Posaunenchormusik lag bei der Glockeneinholung über der Stadt. Mit einem historischen Traktor und einem weiteren Gespann wurden die vier neuen Glocken für die Martin-Luther-Kirche von der Südbahnhofstraße aus „eingeholt“ und in einem Festzug über den Unteren Markt, vorbei am Rathaus bis vor die evangelische Pfarrkirche gebracht.
Die Posaunenchöre aus Erbendorf, Kirchendemenreuth, Krummennaab und Wildenreuth begleiteten den Zug musikalisch von verschiedenen Standorten aus. Den Festzug führte neben Pfarrer Christoph Zeh sowie zahlreichen anderen Geistlichen, unter anderem Pfarrer Martin Besold, Regionalbischof Dr. Hans-Martin Weiss und Dekan Dr. Wenrich Slenczka an. Der Kirchenvorstand, der stellvertretende Landrat Dr. Alfred Scheidler, die Stadträte mit Bürgermeister Hans Donko sowie Vereinsabordnungen und Gläubige schlossen sich an.
Vor der Martin-Luther-Kirche freute sich Pfarrer Christoph Zeh über die vielen Gläubigen und Vereine. Bevor die neuen Glocken durch Regionalbischof Dr. Weiss geweiht wurden, ging Zeh auf jede einzelne Glocke und ihre Bedeutung ein. Die kleinste Kirchenglocke, die Taufglocke, trägt den Namen „Glaube“ und ist mit dem Bibelvers „Der Herr ist mein Hirte, nichts wird mir mangeln“ versehen. Die Tonlage ist b. Die Glocke „Hoffnung“ in Ton g ziert der Vers „Von guten Mächten wunderbar geborgen“ sowie das Motiv eines Ankers. Sie ist die Sterbeglocke.
Der Ton f1 erklingt bei der Gebetsglocke „Vertrauen“. Sie hat den Bibelspruch „Herr wir bitten dich, komm und segne uns“ und das Bildnis bergender Hände. Die größte Glocke „Liebe“ ist mit dem Text „Eine feste Burg ist unser Gott“ sowie mit der Lutherrose versehen. Sie erklingt in d1. Besonders freute es Zeh, dass auch der Glockenkünstler, der 70-jährige Ruhestandspfarrer Günter Niekel aus Muhr am See, bei der Glockenweihe mit anwesend war. Denn er hat die Motive für die Glockenzier auf den einzelnen Glocken gestaltet.
Die Buben und Mädchen des evangelischen Kindergartens trugen mit Gesang zur Feier bei. Den Abschluss der Glockenweihe bildete ein Gemeinschaftschor aller Posaunenchöre, zu dem die Kirchengemeinde mit „Nun danket alle Gott“ einstimmte. Bis auf den letzten Platz war die Martin-Luther-Kirche beim anschließenden Gottesdienst gefüllt, der vom evangelischen Kirchenchor und vom Posaunenchor sowie von Organisten Martin Häupler musikalisch gestaltet wurde. Die Eröffnung übernahm Dekan Dr. Wenrich Slenczka, der sich mit der Kirchengemeinde über die neuen Glocken freute.
„Seit zehn Jahren arbeitet die Kirchengemeinde auf neue Glocken hin“, stellte Pfarrer Zeh im Gottesdienst fest. Denn die Stahlklangglocken aus dem Jahr 1923 korrodierten im Laufe der Zeit und der der vier Glocken mussten aus Sicherheitsgründen abgestellt werden. Viele große und kleine Spenden seien in dieser Zeit für ein neues Geläut eingegangen. „Allen Spendern und Unterstützern gilt ein großes Dankeschön.“
Ein Erlebnis sei nach seinen Worten Mitte August der Glockenguss in der Glockengießerei Bachert in Neunkirchen bei Heilbronn gewesen, bei der auch die Kirchengemeindemitglieder dabei waren. „Jetzt ist es soweit, die Glocken sind da“, so Pfarrer Zeh. „Zum Beginn des neuen Kirchenjahres am ersten Adventsonntag sollen sie das erste Mal läuten.“ Regionalbischof Dr. Hans-Martin Weiss war der Tag ein besonderes Erlebnis. „In meiner 15-jährigen Tätigkeit als Regionalbischof ist dies heute meine zweite Glockenweihe und ich freue mich darüber sehr“, gestand er in seiner Predigt. „Wir feiern das Einholen der Glocken, die die ganze Gemeinde in ihrem Leben und Glauben begleiten werden.“
Die Glocken brachte der Regionalbischof mit dem Begriff Heimat in Verbindung. „Wo die Glocken erklingen, da ist mein Zuhause, da ist meine Familie und da sind meine Nachbarn.“ Diese „Heimatglocken“ seien im Herzen immer tief verankert. Dr. Weiss stellte fest, dass sich die Tiefe des Glaubens auch durch die Kontinuität des Glockenschlags ausdrücke. „Ich habe gehört, die katholischen Nachbarn haben einige Glocken mehr“, stellte er amüsant fest. „Einige, die sie wollten, und einige die sie nicht wollten.“ Aber dennoch gehörten nach seinen Worten Glocken zum Leben einer Gemeinde. Er bezeichnete sie als „Weiterhall der Glaubens“ und als „eine Ermunterung zu einem betenden Leben“.
Im Anschluss lud die Kirchengemeinde zum Stehempfang in das evangelische Gemeindehaus ein. Für Interessierte gab es noch viel Gelegenheit, die neuen Glocken vor der Kirche zu bestaunen.
























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