Edelsfeld
02.01.2020 - 12:30 Uhr

Der letzte Büttner von Edelsfeld erinnert sich

Die jüngste Episode der "Edelsfelder Geschichte(n)" beschäftigt sich mit Hans Bär. Er war aber nicht nur Büttner, sondern auch Maurer, Kraftfahrer und Rohrwerker.

Hans Bär heute in seiner Werkstatt. Bild: exb
Hans Bär heute in seiner Werkstatt.

Über sein Berufsleben hat Evi Strehl ein Interview mit Hans Bär geführt, das auf der Homepage der Gemeinde Edelsfeld zu hören ist. Wir geben es hier in Auszügen wieder.

ONETZ: Wie alt warst Du, als Du aus der Schule gekommen bist?

Hans Bär: 14, nach der 8. Klasse. Danach habe ich von meinem Großvater Büttner (Biena) gelernt. Durch das bin ich auch der "Biena Hans", der Hausname war "Biena".

ONETZ: Hast Du noch richtig das Fasslmachen gelernt?

Hans Bär: Ja, vom Großvater. Und ich kann's auch noch. Fässer haben wir eher weniger gemacht, nur soviel, wie wir gebraucht haben, um andere Fässer zu reparieren. Hauptsächlich haben wir für die Bauern Odelfässer gemacht, Fleischzuber, Krautfässer, kleine Badewannen. Odelschöpfer hat man auch gebraucht, weil es keine Pumpen gab. Das hat man alles auch für den Kammerwagen gebraucht, außerdem noch Kälberschaufeln zum Kälber tränken, weil es noch keine Zinkeimer gab in dieser Nachkriegszeit (1950). Darum haben wir auch Holzeimer gemacht, alles aus Fichtenholz.

ONETZ: Wie habt ihr das behandelt, damit das Wasser nicht ausgelaufen ist?

Hans Bär: Das hat man nicht behandeln müssen, sondern fugen! Auf einer Fugbank ist das gefugt worden. Ich habe für alle Enkel vor kurzem Andenken gemacht. Ich hab noch alle Werkzeugteile meines Büttner-Großvaters, nur die große Fugbank habe ich nicht mehr - mit zwei Meter Länge passte sie nicht in meine kleine Werkstatt. Auf dieser großen Fugbank haben wir Odelfässer gemacht mit 700 bis 800 Litern Inhalt. Für die Bauern mit den großen starken Gäulen.

ONETZ: Und das Holz? Musste das einige Zeit vorher lagern, bevor es verwendet werden konnte?

Hans Bär: Ja, das Holz musste dürr sein. Mein Großvater durfte sich die Bäume im Staatswald aussuchen zum Kauf. Der Förster ließ sie absägen und mit den Pferden des anderen Großvaters, der Metzgerbauer in Steinling, haben wir sie rausgeholt und zum Sägen nach Stumpfmühle gefahren. Die fertigen Bretter haben wir dann wieder mit dem Pferdefuhrwerk meines Großvaters nach Edelsfeld gefahren.

ONETZ: Wie kam es, dass du dann Maurer geworden bist?

Hans Bär: Ich habe Büttner gelernt. Und als ich fertig war, ca. 1954, war wieder Blechzeug erhältlich. Dann haben die Bauern keine hölzernen Odelfässer mehr gebraucht, weil sie blecherne kaufen konnten und vor allem noch größere. Die Bauern bekamen Bulldogs, dann wurden die blechernen Odelfässer nochmal größer. Mein Vater sagte dann: "Weißt was? Ich melde dich beim Gnan in Großalbershof an, dann machst an Maurer." (...) Bei dem hat mein Vater nach seiner Büttnerlehre auch schon als Maurer gearbeitet und später als Kraftfahrer im Lagerhaus der Raiffeisenbank Edelsfeld. Ich habe also die Maurerlehre gemacht und dann mit 18 dort aufgehört.

ONETZ: Warum?

