Die Bodenplatte ist fertig betoniert, die Kanalanschlüsse sind erledigt, der Kindergarten macht Ferien. Ideale Bedingungen, um jetzt ungestört vom Kindergarten- und Schulbetrieb einen Neubau aus dem Boden zu stampfen. Doch in Dieterskirchen wird für den neuen Kindergarten die Rohbauphase quasi übersprungen. Denn die Wandelemente aus Holz werden bereits komplett vorgefertigt angeliefert, inklusive Fenster. Sie müssen dann nur noch miteinander verbunden werden, und schon steht der neue Kindergarten, der wie Lego-Bausteine zusammengesteckt wird.
"Bis der Zimmerer kommt, gibt es ein Notdach, das Gebäude ist dann sofort dicht", verspricht Architekt Michael Steidl. Noch allerdings läuft die Vorfertigung der Elemente bei der Firma Bauer, für September ist der Montagetermin geplant. "Wenn alle Firmen parat stehen, geht das alles ganz schnell", meint Steidl beim Baustellen-Termin mit Bürgermeister Hans Graßl. Wie das funktioniert, soll per Videokamera dokumentiert werden, allerdings mit Zeitraffer.
Der Bürgermeister hatte sich schon darauf eingestellt, die Farben für Böden oder Fenster auszusuchen, als erfuhr, dass das Konzept dafür längst steht: Bunte Farbtupfer in Rot, Blau oder Grün sollen die Fassade aus Lärchenholz auflockern, und im Inneren wird das noch fortgesetzt. "Sogar im WC", schmunzelt Graßl. Probleme bereite momentan nur ein Krankheitsfall, der die Kette der Handwerker unterbricht, doch noch liegt der Bau im Zeitplan. "Für Verzögerungen gibt es jetzt aber keinen Spielraum mehr", schränkt Steidl ein. Denn bis Weihnachten soll der Neubau fertig sein, "Sonst müssen wir streiten, ob der Architekt oder der Bürgermeister eine Pizza zahlen muss", scherzt Graßl.
Ende der Notlösung
Dann ist die bisherige Notlösung mit einem Kindergarten-Raum in der Schule Geschichte. Dafür hatte es ursprünglich eine Ausnahmegenehmigung gegeben. Als die Gemeinde nun nachbessern wollte, kam man bei Gesprächen mit der Regierung auf eine laut Graßl vernünftige und wirtschaftliche Lösung mit einem Neubau, der unmittelbar an den bestehenden Kindergarten-Bau anschließt. Der Altbau ist dann künftig für die Krippenkinder gedacht. Die Gesamtkosten für die Maßnahme sind auf rund 1,5 Millionen Euro veranschlagt. Etwa eine Million Euro soll an Fördermitteln fließen, 500 000 Euro an Eigenmitteln hat die Kommune bereits im Haushalt eingeplant.
Ausgelegt ist der Neubau auf derzeit zwei Gruppen für 47 Kinder. "Damit sind wir schon fast wieder am Limit", sagt der Bürgermeister und freut sich, dass sein Ort zu den wenigen Gemeinden gehört, die in den vergangenen zehn Jahren mehr Geburten als Sterbefälle registrieren konnten. "Heuer haben wir den letzten schmalen Jahrgang mit nur sechs Kindern in der Grundschule, dann steigt die Schülerzahl wieder von 38 auf 50", so seine Berechnungen.
Profitieren kann der Kindergarten nach wie vor von der Nähe der Schule, die vor einigen Jahren energetisch saniert wurde. "Die Heizung der Grundschule bringt jetzt locker genügend Energie für den Kindergarten", erklärt Steidl. "Positive Spätfolgen", kommentiert der Bürgermeister den Umstand, der sich nicht zuletzt auch aus dreifach verglasten Fenstern ergibt. "Wir verbrauchen im Vergleich zu vorher nun ein Drittel der Energie."
Mit Videoüberwachung
Außerdem sei man nun im Kindergarten auch technisch auf dem neuesten Stand: Der Zugang soll mit einer Videoanlage überwacht werden, zusätzlich gibt es einen Alarm, falls ein Knirps plötzlich türmen will. Nicht zuletzt soll auch ein Zaun aus Metallstäben den gesamten "Vorgarten" von Schule und Kindergarten sicherer machen. Und weil auch später noch genügend Nachwuchs die neuen Räume füllen soll, hat sich Dieterskirchen für ein Baukindergeld stark gemacht
Fünf Euro "Kindergeld"
Seit der Erweiterung des Baugebiets "Horneckfeld" hat die Gemeinde drei Bauplätze verkauft. Weil die nicht mehr ganz so günstig sind wie die im älteren Areal (früher 44,50 Euro pro Quadratmeter, jetzt 59,50 Euro), hat sich der Gemeinderat für ein Baukindergeld entschieden. Allerdings gibt es keine Pauschale, sondern einen Betrag, für den die Quadratmeter mit 5 Euro multipliziert werden. Damit setzt die Gemeinde Dieterskirchen nun vor allem auf junge Familien - und somit auch auf Nachschub für den neuen Kindergarten.
Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.
Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.