"Kein Mensch darf nur einseitig als gut oder als böse angesehen werden. Sogar die Sträflinge in den Gefängnissen sind nicht nur Täter, sondern auch Opfer." Der Dominikanerpater Frantisek Převrátil weiß, wovon er spricht. Denn seit 30 Jahren ist er Seelsorger im "Pankrác", dem berüchtigtsten Prager Gefängnis.
Das Gebäude stammt noch aus der Zeit der k. u. k. Monarchie und wurde im Jahre 1889 vollendet. Die Zahl der Hinrichtungen von Straftätern kann nur vermutet werden, vor allem die Ermordungen von unschuldig Verhafteten: Im Jahre 1943 ließ Reichsminister Heinrich Himmler hier gleich drei Zellen mit einer Guillotine ausstatten. Seit 1950 wurden in diesem Gefängnis die "Staatsfeinde" des kommunistischen Regimes gefoltert und hingerichtet. Frantisek Převrátil, ein charismatischer Priester, berichtet: "Im Pankrác leben circa 1000 Gefangene. Aber nur etwa zehn Prozent von ihnen sind an religiösen Themen interessiert." Immerhin gab es für ihn in diesen 30 Jahren niemals gefährliche Situationen.
Die Erkenntnis, dass viele seiner Schützlinge nicht Ablehnung, sondern Mitleid verdienen, das kann der Gefangenenseelsorger sehr eindrucksvoll vor Augen führen: In vielen Ländern der Welt haben Sträflinge Kunstwerke geschaffen, die alle Vorurteile über diese "Verbrecher" infrage stellen. Stimmungsvolle Bilder, die in vielen Gefängnissen der Welt gemalt wurden, sind zur Zeit in der Nikolauskirche ausgestellt. Sie können bis zum 31. März täglich (außer montags) von 10 bis 16 Uhr besichtigt werden.
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