Bernhard Neumann aus Erbendorf bei Regisseuren ein gefragter Bösewicht

Erbendorf
01.07.2022 - 12:57 Uhr
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Der Erbendorfer Bernhard Neumann ist begeisterter Laienschauspieler. Derzeit begeistert er im Stück um den Räuberrhauptmann Franz Troglauer in Vilseck die Besucher. Und wieder einmal spielt er dabei den Bösewicht.

Das Theater ist der Lebensinhalt des Erbendorfer Bernhard Neumann - beruflich und privat. Seinen Lebensunterhalt verdient er in den Werkstätten des Stadttheaters Regensburg. Privat steht er als Laienschauspieler selbst auf der Bühne - meist als Bösewicht.

Die Rolle des Räuberhauptmanns Franz Troglauer ist für Bernhard Neumann maßgeschneidert. Hier kann er sein schauspielerisches Talent voll ausleben, und hat auch noch künstlerische Freiheiten, die er nutzt. "Absolut sehenswert und sehr beeindruckend", so lobten viele Premierenbesucher auf Burg Dagestein die schauspielerische Leistung des Erbendorfers.

"Ich wurde gefragt, ob ich den Troglauer übernehme und ich habe gern zugesagt", berichtet der Schauspieler, der fast regelmäßig Rollen von Bösewichten auf den Bühnen angeboten bekommt. Gleich drei sind es in dieser Theatersaison. Dabei ist Neumann privat äußerst umgänglich, sehr höflich und zuvorkommend. Wer den Erbendorfer auf einer Bühne erlebt, bekommt ein ganz anderes Bild zu sehen. Bernhard Neumann frönt seiner Leidenschaft zum Schauspiel äußerst authentisch und semiprofessionell, egal was er spielt und auf welcher Laienbühne er unterwegs ist.

In der "Neuen Passion Tirschenreuth" spielt er den Judas. Das ist ihm bereits anzusehen. Die Haare und den Bart lässt er sich wachsen für die Aufführungen im Herbst im Kettelerhaus. Die Proben dafür liegen übrigens schon zwei Jahre zurück. Wegen Corona ist die Europa-Passion im März 2020 abgesagt worden, und die Aufführungen sollen heuer nachgeholt werden. Die langen, wirren Haaren und der wilde Bart passen auch gut zu einem Räuber. Aktuell spielt Neumann zwei Räuberrollen. Zeitgleich zum Stück um Franz Troglauer mimt er für das Landestheater Oberpfalz den Part des Räuber-Papis Mattes im Kinderstück "Ronja Räubertochter", das in Grafenwöhr zu sehen ist.

Als Franz Troglauer ist es seine Aufgabe, die Obrigen gehörig mit Diebstahl in jeglicher Form zu verärgern. Selbst vor dem Bischof macht er nicht Halt. Der Räuberhauptmann Franz Troglauer, geboren am 8. Juli 1754 und gestorben durch Erhängen am Strang im Jahr 1801, war auch ein Revoluzzer durch und durch.

Neumann geht in Rolle auf

Der Erbendorfer macht es sich nicht leicht, damit die Figuren dem Publikum glaubwürdig erscheinen. Bei den Regisseuren ist der Schauspieler bekannt dafür, mit Körper, Geist und Seele in seine Rollen zu schlüpfen. Till Rickelt, Regisseur des Stücks "Troglauer Räuber, Rossdieb und Revoluzzer" sowie Spielleiter am Landestheater Oberpfalz (LTO), hat sich mit Neumann einen Bösewicht ins noch junge Ensemble geholt, auf den in Sachen "Leidenschaft und Emotionen vor großem Publikum" absolut Verlass ist. Das freut auch die Bühnenkollegen. Erst seit vier Jahren gibt es die Vilsecker "Lolamannen", deren Debüt 2018 nun mit dem Troglauer eine Fortführung der Burgfestspiele findet. Das Stück hat Schriftsteller Bernhard Setzwein verfasst. Die Rolle des Troglauers ist dabei für Neumann wie maßgeschneidert. Wie es der Zufall will, hat die wahre Geschichte des Räuberhauptmanns Historiker Bernhard Weigl aufgeschrieben, so dass sich gleich drei Bernhards mit dem Bösewicht aus Mantel beschäftigt haben.

