(bl) Eine Vorreiterrolle kommt auf dem Marsch in die Zukunft dem Waldstück zwischen Niedermurach und Dieterskirchen zu, das sich im Besitz der Kirchenstiftung befindet. Denn hier hat der anvisierte Umbau in einen stabilen Mischwald schon einen deutlich sichtbaren Vorsprung. Lehrtafeln zeigen auf, was dem Laien auf den ersten Blick nicht unbedingt ins Auge springt. Und zur Eröffnung des Lehrpfads "Zukunftswald Dieterskirchen-Niedermurach" gibt es auch eine Führung.
Vertreter von Waldbesitzervereinigung (WBV), Bauernverband, die Geistlichen Markus Urban und Herbert Rösl als Vertreter der Kirchenstiftung, Lokalpolitiker und Mitarbeiter des Amts für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) stellten das Projekt am Donnerstag der Öffentlichkeit vor. Der 1,8 Kilometer lange Pfad ist Teil der Initiative "Zukunftswald" und wurde unter Federführung der Forstverwaltung in Zusammenarbeit mit der WBV Neunburg-Oberviechtach sowie den Waldbesitzern entworfen. Als Ausgangspunkt bot sich der Parkplatz an der Staatsstraße von Oberviechtach nach Dieterskirchen (Abzweigung nach Schwarzhofen) in der Nähe des Naturdenkmals "Sattelross" an.
Risiko minimiert
"Auf diesen Wald kann man stolz sein", meint Forstdirektor Alwin Kleber, Leiter des Bereichs Forsten am AELF. Die Experten unter den Gästen auf dem Lehrpfad haben schnell erspäht warum: Schon auf den ersten Blick haben sie zehn bis zwölf verschiedene Baumarten ausgemacht, dazu noch Sträucher. Genau hier liegt die Stärke, ganz nach dem Motto "Wer streut, rutscht nicht". Denn einige dieser Arten sind vielleicht besser gerüstet für Trockenheit, Starkregen, Sturm, Schädlinge und ein wärmeres Klima. "Der Waldumbau ist kein Selbstzweck, sondern betriebswirtschaftlich sinnvoll", stellt der Forstdirektor klar. "Dass alles ausfällt, ist unwahrscheinlich."
Freilich hat im Wald der Zukunft auch die Kiefer noch Platz, die kühlere, trockenere Standorte fürs Wohlfühlklima braucht. Mit einem Anteil von 72 Prozent ist sie der am häufigsten im Landkreis anzutreffende Baum. "Und sie siedelt sich gern da an, wo der Boden umgewühlt wurde", berichtet Projekt-Fachkraft Hannah Sieren und deutet auf das Gelände, das vom Ausbau der nahen Staatsstraße betroffen war.
Keine Plantagen
Die nächste Tafel bezieht sich auf den bayerischen Weg der Waldbewirtschaftung: keine Zweiteilung in Plantage und Schutzgebiet, sondern ein integrativer Weg. "Wir bauen kleine Trittsteine für die Natur und nutzen gleichzeitig das Holz", verdeutlicht Sieren. Eine weitere Station zeigt auf, wie Bäume vor Verbiss oder vor dem Verfegen geschützt werden können, mal mit einem Stachelbaum, der aussieht wie eine Antenne, mal mit Plastik-Hülse.
Auch was man gegen unerwünschte pflanzliche "Bedränger" der gehegten Exemplare tun kann, lässt sich hier erkunden. Inzwischen nutzen Waldbesitzer aber auch den Vorteil von Pflanzen, die im Topf gezüchtet werden. "So etwas gab es früher nur in Gärtnereien, aber das sorgt für einen besseren Start", weiß Förster Fritz Reichert. Und noch ein Aspekt rückt in den Fokus: die Walderschließung. "Ein Wald ohne Weg ist wie ein Haus ohne Tür", wissen die Fachleute und plädieren dafür, ausreichend Platz einzuplanen.
Dann ist die Gruppe an einem Bereich angelangt, der stellvertretenden Landrat Arnold Kimmerl zum Schwärmen bringt. "Das ist ja ein Meer aus Tannen", staunt er. Der Tannen-Voranbau gedeiht ganz gut im Schatten alter Fichten und hat schon mal einen Wuchsvorsprung vor den kniehohen kleinen Fichten.
Noch mehr solche Prachtstücke "herauszukitzeln", ist das Ziel des Lehrpfads, der bald Gesellschaft bekommen soll: In Neukirchen bei Schwandorf ist ein zweiter Pfad geplant. Die Besitzer der Kirchenstiftungswälder jedenfalls sind zufrieden mit ihrer Vorreiterrolle. "Wir haben hier etwas Zukunftsweisendes geschaffen, das vielleicht auch andere Waldbesitzer ansteckt", so Pfarrer Herbert Rösl als Vertreter der Eigentümer. Nicht zuletzt gibt der Pfad auch Aufschluss über Fördermittel.
Der Waldumbau ist kein Selbstzweck, sondern betriebswirtschaftlich sinnvoll.
Sagenhaftes Sattelross
Teil des neuen Lehrpfads an der Staatsstraße von Oberviechtach nach Dieterskirchen ist auch ein riesiger Granit-Block, der als "Sattelross" bekannt ist, weil er in seiner Form an einen Sattel oder ein liegendes Pferd erinnert. Zu dem Fels gibt es auch eine Sage. Demnach stand an dieser Stelle einst ein Schloss. Eines Tages soll ein Bettler daran vorbeigekommen sein, sah Licht und hörte Musik, vor allem aber roch er das Brot im Backofen vor dem Schloss und bat um ein Stück Brot. Doch das erzürnte den Schlossherrn, der ihm hoch zu Ross entgegen kam. Das Pferd scharrte wohl furchterregend mit den Hufen und wirbelte einen Stein auf, der den Bettler am Kopf traf und seinen Tod verursachte. Daraufhin brach der Backofen zusammen, die Brote wurden zu Stein, das Schloss verschwand im Boden und übrig blieb nur ein gestürztes Pferd in versteinerter Form. Das "Sattelross" gibt als markantes Naturdenkmal auch der Waldflur seinen Namen. (bl)
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