Erbendorf
09.08.2019 - 11:57 Uhr

Geschichte (er)leben

Ein Haus, das Geschichte erlebbar werden lässt, ist das Heimat- und Bergbaumuseum Erbendorf. Am Sonntag, 11. August, ist es von 14 bis 16 Uhr geöffnet.

Ein Blickfang im Heimat- und Bergbaumuseum ist schon beim Betreten des historischen Gebäudes ein Eisenungetüm mit Druckbehälter und vielen Rohren: Es ist eine Limonaden-Misch- und Abfüllanlage. Der Erbendorfer Apotheker Josef Loritz begann 1914 auch mit dem Verkauf von Flaschenlimonade. Dazu kaufte er diese handbetriebene Maschine mit der Werksnummer 1483 der Firma Ludwig Eckert junior aus Regensburg. Die Inbetriebnahme erfolgte noch im gleichen Jahr. Abfüllmöglichkeiten bestanden mit Flaschen sowohl mit Bügelverschluss als auch mit Glaskugelverschluss. Geschmacksrichtungen waren Zitrone, Orange, Himbeere und Waldmeister.

1924 übernahm Ernst Rittinger, der in der Bräugasse 24 eine Gemischtwarenhandlung betrieb, von Loritz die Abfüllanlage. Er firmierte auch an seinem Haus mit "Limonade- und Gemischtwarenhandlung“. Aber bereits vier Jahre später stellte Rittinger seine Limonadenproduktion ein. Die Abfüllanlage blieb im Familienbesitz. Im Jahr 2007 übergab Josef Rittinger, der Sohn von Ernst Rittinger, diese historische Abfüllanlage an das Heimat- und Bergbaumuseum.

„Bedeutend ist die Limonaden-Maschine für Erbendorf insofern, als dass sie die erste Anlage zur Limonadenproduktion in der Stadt war“, weiß Museumsleiter Manfred Klöble. Denn im Museum haben alle Themen einen Bezug zur gesamten Stadt. „Es ist einfach die Geschichte.“

So auch beispielsweise der über Jahrhunderte betriebene Bergbau. Die Dauerausstellung zeigt zahlreiche Exponate aus der Bergwerkzeit von der Spitzhacke bis zum Carbit-Brenner sowie Anlagepläne des Bergwerks.

Achat, Jaspis, Kristalle und Gold. In die Welt der Edelsteine und, auf den ersten Blick normale Steine, entführt den Besucher die umfangreiche Gesteinssammlung. Für Mineralogen ist diese Sammlung eine wahre Fundgrube.

Vom historischen Webstuhl bis zu Gerber-Werkzeugen werden Einblicke in längst ausgestorbene Erbendorfer Handwerksberufe gezeigt. Auch eine Rekonstruktion der Schmiede vom „Banrucker-Schmied“ befindet sich im Museum. Zurück in ihre Kindheit versetzt fühlen sich manche Besucher beim Tante-Emma-Laden: Hier finden sich noch alte Erdal- und Odol-Produkte oder alte Werbetafeln.

„Stolz ist das Museum auf die Modellanlage der Lokalbahn Erbendorf-Reuth mit dem Erbendorfer Bockl“, sagt Klöble. Im H0-Maßstab dreht die Bahn ihre Runden. „Die Proteste über die Aufhebung des Personenverkehrs auf der Strecke im Jahre 1972 wurden museal aufgearbeitet.“ Bahnverkehrszeichen, Signallichter und vieles mehr runden die Ausstellung ab.

Neben den Dauerausstellungen sind dem Museumsteam auch die wechselnden Sonderausstellungen wichtig. Dazu gehörten zu aktuellen Anlässen Ausstellungen über die Erbendorfer Stadtbrände, über die örtliche Feuerwehr, den 130. Geburtstag des Chronisten Joseph Höser und viele andere. Aktuell zeigt das Museum die Sonderausstellung „Wie´s früher war – leben und arbeiten wie zu Großmutters Zeit“.

Info:

Das Haus selbst ist Geschichte

„Seit undenklichen Zeiten ist hier die Schule untergebracht“, heißt es in einem Schriftstück aus dem 19. Jahrhundert. War in dem Gebäude gleich neben dem Kirchturm der katholischen Pfarrkirche Mariä-Himmelfahrt zuerst nur eine Schule, wurde im Jahr 1663 das Simultanschulhaus daraus. 1796 fiel es einem Stadtbrand zum Opfer. Ab 1860 wurde das Gebäude als katholische Schule weitergeführt.

In diesem Haus ging der Komponist Max Reger in seinen Jugendjahren ein und aus. Denn ab den 1880er Jahren wohnte hier sein Onkel, der Oberlehrer Theodor Roll, der 1899 Ehrenbürger der Stadt wurde. Im heutigen Heimatmuseum wurde am 13. September 1890 der spätere Chronist und Heimatforscher Josef Höser geboren. Seine Mutter Anna Höser wohnte hier als eine weitere Mieterin.

Von 1904 bis in die 1970er Jahre wurde das Gebäude von den Armen Schulschwestern bewohnt. So kamen auch die Bezeichnungen „Kloster“ und „Schwesternhaus“ umgangssprachlich auf.

Geöffnet ist das Heimat- und Bergbaumuseum am kommenden Sonntag, 11. August, von 14 bis 16 Uhr und zur gleichen Zeit auch jeden Mittwoch. Sonderführungen sind nach Absprache jederzeit möglich. Das Museum ist unter heimatmuseum.erbendorf.de im Internet und auf Facebook präsent.

 
Kommentare

Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.

Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.

Zum Fortsetzen bitte

Sie sind bereits eingeloggt.

Um diesen Artikel lesen zu können, benötigen Sie ein OnetzPlus- oder E-Paper-Abo.