Für Bernhard Neumann ist der Franz Troglauer dem "Räuber Hotzenplotz" sehr ähnlich. "Nur ist der Hotzenplotz ein netter Kinder-Räuber, den alle mögen", schränkt er ein. Der Räuberhauptmann Troglauer ist ein Draufgänger, Revoluzzer und Dickschädel. Auf die Frage, ob Neumann seine neue Rolle wie die des Judas auch als gesellschaftspolitisch historische Figur sieht, kommt ein klares Ja. Neumann erklärt das aus der Historie. Dem Troglauer wird nachgesagt, mit seiner Räuberbande nur die Obrigkeit, nicht aber die einfachen Leute, aus Gerechtigkeitsgründen um Hab und Gut gebracht zu haben,

Eine Rolle ganz im Sinne des kritischen Erbendorfers, der gern vor dem Hintergrund seiner Theaterrollen Gesellschaftsverfehlungen einst und heute überdenkt. Auch körperlich ist Neumanns Räuberdasein auf der Vilsecker Burgbühne durchaus eine Herausforderung. Der Schauspieler muss bis zur Pause in einem gerade mal 80 mal 80 Zentimeter großem Gefängnis zusammengekauert sitzen. Die "Räubersprache" amüsiert Neumann sehr. Das Stück habe vor dem ernsten Hintergrund eines Räubers, der letztendlich gehängt wird, auch humoristische Seiten. "Tschüss" heiße "Tscha" und "Es geht los" werde mit "Es is hosper" ersetzt, nennt Neumann Beispiele. Und dann ist da noch ein ungewöhnlicher vierbeiniger Partner im 27-köpfigen Ensemble: der Brauereigaul "Fredi". Mit ihm habe er sich gleich bestens angefreundet, berichtet Neumann.

Künstlerische Freiheiten

Dass ihm Regisseur Rickelt weitgehend bei der Auslegung der Räuber-Rolle im Spiel auf der Bühne Freiheiten gewährt, genießt Neumann. "Es gibt immer wieder gute Momente, die mich selbst und meine Schauspielerkollegen durchaus überraschen." Diese Freiheit bringe selbstverständlich nicht gleich den korrekten Ablauf des festgeschrieben Drehbuches und des gesamten Theaterabends durcheinander. "Es ist erwünscht und völlig in Ordnung", erklärt der Bühnenbösewicht, der seinem wirklichen und natürlich "braven" Leben mit dem Theaterspiel eine aufregende und leidenschaftliche Nuance gibt. Ausgleich zum aufregenden Leben auf der Bühne findet er bei ausgedehnten Spaziergängen, alleine oder mit seiner Lebensgefährtin.

Wer das Stück "Troglauer - Räuber, Rossdieb und Revoluzzer" auf der Burg Dragestein erleben möchte, hat dazu noch am 2., 3., 8. und 9. und 10. Juli, jeweils um 20 Uhr, Gelegenheit. Karten gibt es an der Abendkasse oder im Vorverkauf, unter anderem es bei NT-Ticket.

Hintergrund:

Bernhard Neumann

  • Familienstand: in einer glücklichen Beziehung
  • Erste Theatererfahrung als „Martin der Schuster“ im Kindergarten
  • Wohnort: Erbendorf
  • Beruf: Ausgebildeter Schreinermeister. Seit 2016 Werkstättenleiter am Stadttheater in Regensburg, vorher neun Jahre Produktionsleiter bei Firma Panzer Shopconcept in Erbendorf.
  • Seit 1993 in 20 Stücken als Laienschauspieler in der Theatergruppe Shalom-Amitié Wiesau aktiv, seit 2016 als Regisseur (fünf Produktionen).
  • Seit 2014 Schauspieler beim Landestheater Oberpfalz.
  • Wichtigsten Rollen: Dr. Purgon in der "Der eingebildete Kranke", Stefan in "Ladies Night", Heinzi Bösl in "Indien", Sheriff in "Robin Hood", Kjell Bjarne in "Elling" und Räuberhauptmann Mattis in "Ronja Räubertochter"
  • Seit 2016 als Spieler und Bühnenbauer beim OVIGO-Theater (Clockwork Orange, Zeitreisen)
  • 2022 als Judas in der neuen Tirschenreuther Passion zu sehen. Kraft und Ausgleich bei langen Spaziergängen (alleine oder mit Freundin).
 
 

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