Das Museumsteam des Heimat- und Bergbaumuseums hat sich zum „Tag des offenen Denkmals“ am Sonntag, 8. September, etwas besonderes einfallen lassen. Mit den Besuchern steigt sie sprichwörtlich aufs Dach der katholischen Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt. Wie Museumsleiter Manfred Klöble sagte, finde am Nachmittag zu den Öffnungszeiten von 14 bis 16 Uhr Führungen im Dachstuhl der Pfarrkirche statt. „Damit besteht für Interessierte die Möglichkeit, einmal einen Blick in das historische Gebälk zu werfen.“ Obwohl die Pfarrkirche schon im 15. Jahrhundert genannt wird, ist der Dachstuhl relativ jung. „Schuld daran sind die vielen Stadtbrände in Erbendorf gewesen“, wusste Klöble.
Denn der heutige solide Dachstuhl mit Andreaskreuzen ist 220 Jahre alt. „Nach dem Stadtbrand von 1796 wurde er neu aufgebaut und 1799 konnte die Kirche fertiggestellt werden.“ Für die Führung konnte das Museum mit Zimmerermeister Georg Schraml einen Fachmann gewinnen, der die Führung übernimmt. Treffpunkt ist im Heimat- und Bergbaumuseum.
Beim „Tag des offenen Denkmals“ gibt es aber auch im Museum selbst viel zu sehen. „Wir haben nicht nur Geschichte im Haus, auch das Haus selbst hat eine abwechslungsreiche Geschichte“, so Klöble. „Seit undenklichen Zeiten ist hier die Schule untergebracht“, heißt es in einem Schriftstück aus dem 19. Jahrhundert. „War es zuerst nur Schule, wurde es 1663 Simultanschulhaus“, so Klöble.
„In dem damals nur erdgeschossigem Haus wohnte der protestantische Schulmeister mit seiner Familie im protestantischen Klassenraum, der katholische Schulmeister im zweiten Klassenzimmer.“ Ein Unikum aus dieser Zeit, das heute noch ansatzweise zu sehen ist, ist der offene Kamin der Küche. „Die Küche selbst mussten die Schulmeistersehefrauen gemeinsam nutzen, ganz simultan eben.“
Der Wiederaufbau des Simultan-Schulhauses nach dem Stadtbrand von 1796 brachte vor allem für die Schulmeisterfamilien eine Besserung. In dem neuerrichteten, jetzt zweistöckigen Gebäude hatten sie jetzt im ersten Stock ihre eigenen Wohnungen. Aufgrund der steigenden Schülerzahlen errichteten die Evangelischen ihr eigenes Schulhaus am Unteren Markt. Ab 1860 wurde das Gebäude als katholische Schule weitergeführt und auch nach Norden hin erweitert.
Mit dem Bau des katholischen Schulhauses in der Bräugasse, in dem sich heute das Berufsbildungszentrum Erbendorf befindet, wurde das ehemals simultane Schulhaus zu Mietwohnungen umgewidmet. „Hier wohnte beispielsweise der Oberlehrer Theodor Roll“, berichtet der Museumsleiter nicht ohne Grund. „Er war der Onkel des Komponisten Max Reger, der hier in seiner Ferienzeit ein und ausging und in der benachbarten Pfarrkirche auch Orgel spielte.“
Eine weitere Bewohnerin war Anna Höser. „Sie brachte am 13. September 1890 hier im heutigen Heimatmuseum den späteren Chronisten und Heimatforscher Josef Höser zur Welt.“ Von 1904 bis Mitte der 1970er Jahre wurde das Gebäude vom Konvent der Armen Schulschwestern genutzt. „Im Volksmund wurde deshalb das Haus oft auch als Kloster bezeichnet“, so Klöble.
