Hermann Papacek, der in Edeldorf seit über 20 Jahren sein Puppentheater betreibt, hat im Moment viel Zeit. So viel wie noch nie. Unzählige Kasperl-Geschichten aus eigener Feder hat das Theater aufgeführt, auch schon den bayerischen Klassiker vom Brandner Kaspar. Aber Papacek und seine Kasperl, Hexen, Boandlkramer und Einhörner hatten noch nie mit einem Virus wie Corona zu tun. Und so geht der Puppenvater im Zwangsurlaub her und hübscht in all der freien Zeit seine Ensemble-Mitglieder auf. Klebt ihnen eine neue Nase an, einen abgebrochenen Finger. Und fügt der Truppe ganz neue Mitglieder hinzu.
"Kasperl und das Einhorn"
Papacek hat ein neues Stück geschrieben. „Kasperl und das Einhorn“ heißt es. Ein Einhorn hatte er bisher nicht im rund 70-köpfigen Ensemble, es entsteht gerade. Und noch ein paar andere Figuren dazu.
Arbeitet der Puppenspieler nach Vorlagen, wenn er neue „Schauspieler“ bastelt? Ja, sagt Papacek, „nach meinem Kopf“. Und wie macht man einfach so ein Einhorn nach dem eigenen Kopf? „Ich kann das“, sagt Papacek selbstbewusst. Und lacht dazu. Er habe immer schon gern gemalt, schon als Kind. Habe in ganz jungen Jahren schon für seine Geschwister Kasperltheater gespielt. So ein Einhorn zu modellieren, ist doch keine Kunst: „Ich weiß doch, wie ein Einhorn ausschaut.“ Alles klar.
Papacek macht alles selbst. Sein Theater heißt nicht umsonst „Hermanns Kasperltheater“. Hermann Papacek ist das Theater. Aber er hat natürlich auch langjährige Mitspieler: seine Frau Monika, anfangs auch Sohn Michael und bis vor wenigen Jahren der verstorbene Zwillingsbruder Johann. Johanns Part hat Hermann Helgert übernommen, als Ersatzmann steht Karl-Heinz Hero Gewehr bei Fuß. Bis auf das Nähen der Kostüme stammt sonst alles aus Papaceks Hand und Kopf. Die Stücke schreibt er alle selbst, mehr als 80 sind es inzwischen. Er nimmt CDs mit Geräuschen auf, modelliert die Puppen, baut Kulissen und Requisiten. Die Kostüme näht die Schneiderin Monika Treml aus Dieterskirchen.
Angefangen hat alles 1998, als Hermann Papacek und sein Sohn auf die Idee kamen, zum Ulrichsfest der Wilchenreuther Kirchengemeinde ein Kasperltheater für Kinder aufzuführen. Nachdem die beiden bald darauf noch bei einem Gartenfest aufgetreten waren, meinte Michael, man könne das Theater doch professionell betreiben. Das ist nun über 20 Jahre her, inzwischen wurde dem kleinen Theater der Kulturpreis des Landkreises verliehen, es ist Mitglied im Verband Bayerischer Amateurtheater e.V. Figurentheater und hat im vergangenen Jahr mit Erfolg am Kasperl-Festival in Berching mitgewirkt.
"Brandner" immer ausverkauft
Zum zehnten Geburtstag hat sich Papacek einen langgehegten Wunsch erfüllt: der „Brandner Kaspar“ auf einer Puppenbühne. Er schrieb das Stück damals kurzerhand für das Spiel mit Handpuppen um und seither ist der „Brandner“ fester Bestandteil des jährlichen Spielplans. Die Aufführungen in Edeldorf sind bis heute jedes Jahr ausverkauft.
In Edeldorf hat Papacek in der Wirtschaft „Edelweiß“ eine feste Bühne, er zieht mit seiner Truppe aber auch das ganze Jahr über durchs Land - sofern ihn kein Coronavirus ausbremst.
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