Erbendorf
11.03.2022 - 12:21 Uhr

Ökumenische Friedensandacht in Erbendorf

„Krieg ist immer eine Niederlage für die Menschheit“, betonte Pfarrer Martin Besold in der ökumenischen Friedensandacht in der katholischen Pfarrkirche. Nach Gebeten und Stimmen aus der Ukraine entzündeten die Gläubigen Friedenslichter.

Der Impuls, angesichts der derzeitigen Lage ein ökumenisches Friedensgebet auf den Weg zu bringen, kam aus der evangelischen Kirchengemeinde Wildenreuth. Mit Pfarrer Martin Besold feierten die beiden Wildenreutherinnen Susanne Kropf und Tanja Fichtner mit zahlreichen Gläubigen aus den Pfarreien in der Pfarrkirche Mariä-Himmelfahrt diese Andacht. „Es war kaum vorstellbar und nun ist es doch schmerzhafte Realität für tausende Europäer: In der Ukraine herrscht Krieg“, sagte Pfarrer Martin Besold. „Familien werden auseinandergerissen, junge Männer und Frauen verteidigen ihr Land gegen einen scheinbar unbesiegbaren Gegner.“

„Wir verbinden uns mit allen, die um den Frieden in der Welt beten“, sagte Besold. „Wir sind beieinander, weil wir mit Sorge, Angst, Traurigkeit, Wut auf Russland und die Ukraine blicken.“ Eine Reaktion sei nach seinen Worten das Gebet. „So sind wir heute vereint hier in der Pfarrkirche.

„Unsere Kraft ist zu klein, wir fühlen uns hilflos“, sprach Tanja Fichtner im Gebet aus. „Darum sind wir hier, gemeinsam, vor Gott.“ Susanne Kropf fasste es in einem Gebet ebenfalls zusammen: „Zuversicht könnten wir brauchen und Stärke, die aus der Liebe wächst.“ Sie stellte sich die Frage, wie es sein kann, dass Bosheit und Unvernunft siegen. „Wir wünschen uns, dass Gott etwas tut, damit Friede sich ausbreite und Menschen leben können – unbeschwert und voller Freude ohne Angst vor Bomben und Granaten.“

Wie es den Menschen aktuell in der Ukraine geht, zeigte Tanja Fichtner anhand von ukrainischen Stimmen auf. Sie las unter anderem Worte des ukrainischen Präsidenten an das russische Volk vor. „Ihnen sagt man, wir seien Nazis. Wie kann ein Volk den Nazismus unterstützen, das für den Kampf gegen den Nazismus acht Millionen Menschen geopfert hat? Wie könnte ich ein Nazi sein? Erzählen Sie das einmal meinem Großvater, der den gesamten Krieg in der sowjetischen Armee gekämpft hat und am Ende seines Lebens Oberst in der unabhängigen Ukraine war. Ihnen sagt man, wir hassen die russische Kultur. Wie kann man eine Kultur hassen? Egal welche Kultur? Nachbarn bereichern einander durch Kultur. Doch dadurch werden sie noch nicht zu einem einheitlichen Ganzen. Wir lösen uns nicht in Ihnen auf. Wir sind verschieden. Aber das ist kein Grund, Feinde zu sein. Wir wollen unseren historischen Weg selbst bestimmen, unser Leben leben, in Frieden, in Ruhe, in Würde.“

Des Weiteren zitierte Fichtner eine Dokumentarfilmerin, deren Ehemann Politikwissenschaft studiert und bereits geahnt hat, dass dieses Jahr etwas passieren würde. Fragen, wie es Freunden und Bekannten geht, oder Nachfragen bei Kollegen, erzählte sie ebenso. Fazit: „Ja, betet für uns, am besten täglich. Ich habe gehört, dass das sehr viel hilft.“

Besonders ging sie auf den Beschuss von Babji Jar bei Kiew ein. „Dort wurden während des Zweiten Weltkriegs mehr als 100 000 Menschen ermordet, die meisten davon Juden aus Kiew, darunter drei Onkel von Wolodomir Selenskij.“ Erst in den vergangenen Jahren sei dort ein Holocaust-Mahnmal entstanden. „In der ersten Woche des Krieges fielen russische Bomben auch auf Gebäude der geplanten Gedenkstätte.“

Tanja Fichtner ließ auch die elfjährige Marta zu Wort kommen, die aus Kiew stammt und derzeit in einem polnischen Übergangslager lebt.

„Krieg ist immer eine Niederlage für die Menschheit.“ Dieses Zitat von Papst Franziskus aus dem Jahr 2013 ist laut Pfarrer Martin Besold gerade wieder in der heutigen Zeit aktuell. „Doch wir leben auf Hoffnung, auf den Frieden hin, der aber leider nicht schon heute eintritt.“

Als äußeres Zeichen des Friedens platzierten alle Gläubigen Kerzen, verbunden mit einem Gebet, am Altar. „Die dort aufgezeichnete Taube soll symbolisch für den Frieden und unsere Hoffnung auf Frieden in der ganzen Welt sein“, sagte Pfarrer Martin Besold. „Wir wollen das Licht des Friedens leuchten lassen in unseren Herzen.“

„Es war kaum vorstellbar und nun ist es doch schmerzhafte Realität für tausende Europäer: In der Ukraine herrscht Krieg.“

Pfarrer Martin Besold

 
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