Geboren wurde Ernst Bauer am 7. Februar 1932 als eins von sieben Geschwistern in Erbendorf. Zur Schule ging der Verstorbene zuerst in Erbendorf, ab 1942 besuchte er als sogenannter "Fahrschüler" die Oberrealschule in Weiden. Da die Eltern das Schulgeld nicht mehr aufbringen konnten, besuchte Bauer ab April 1945 die Schule nicht mehr. Er erlebte selbst im April 1945 den Einmarsch der Amerikaner in Erbendorf. Auf die Frage der GIs, wer denn Englisch sprechen könnte, meldete sich der damals 13-Jährige.
Dabei war der Anfang nicht gerade leicht, wie sich Bauer selbst an seinem 85. Geburtstag gegenüber Oberpfalz-Medien erinnerte. "Obwohl ich in der Schule Englisch hatte, habe ich anfangs nicht viel verstanden." Schuld daran sei der amerikanische Slang gewesen. Gelegenheit, seine Englischkenntnisse an den Mann zu bringen, war, als einer fragte, ob Bauer wüsste, wer Eier hätte. "Yes, I know", sagte er schnell. Von zu Hause holte er aus dem eigenen Hühnerstall ein paar Eier und brachte sie dem Soldaten. "Dafür gab es Kaugummi und Schokolade." An eine Frage eines GIs konnte sich Bauer noch vor sieben Jahren erinnern: "You know nice girl?" Darauf antwortete er gekonnt "I don't know."
Ein Jahr mit auf Patrouille
Von nun an war er für gut ein Jahr, in einer blauen Uniform eingekleidet, bei den Patrouillen der U.S. Army in Erbendorf und Umgebung unterwegs, um die Sprachhindernisse zwischen Amerikanern und Einheimischen zu überwinden und zu übersetzen. Offiziell wurde Bauer als "Interpreter", auf gut Deutsch Dolmetscher, geführt. Bei seinen Freunden war dann der Spitzname schnell gefunden: Metscher.
Mit den Soldaten der Militärpolizei hatte Bauer ein gutes Verhältnis aufgebaut. "Einer der Vorgesetzten wollte mich gleich mit nach Amerika nehmen", erzählte er. Doch dieses Angebot habe er nicht angenommen. Als die Einheit im September 1946 Erbendorf verließ, wollten sie ihm noch eins der fünf Militärpferde schenken. "Das konnte ich wegen meiner Mutter nicht annehmen."
Noch schulpflichtig
Als dann die US-Leute abzogen, musste sich Bauer arbeitslos melden, um eine Ausweiskarte für Lebensmittelmarken zu bekommen. In dem Ausweis wurde als Beruf "Interpreter" (Übersetzer) eingetragen. Aber da bemerkte das Amt, dass er noch schulpflichtig war. Er habe zwar gehofft, dass wieder ein Dolmetscher benötigt werden würde, aber daraus wurde nichts.
Mit 15 Jahren, 1947, begann er eine Lehre in der Porzellanfabrik Seltmann als Modelleur. Ab 1964 war er dort als Expedient beschäftigt. Im Jahr 1969 fing er als Angestellter in der Stadtverwaltung an. Berufsbegleitend erwarb der Erbendorfer innerhalb von drei Jahren die Qualifikation zum Verwaltungsangestellten. Bauer führte die Stadtkasse bis zu seinem Ruhestand im Juni 1992.
Stadtrat und SPD-Ehrenmitglied
Der Verstorbene war aber auch kommunalpolitisch tätig. So war er für die SPD von 1966 bis 1972 Mitglied des Stadtrats. Er war seit Jahrzehnten Mitglied im SPD-Ortsverein und dessen Ehrenmitglied. Daneben engagierte sich Bauer auch in der örtlichen Siedlergemeinschaft.
Fast ein halbes Jahrhundert war Ernst Bauer zudem ehrenamtlich in der Gemeinnützigen Baugenossenschaft tätig. 1957 trat er als Mitglied ein und bereits 1968 wurde er in den Aufsichtsrat gewählt. Von 1970 bis 2012 gehörte er dem Vorstand an, darunter von 1995 bis 1999 als Vorstandsvorsitzender. Für seine Arbeit erhielt Bauer die große Ehrennadel des Verbandes bayerischer Wohnungsunternehmen.
In seinem Leben musste der Verstorbene einige Schicksalsschläge hinnehmen. So verstarb seine erste Ehefrau Elsa viel zu früh im Jahr 1976. Eine seiner Töchter ging ihm vor wenigen Jahren voraus und erst im April dieses Jahres verstarb seine Ehefrau Maria. Er hinterlässt die Kinder Gabi, Liane, Eva-Maria und Kerstin sowie neun Enkel und eine Urenkelin.
Der Trauergottesdienst mit anschließender Beerdigung findet diesen Samstag, 14. September, in der Pfarrkirche Mariä-Himmelfahrt mit anschließender Beerdigung statt.
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