Stephan Schieder ist der Experte im Bereich Kommunikation und Funk bei der Integrierten Leitstelle Nordoberpfalz (ILS). Bei einer Sitzung der Kreistagsfraktion der Freien Wähler in Erbendorf, informierte er laut Mitteilung zum Thema digitale Alarmierung. So wurde der Digitalfunk im Bereich der Leitstelle seit 2014 schrittweise eingeführt. Die Leitstelle alarmiert sämtliche Einheiten der Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben (BOS), wie beispielsweise Polizei, Rotes Kreuz, Berg- und Wasserwacht, Feuerwehr und THW.
Mit einem Schaubild zeigte Schieder die Funktionsweise des Funknetzes auf. So wird für einen Alarm beispielsweise für die Feuerwehr ein Alarmsignal durch die ILS in das Funknetz eingespeist und die entsprechende Feuerwehr über Sirenen, Funkmelder und ganz neu über sogenannte digitale Pager alarmiert. Derzeit werden diese an die Feuerwehren im Landkreis Tirschenreuth ausgegeben. Leider komme es aber durch Lieferengpässe mit verschiedenen technischen Komponenten derzeit zu zeitlichen Verzögerungen, so Schieder.
Wie Feuerwehren die Zehn-Minuten-Hilfsfrist bewältigen
Ein weiteres Thema war die Alarmierung der Bevölkerung, unter anderem bei Starkregenereignissen bzw. Unwetterlagen wie im Ahrtal im Jahr 2021. Durch die derzeit stattfindende Umrüstung der Feuerwehrschutzsirenen auf digitale Technik sei eine solche Alarmierung wieder zentral möglich. Eine Frage stelle sich aber: Wer darf diese Alarmierung auslösen? Macht dies zentral das Bundesamt für Bevölkerungsschutz mit Sitz in Bonn oder erfolgt die Auslösung und Information durch das zuständige Landratsamt, welches die ILS zur Auslösung auffordert? Dieses Problem sei derzeit laut Schieder nicht geklärt. Zusammengefasst: Die Warnung der Bevölkerung, beispielsweise Unwetter oder Giftgasaustritt, sei derzeit über Sirenen nicht möglich. Denn die bis in die 1980er Jahre bekannten Katastrophenschutzsirenen wurden nach Ende des Kalten Krieges Stück für Stück abgebaut. Hier sei das Verständnis in der Bevölkerung zu wecken.
Als vorbildlich bezeichnete Schieder hier die Stadt Vohenstrauß. Dort seien bereits alle Sirenen umgerüstet. Technisch könnten Sirenen den Warnton für den Katastrophenfall ausgegeben. Im Landkreis Tirschenreuth sei die Stadt Waldsassen am weitesten mit der Umrüstung der neuen Sirenentechnik. Zuständig für die Ausstattung mit einer Feuerschutzsirene im Ortsbereich ist die Gemeinde, nicht aber für Errichtung einer Katastrophenschutzsirene, erläuterte der Experte.
Einen Vorteil der digitalen Alarmierung beschrieb Schieder mit einem zeitlichen Vorsprung von rund 25 Sekunden gegenüber der jetzigen analogen Alarmierung. Außerdem verwies Schieder auf die Warn-App „Nina“. Hier wird bei der Auslösung von Alarmen der entsprechende Hinweistext in der App ausgegeben. Laut FW-Fraktionssprecher Hans Klupp müsse bei diesem wichtigen Thema unbedingt im Landkreis angeschoben werden, da die Erfahrung aus der Katastrophe im Ahrtal zeige, dass der Landrat in erhebliche Erklärungsnöte wegen der späten bzw. nicht durchgeführten Information zur bevorstehenden Flutkatastrophe gekommen sei.
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