04.12.2018 - 17:42 Uhr

Digital schon fast normal

Seit Jahren heißt es, der Einzelhandel in Ostbayern hinke bei der Digitalisierung hinterher. Da wirkt das Ergebnis einer Commerzbank-Studie überraschend.

Commerzbank-Niederlassungsleiter Sebastian Hackl (links) und der Leiter Unternehmerkunden Kurt Schwer präsentierten die Einzelhandelsstudie Bild: Bühner
Commerzbank-Niederlassungsleiter Sebastian Hackl (links) und der Leiter Unternehmerkunden Kurt Schwer präsentierten die Einzelhandelsstudie

Immer mehr Einzelhändler in Ostbayern bieten ihre Ware auch im Internet an. Was vor Jahren als Ausnahme galt, setzt sich zunehmend durch. Dies belegt eine Studie des Meinungsforschungsinstitut Ipsos im Auftrag der Commerzbank. Derzeit betreiben in Ostbayern 29 Prozent der Händler neben dem stationären Handel auch den Verkauf im Internet. Als "Multikanalhändler" wird diese Gruppe in der Studie bezeichnet. Bedenkt man die 4 Prozent "Nur-Online-Händler", bedeutet dies, dass rund ein Drittel der Einzelhändler im Internet aktiv ist.

Befragt wurden Einzelhändler im ostbayerischen Grenzraum ohne die Stadt Regensburg. In dieser Region überwiegen inhabergeführte Unternehmen. Sie haben, gemessen am Bundesdurchschnitt, im elektronischen Handel kaum Nachholbedarf. Bundesweit liegt der Anteil der Einzelhändler, die im Internet verkaufen zwar bei 40 Prozent. Dabei sind aber ganz andere Verkaufsstrukturen in den Ballungsräumen eingeschlossen. Die ostbayrischen "Multikanalhändler" bieten ihren Kunden Bestellung und Abholung auf unterschiedlichen Vertriebswegen an. Mit 73 Prozent ist Bestellung online und Abholung im Laden die populärste Form. Jeder zehnte ostbayerische Einzelhändler verkauft via Ebay oder Amazon. Noch aktiver als im Vertrieb sind die Einzelhändler laut Studie online in der Kommunikation mit Kunden. 53 Prozent sind auf Facebook präsent, 39 Prozent haben eine eigene Webseite. Kontaktlose Kartenzahlung ist in Ostbayern bei 45 Prozent der Einzelhändler möglich, bundesweit sind es erst 38 Prozent.

Auch andere Themenbereiche arbeitet die Studie auf: Fachkräftemangel und Konkurrenz durch Onlinehändler nennen 75 beziehungsweise 59 Prozent als größte aktuelle Herausforderung. Dennoch ist der Ausblick meist optimistisch, 78 Prozent der ostbayerischen Unternehmer im Einzelhandel rechnen mit positiver oder stabiler Geschäftsentwicklung. Trotz zunehmender Digitalisierung kommen für 51 Prozent der Händler derzeit mehr Kunden in ihren Laden als vor fünf Jahren. Mehr Attraktivität für die Innenstädte, der Ausbau der Breitbandversorgung und des öffentlichen Nahverkehrs stehen oben auf der Wunschliste der Einzelhändler.

Präsentiert wurden die Untersuchungsergebnisse von Sebastian Hackl, Niederlassungsleiter Privat- und Unternehmerkunden Weiden und Kurt Schwer, Leiter Unternehmerkunden Weiden/Cham. Beide bedauern ein weiteres Ergebnis. "Trotz niedriger Zinsen werden Investitionen kaum über Kredite finanziert." Deutlich mehr als im Bundesschnitt finanzieren ostbayerische Einzelhändler ihre Investitionen aus dem Geschäftsbetrieb (52 Prozent; bundesweit 37 Prozent) "So fehlt die Liquidität für neue Geschäftsfelder", bedauert Niederlassungsleiter Hackl.

 
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