"Natürlich fehlen uns unsere Leser. Und natürlich ist es ärgerlich, dass gerade in einer Phase, in der viele Leute viel freie Zeit haben, die Pfarrbücherei zu bleiben muss", sagt Anita Benkhardt. Die Leiterin hofft, dass diese Leidenszeit bald zu Ende geht.
Seit etwa sechs Wochen ist die Bibliothek der Erbendorfer Pfarrei Mariä Himmelfahrt wegen der Coronakrise geschlossen. Wann die in der früheren Hausmeisterwohnung des Schulhauses untergebrachte Einrichtung wieder Lesestoff ausgeben und zurücknehmen wird, ist noch unklar. Laut der zweiten Verordnung für Infektionsschutz dauert die Auszeit für öffentliche Büchereien in Bayern auf jeden Fall mindestens bis Sonntag, 3. Mai. Wenn sie nicht verlängert wird, wäre laut Benkhardt Mittwoch, 13. Mai, ein guter Termin für den Neustart.
Plexiglasscheibe angeschafft
Die Mitarbeiterinnen in Erbendorf bereiten sich bereits auf diesen Tag X vor. So haben die Damen in den vergangenen Tagen am Schreibtisch für die Bücherausgabe und -rücknahme zum Schutz von Mitarbeiterinnen und Lesern als Spuck-, Nies- und Hustenschutz eine große Plexiglasscheibe mit Durchreiche angebracht, um die Ansteckungsgefahr zu minimieren. "Außerdem wird es natürlich auch bei uns eine Maskenpflicht geben", kündigt Benkhardt an. Daran führe kein Weg vorbei. "Zudem müssten Abstände von eineinhalb bis zwei Meter zwischen den Lesern eingehalten werden", sagt die Erbendorferin.
Sie weiß, dass das in den kleinen Räumen der Bücherei viel schwerer als in einem großen Supermarkt umsetzbar ist. Deshalb wird wohl eine Beschränkung der Personenzahl, die sich gleichzeitig in den Räumen aufhalten darf, unvermeidbar sein. Benkhardt: "Derzeit diskutieren wir, wie das am besten zu verwirklichen ist. Vielleicht übernehmen wir das Einkaufswagen-Modell vieler Supermärkte. Allerdings wird es bei uns dann keine Einkaufswagen, sondern Bücherkörbe geben." Ist kein Korb mehr frei, müssen die "Leseratten" warten.
Keine langen Schlangen
Die müssen natürlich ebenso wie die Regale regelmäßig desinfiziert werden. "Durch die Coronakrise kommt also weitere Arbeit auf unser ehrenamtliche Team zu", seufzt die Leiterin. Wichtig ist es ihr dabei, dass die Ausleihen künftig möglichst zügig abgewickelt werden, damit es keine langen Schlangen und Wartezeiten gibt. Da sei es natürlich gut, wenn viele Leute schon vorher wüssten, welchen Lesestoff sie genau mitnehmen wollten. Um dies zu fördern, ist geplant, künftig regelmäßig über die Homepage der Pfarrei und den Facebook-Auftritt der Bücherei über Neuanschaffungen zu informieren und Buchtipps zu veröffentlichen.
Von einem Abhol- oder Bring-Service von Büchern und Medien, wie sie einige andere Büchereien in der Region umgesetzt haben, hat die Erbendorfer Einrichtung auf Anraten des St. Michaelsbundes, der die Bücherei als Fachstelle berät, abgesehen, da er wohl nicht mit der Verordnung für die Infektionsschutzmaßnahmen vereinbar sei. Das Abholen von Büchern stelle nach den Vorgaben keinen triftigen Grund für das Verlassen der Wohnung dar, urteilt der St. Michaelsbund.
Nicht nur Bücher im Angebot
Die Erbendorfer Pfarrbücherei hat rund 8000 Medien in ihrem Bestand, darunter sind neben Büchern auch Zeitschriften, DVDs und CDs. In den vergangenen beiden Jahren registrierte die Bibliothek, die bis zur Coronakrise drei Mal pro Woche (mittwochs von 16.30 bis 18 Uhr, freitags von 18 bis 19 Uhr und sonntags von 9.30 bis 10.30 Uhr) geöffnet war, jeweils rund 10 000 Entleihungen.
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