Hans Bär: 1954 hab ich den Führerschein gemacht, den Zweier, und dann hat mich halt das Lastautofahren interessiert. Mein Vater sagte: "Horch, die Baywa in Sulzbach bekommt ein eigenes Auto (...). Ich frag, ob die Baywa nicht einen Fahrer brauchen kann." Und der damalige Baywa-Chef sagte, dass ich gleich am nächsten Ersten anfangen kann.

ONETZ: Was musstest du da genau machen?

Hans Bär: Kraftfahrer war ich da. Musste Kunstdünger ausfahren, viel nach Amberg rüber und nach Schäflohe, Fichtenhof, Karmensölden, Kümmersbruck. Da gab's in Amberg auch noch Bauern! Auch auf den Mariahilfberg musste ich öfter was rauffahren. Ja - ich bin schon durch Amberg gefahren, da hatten die noch nicht mal eine Ampel!

ONETZ: Und was war das für ein Kunstdünger?

Hans Bär: Thomasmehl hat es hauptsächlich gegeben und Kalisalz. Da hat es noch keinen gemischten Dünger gegeben. Futtermittel haben wir auch ausgefahren für die Bauern, und im Herbst haben wir Getreide zusammengeholt und als Doppelzentnersäcke aufgeladen, bei den Bauern, die gedroschen haben.

ONETZ: Und was ist mit dem Getreide dann passiert?

Hans Bär: Das ist auf der Baywa gelagert worden. Die Gerste kam dann von der Baywa aus mit Waggons in die Sulzbacher Malzfabrik.

ONETZ: Das war aber auch ein weiter Arbeitsweg für dich – von Edelsfeld nach Sulzbach. Bist du mit dem Radl gefahren?

Hans Bär: Nein, zuerst bin ich mit dem Motorradl gefahren. Ich hatte mir eine 125er-Triumph gekauft von meinem ersten Geld. Und als ich noch ein bisschen gespart hatte, gabs schon die ersten kleinen Autos. Da habe ich mir dann einen Lloyd für 5100 Mark gekauft.

Von seinem ersten selbst verdienten Geld legte sich Hans Bär ein 125er-Triumph-Motorrad zu. Bild: exb
Von seinem ersten selbst verdienten Geld legte sich Hans Bär ein 125er-Triumph-Motorrad zu.

ONETZ: Wann war das?

Hans Bär: 1956 oder '57. Da hab ich in Edelsfeld das vierte Auto gehabt.

ONETZ: Wer hatte die anderen?

Hans Bär: Eines hatte der Bäcker, das andere der Iwa-Wirt (Gasthaus Heldrich), und eines hatte der Bräuer.

ONETZ: Bist ja ganz schön aufgestiegen ...

Hans Bär: Ja - ich hab mir das ja zusammengespart! Ich hab zusätzlich bei der Raiffeisenbank ein bisschen aushelfen dürfen, da hab ich dann auch noch a bissl Geld verdient. Der Bäcker hatte damals schon einen Mercedes. Der stand immer in der Garage, und da sind wir als Kinder öfter mal drin gesessen und haben Autofahrer gespielt.

ONETZ: Dann hast Du bei der Baywa in Sulzbach als Kraftfahrer gearbeitet?

Hans Bär: Ja, da war ich insgesamt fünf Jahre dort. Dann lernte ich meine Frau Erna aus Weißenberg kennen und dachte: Wenn ich schon Maurer bin, könnte ich mein Haus mal selbst bauen. Das hatte ich schon allweil im Sinn und hab deswegen bei der Baywa gekündigt, weil ich bei der Maxhütte im Rohrwerk anfangen wollte. Ich wollte dort drei Schichten machen, weil ich dachte, dass ich dann mehr Zeit habe, mein Haus selber zu bauen, und vor allem auch mehr verdiene. (...) Da hab ich damals nicht schlecht geschaut, als ich meine erste Lohntüte aufgemacht hab und doppelt so viel drin war wie bei der Baywa. Bis 1990 arbeitete ich im Rohrwerk, 30 Jahre. Dann kam der Konkurs und der Sozialplan. Ich war erst 54 Jahre alt. Ich habe dann noch einige Jahre im Baugeschäft meines Sohnes mitgeholfen.

 
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