Der Weg ins Museum
„Der Heimatpflegeverein hat sich bereits in den 1920er Jahren bemüht, ein Heimatmuseum einzurichten“, so der Vorsitzende. Doch dauerte es noch einige Jahrzehnte. Erst 1995 konnten im ehemaligen Schulschwesternhaus einige Räume zur Verfügung gestellt werden. Unter Bürgermeister Hans Donko wurde wenige Jahre später das Gebäude renoviert. „Heute steht uns das ganze Haus bis zum Dachboden für die Museumsarbeit zur Verfügung.“
„Zu den Themen des Museums zählt einfach die Geschichte der Stadt“, stellte Klöble fest. „Dazu zählt der Jahrhunderte lang betriebene Bergbau.“ Die Dauerausstellung zeigt zahlreiche Exponate aus der Bergwerkzeit von der Spitzhacke bis zum Carbit-Brenner. „Viele Dokumente und vor allem Lagepläne verdeutlichen beispielsweise den letzten Bergbau bis 1926.“
Achat, Jaspis, Kristalle und Gold. In die Welt der Edelsteine und, auf den ersten Blick normale Steine entführt den Besucher die umfangreiche Gesteinssammlung. „Für Mineralogen ist unsere Sammlung eine wahre Fundgrube“, weiß der Museumsleiter. Dazu hat Klöble auch einen Spruch parat: „Wenn ein Bauer in Erbendorf mit einem Stein nach einer Kuh wirft, so sollte er erst den Stein genau ansehen. Es könnte nämlich sein, dass der Stein wertvoller ist als die Kuh.“ Gut vertreten im Museum ist das Handwerk mit zahlreichen Exponaten. Vom historischen Webstuhl bis zu Gerber-Werkzeugen werden Einblicke in längst ausgestorbene Erbendorfer Handwerksberufe gezeigt. Seit kurzem gehört eine alte Hobelbank aus der ehemaligen Schreinerei Wirner zum Inventar. Auch eine Rekonstruktion der Schmiede vom „Banrucker-Schmied“ befindet sich im Museum. „Zurück in ihre Kindheit versetzt fühlen sich manche Besucher beim Tante-Emma-Laden.“ Hier finden sich noch alte Erdal- und Odol-Produkte oder alte Werbetafeln.
Stolz ist das Museum auf die Modellanlage der Lokalbahn Erbendorf-Reuth mit dem „Erbendorfer Bockl“, der im HO-Maßstab seine Runden dreht. „Die Proteste über die Aufhebung des Personenverkehrs auf der Strecke im Jahre 1972 haben wir museal aufgearbeitet“, merkte Klöble an. Bahnverkehrszeichen, Signallichter und vieles mehr runden die Ausstellung ab.
Nicht einmal zwei Jahre alt sind die neuen Ausstellungsräume im Dachgeschoss. „Zum einen sind sie dem Weißen Gold, der Erbendorfer Porzellanindustrie, der Schule, dem Frisörhandwerk und den Arztpraxen gewidmet.“ Stolz ist Klöble nicht zuletzt auf die umfangreiche Sterbebildersammlung, die bei einem Besuch durch jedermann einsehbar ist. Sie reicht zurück bis Anfang des 20. Jahrhunderts.
Sonderausstellungen zu verschiedenen Themen
„Neben den Dauerausstellungen sind uns auch die wechselnden Sonderausstellungen wichtig“, bestätigte Manfred Klöble. Dazu gehörten aus aktuellen Anlässen Ausstellungen über die Erbendorfer Stadtbrände, über die örtliche Feuerwehr, den 130. Geburtstag des Chronisten Joseph Höser und viele andere.
„Aktuell läuft die Sonderausstellung über Tisch- und Wanduhren, die uns der Sammler Klaus Schmidt leihweise überlassen hat´Wie´s früher war – Leben und Arbeiten wie zu Großmutters Zeiten.“ Wer sich schon vorab etwas informieren möchte, kann die Museumsseite unter http://heimatmuseum.erbendorf.de im Internet aufrufen. Am „Tag des offenen Denkmals“, am Sonntag, 8. September, ist das Museum von 14 bis 16 Uhr geöffnet. Der Eintritt ist an diesem Tag frei.













Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.
Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.