Erbendorf
20.11.2018 - 16:14 Uhr

Von analog zu digital

Seit der Nacht vom 14. auf den 15. November gibt es nur noch digitales Kabelfernsehen in der Region. Die Telefone von Radio Krause in Erbendorf stehen nicht mehr still. Vor allem Senioren haben mit der Umstellung zu kämpfen.

Wolfgang Hoffmann, Fernsehtechniker bei Radio Krause, schließt einen digitalen Receiver an ein Röhrengerät an. Ohne diese technische Hilfe würde der Bildschirm schwarz bleiben. Bild: rw
Wolfgang Hoffmann, Fernsehtechniker bei Radio Krause, schließt einen digitalen Receiver an ein Röhrengerät an. Ohne diese technische Hilfe würde der Bildschirm schwarz bleiben.

Wolfgang Hoffmann ist seit vergangener Woche im Volleinsatz. "So krass habe ich mir das nicht vorgestellt", gibt der Fernsehtechniker von Radio Krause aus Erbendorf zu. Über 500 Leute betreut der 66-Jährige beim Umstieg vom analogen zum digitalen Kabelfernsehen. Betroffen sind vor allem Besitzer von Röhrenfernsehern oder Flachbildgeräten ohne eingebautem Digitalreceiver.

Zwar haben es Anbieter wie Vodafone oder Telekom schon lange vorher angekündigt - in der Nacht vom 14. auf den 15. November war es dann soweit. Doch warum kommen plötzlich so viele Kunden auf einmal auf Hoffmann zu? Das Problem: "Die Installation der digitalen Receiver war erst in der Nacht auf den 15. November möglich." Vorher konnten die Geräte noch nicht dementsprechend eingestellt werden. Das Wochenende hat Hoffmann durchgearbeitet. An einigen Tagen fuhr er um 22 Uhr noch zu Kunden nach Hause. "Ich war hier in der Umgebung, in Weiden und im Landkreis Neustadt unterwegs." Am Telefon kommt er inzwischen nicht mehr hinterher. "Manche Leute rufen 20 Mal an. Jeder will der Erste sein." Bevorzugt hat Hoffmann Alte, Kranke und vor allem Leute, die gar keine Sender mehr empfangen konnten. "Die anderen mussten erst einmal warten", betont er. "Das dauert noch zwei bis drei Wochen, bis ich mit allen fertig bin." Digitalreceiver hat er schon fünf Mal nachbestellen müssen. Diese installiert er für seine Kunden oft schon vorher in seinem Geschäft, damit es vor Ort dann schneller geht.

Jüngere Menschen seien von dem Problem weniger betroffen. Hoffmann bekommt vor allem Anrufe von Senioren. So sind auch Bewohner des Alten- und Pflegeheims Sankt Marien in Erbendorf von der Umstellung betroffen. "Über 20 Fernseher mussten ausgetauscht werden", berichtet Verwaltungskraft Manuela Wienand. Aber nicht jeder kann sich das leisten: "Es ist für einige finanziell nicht möglich, ein neues Gerät anzuschaffen. Manche bekommen nur ein kleines Taschengeld von der Sozialhilfe." Einige Bewohner bekamen auch einen digitalen Receiver, was für sie eher unpraktisch ist. "Viele haben ein Problem, wenn sie statt nur einer auf einmal zwei Fernbedienungen benutzen müssen", meint Wienand.

"In Kemnath gab es nur ganz vereinzelt Probleme", sagt Thomas Koller von Elektrotechnik Koller. "Bisher hatten wir etwa sechs Anrufe. Das war nicht dramatisch." Allerdings betreut die Firma Fernsehtechnik nicht schwerpunktmäßig. "Hier gibt es nur wenige Personen mit Kabelfernsehen, weil mehr Leute über Satellit das TV-Signal empfangen." So hatte die Firma mehr zu tun, als das Satellitenfernsehen digital wurde.

Das BRK-Seniorenzentrum Kemnath Haus Falkenstein versuchte rechtzeitig, dem Problem vorzubeugen. "Wir gaben an alle Bewohner eine Mitteilung raus", weiß Claudia Heier, Leiterin der Einrichtung. Eigentlich sei die TV-Ausstattung der Zimmer Angelegenheit der Bewohner. Daher mussten sich im vornherein die Angehörigen oder Pfleger um eine Lösung bemühen. Wer kein neues Fernsehgerät kaufen wollte, konnte sich über das Heim einen Receiver günstig holen: "Über unseren Träger, das BRK, haben wir Partnerverträge. So konnten wir den Bewohnern die Receiver für einen Preis von 30 bis 40 Euro vermitteln."

Bereits fünf Mal bestellte Wolfgang Hoffmann digitale Receiver für seine Kunden nach. Bild: rw
Bereits fünf Mal bestellte Wolfgang Hoffmann digitale Receiver für seine Kunden nach.
Auch Flachbildfernseher ohne integrierten DVB-C-Tuner brauchen seit der Analogumstellung einen digitalen Receiver. Bild: rw
Auch Flachbildfernseher ohne integrierten DVB-C-Tuner brauchen seit der Analogumstellung einen digitalen Receiver.
Wie bereitet man sich auf Digital-TV vor?:

Rico Treue, Verkaufsleiter vom Mediamarkt Marktredwitz weiß: „Um sich für den Umstieg auf digitalen Empfang zu rüsten, gibt es zwei Möglichkeiten: Wer seinen alten Fernseher behalten will, benötigt einen Digital-Receiver.“ Zudem könne man ein neues Fernsehgerät mit integriertem DVB-C-Tuner anschaffen. Damit empfängt man sofort digitale Programme und erhält eine besseren Bild- und Tonqualität. Da am Tag der Analogabschaltung die TV-Programme der digitalen Sender neu sortiert werden, müssen allerdings auch Kunden, die bereits neue TV-Geräte besitzen, am Tag der Umstellung den Sendersuchlauf neu starten. Die Kabelbetreiber schalten das analoge Signal zu unterschiedlichen Zeitpunkten ab. Wann welche Region abgestellt wird, können Kunden beispielsweise direkt bei ihrem Anbieter oder über spezielle Webseiten im Internet herausfinden.

Hier können Sie nachschauen, ob das Kabelfernsehen bei Ihnen zu Hause schon von analog zu digital umgestellt wurde.

 
Kommentare

Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.

Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.

Zum Fortsetzen bitte

Sie sind bereits eingeloggt.

Um diesen Artikel lesen zu können, benötigen Sie ein OnetzPlus- oder E-Paper-Abo.