Erbendorf
08.08.2019 - 10:29 Uhr

Dem Faustinus aufs Dach gestiegen

Eine filigrane Arbeit, die die Zimmerleute auf dem Dach des Lorettoheims vollbringen: Sie restaurieren den über 220 Jahre alten Dachstuhl. Bis zum Winter soll das Dach wieder dicht sein. Unvorhergesehenes treibt die Kosten in die Höhe.

Vorne an der Giebelseite der Kapelle schaut schützend der heilige Faustinus herunter. Seit Ostern ist von ihm nichts mehr zu sehen, denn das Lorettoheim samt Kapelle ist eingerüstet. Die Außenrenovierung des über 220 Jahre alten – genau 222 Jahre sind es – Gebäudes läuft. Größter Brocken ist der marode Dachstuhl, der seit einigen Monaten von der Zimmerei Kreuzer aus Lanz renoviert wird.

Bei einem Ortstermin machten sich Pfarrer Martin Besold, Kirchenpfleger Alfons Meierhöfer und Architektin Helga Rembeck vom gleichnamigen Architekturbüro Rembeck & Partner ein überaus positives Bild von der Baustelle. „Alles im Zeitplan“, konnte Meierhöfer berichten.

Die Fachleute der Zimmerei tauschten marode Balkenteile durch neue Balken aus. Wo es nicht anders ging, wurden gleich ganze Balken verbaut. Selbst mächtige Eichenbalken wurden neu eingezogen, die in Zukunft den Dachstuhl tragen werden. Wie Meierhöfer ausführte, habe sich an manchen Stellen das ganze Gebälk um gut 15 Zentimeter gesenkt. Neue Auflieger wurden ebenso eingesetzt wie neue Balken am First.

Auf einem der Balken im Dachstuhl machten übrigens die Zimmerleute eine kleine Entdeckung: Mit einigen Zeilen verewigten sich im Laufe der vergangenen zwei Jahrhunderte die, die an diesem mächtigen Dachstuhl gearbeitet haben.

„Gebauth Veith Schuldes im Jahr 1797.“ Mit diesen Worten verewigte sich der Zimmermann Veith Schultes, der seinen Namen mit „d“ anstatt „t“ schrieb. Er zimmerte den Dachstuhl beim Wiederaufbau nach dem großen Stadtbrand von 1796. Einen weiten Weg zur Baustelle hatte der Zimmerermeister nicht. Denn er wohnte gleich südlich der Kapelle im Nachbarhaus. Nur 50 Jahre später wurde wieder am Dach gearbeitet. Darauf verweist die Inschrift „Die hintere Dachseite reparirt 1846.“ Unterzeichnet wurde diese Zeile von „F. Bauer Maurermeister.“

„Es ist wirklich ein historischer Dachstuhl, den es zu erhalten gilt“, betont Architektin Helga Rembeck. Dabei handelt es sich um einen liegenden Dachstuhl mit Andreaskreuzen. „Die Konstruktion auf dem Lorettoheim hat eine gewisse Einzigartigkeit.“

„Man weiß nie, was bei einem Altbau auf einen zukommt“, stellte Kirchenpfleger Alfons Meierhöfer fest. Denn die veranschlagten Kosten mit rund 400 000 Euro werden sich wohl um gut 50 000 Euro erhöhen. „Es stellte sich während der Arbeiten heraus, dass das Tonnengewölbe der Lorettokapelle stabilisiert und ein Teil der Westmauer über dem Chorraum neu aufgemauert werden muss.“ Des Weiteren werden das Dach und die Fensterbleche des Chorhausanbaus mit Titanblech versehen.

 
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