A 6 als Standort vorgesehen.
  • Für die Realisierung wären ein Sondergebiet und ein Bebauungsplan notwendig. Ein entsprechender Antrag für das nun ins Auge gefasste Grundstück liegt der Marktgemeinde noch nicht vor.
 
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