Erbendorf
20.08.2024 - 10:29 Uhr

Fotoausstellung über Paulusbrunn im Erbendorfer Museum

Im Erbendorfer Museum Flucht – Vertreibung – Ankommen ist derzeit eine Ausstellung über das verschwundene Dorf Paulusbrunn zu sehen.

Eine neue Sonderausstellung ist im Museum Flucht – Vertreibung – Ankommen eröffnet worden: „Paulusbrunn: Früher & Heute“ erinnert an das verschwundene Dorf an der deutsch-tschechischen Grenze bei Bärnau. Rainer Christoph, Leiter der Arbeitsgemeinschaft Paulusbrunn im Verein Via Carolina – Goldene Straße, erzählte laut einer Mitteilung des Museums anhand einer Präsentation die Geschichte des Dorfes, eine Streusiedlung mit Kirche, drei Schulhäusern, Wirtshäusern, Postamt und kleinen Geschäften. Er ging darauf ein, dass die „Goldene Straße“, die Prag mit Nürnberg verband, hier verlief. Damals sei allerdings von der Ortschaft noch nichts zu sehen gewesen, denn erst nach dem Dreißigjährigen Krieg seien die ersten Häuser entstanden. Die Neubewohner seien von jenseits der Grenze aus der heutigen Oberpfalz und aus Franken gekommen, zehn Kilometer hätten sich das Gemeindegebiet und die Pfarrei Paulusbrunn hingezogen. Die Siedlungen waren Hermannsreith, Baderwinkel, Vorderpaulusbrunn mit Wittichsthal, den anliegenden Schanz- und Franzhäusern sowie im Süden Hinterpaulusbrunn, Goldbach oder Inseltal. Die Bevölkerung mit rund 1500 Einwohnern sei fast zu 100 Prozent deutschstämmig gewesen.

Nach 1945 lag Paulusbrunn im tschechischen Sperrgebiet. Viele Einwohner seien geflüchtet, der Rest sei ausgewiesen worden. „Entsetzlich waren die menschlichen Schicksale, die sich hier abspielten. Infolge des Zweiten Weltkriegs musste die damals hier lebende deutsche Bevölkerung ihre Heimat verlassen“, wird Christoph in der Mitteilung zitiert. Nach 1945 wurden demnach alle Orte, die man von Deutschland aus sehen konnte, dem Erdboden gleich gemacht; Häuser, Schulen und Kirchen waren danach verschwunden. Der Referent wies darauf hin, dass nach der Grenzöffnung viel passiert sei: "Friedhöfe wurde neu angelegt, die berühmte Boettcher-Säule restauriert und auch zwischen den Menschen entstanden Partnerschaften und Schulprojekte."

Dritter Bürgermeister Reinhold Kastner dankte dem Museumsteam um Museumsleiter Jochen Neumann für die Organisation dieser und aller bisherigen Ausstellungen. Dank sprach er auch dem Verein Via Carolina – Goldene Straße um den Verantwortlichen Rainer Christoph aus, der es ermöglicht habe, dass diese Fotoausstellung auch in Erbendorf zu sehen ist. „Diese Fotoausstellung ist ein wichtiger Beitrag zur Erinnerungskultur und bewahrt die Geschichte des Dorfes und seiner Menschen“, wird Kastner zitiert. Die Ausstellung ist bis Freitag, 11. Oktober, im Museum zu sehen. Geöffnet ist das Museum mittwochs bis sonntags jeweils von 14 bis 18 Uhr.

 
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