Erbendorf
25.01.2019 - 12:27 Uhr

Schöpfungsgerechtigkeit im Fokus

Die Umweltbeauftragte des Bistum Regensburg Beate Eichinger ist zu Gast im Kolpinghaus. In ihrem Vortrag zeigt sie auf, wie eine Pfarrei ihren ökologischen Fußabdruck verbessern kann.

Beate Eichinger ist die Umweltbeauftragte des Bistums Regensburg. In einem Vortrag im Kolpinghaus gibt sie Tipps wie Pfarreien und Privathaushalte ihren ökologischen Fußabdruck verkleinern können. Bild: lue
Beate Eichinger ist die Umweltbeauftragte des Bistums Regensburg. In einem Vortrag im Kolpinghaus gibt sie Tipps wie Pfarreien und Privathaushalte ihren ökologischen Fußabdruck verkleinern können.

"Der kleine Saal ist gut gefüllt. Ich sehe heute einige bekannte, aber auch viele fremde Gesichter", begrüßte Gemeindereferentin Roswitha Heining die Besucher im Kolpinghaus. Sie alle kamen, um dem Vortrag der Umweltbeauftragten des Bistums Regensburg zu lauschen. Beate Eichinger präsentierte das Thema "Laudato sí - Mit der Ökoenzyklika von Papst Franziskus zur umweltfreundlichen Pfarrei". Dabei stellte sie heraus: "Nicht nur die Politik, sondern auch die Kirche setzt sich für Umweltschutz ein."

Einen wichtigen Schritt machte Papst Franziskus mit seinem bereits im Juni 2015 erschienenen Buch. "Mit diesem Werk gehört die Orientierung an der Schöpfungsgerechtigkeit endlich zum Kern der Glaubensaufgaben", sagte Eichinger. Über 50 Vorträge hielt sie zu dem Thema: "Zunächst luden mich politische Parteien oder Naturschutzverbände ein." Im November 2017 setzten sich die Bischöfe eingehend mit der Ökoenzyklika auseinander. "Im November vergangenen Jahres wurde ein Zehn-Punkte-Programm mit Handlungsempfehlungen entworfen. Durch diese Entwicklungen bin ich mehr in den Pfarreien unterwegs."

An alle gerichtet

"Die Mühlen der Kirche laufen manchmal langsam, dafür aber nachhaltig." Acht Jahre nachdem die Studie "Club of Rome - Die Grenzen des Wachstums" (1972) erschien, gab es in Deutschland die erste Bischofskonferenz zu dem Thema "Zukunft der Schöpfung - Zukunft der Menschheit". Daraufhin setzten sich die katholischen Glaubensvertreter in regelmäßigen Abständen zusammen und sprachen gezielt über Umweltthemen. "Seit Anfang der 2000er geht es um erneuerbare Energien, den Klimawandel, um Landnutzung oder Artenschutz. In all diesen Themen ist die Kirche gefragt."

In seinem Buch wandte sich Papst Franziskus an alle Menschen. "Er schreibt nicht nur theologisch, sondern es ist eine ethische Überlegung sowie ein politischer Appell. Die Menschheit als Familie steht bei ihm im Mittelpunkt." Und diese prangert der Papst auch an und scheut sich nicht davor, von ökologischer Sünde zu sprechen. Der Mensch verschwende Ressourcen, verursache soziale Ungerechtigkeiten in der Verteilung der Güter. Darin steckt auch Kritik am kapitalistischen System. "Das Dogma des Wirtschaftswachstums basiert für ihn auf einer Lüge. Wir können nicht mehr wachsen, weil die Güter der Erde begrenzt sind." Aber Franziskus versucht gleichzeitig zu motivieren und gibt Ratschläge. "Er fordert, dass man sich bei all seinen Handlungen am Gemeinwohl orientieren soll." Gemeint sind nicht nur Privatpersonen, sondern auch die Politik. "Jeder soll sich fragen, geht es bei einer Entscheidung, die man trifft, nur um mich, meine Gruppe oder mein Land? Oder kann ich damit mehr erreichen?"

Die katholische Kirche geht davon aus, dass die Güter der Erde von Gott zur Verfügung gestellt werden. "Sie gehören nicht nur uns, sondern auch den uns nachkommenden Generationen", meinte Eichinger. "Die Gläubigen haben den Auftrag, die Erde zu bebauen und zu behüten." Schaffen könne man dies, wenn die einzelnen Akteure im ökologischen Diskurs miteinander in den Dialog treten. Aber schon kleine Dinge können helfen: "Vom 31. Januar bis zum 13. Februar läuft das Volksbegehren 'Rettet die Bienen'. Es sind rund eine Million Unterschriften nötig. Damit können Sie etwas gegen das Artensterben unternehmen."

Für das Privatleben und die Pfarrei hat die Umweltbeauftragte einige Tipps in petto. "Der Faktor Mobilität spielt eine wichtige Rolle. Soweit es möglich ist, sollte man mehr öffentliche Verkehrsmittel nutzen." Der Referentin ist klar, dass das am Land schwieriger ist als in der Stadt. Trotzdem seien Carsharing-Modelle eine Überlegung wert. "Im Haushalt kann man wieder mehr die Wäscheleine statt den Trockner verwenden. Oder man spült per Hand ab, anstatt mit dem Geschirrspüler. Sie können auch umweltfreundliche Reinigungsmittel kaufen."

Mit einem Schmunzeln im Gesicht meinte sie zudem: "Wer schnell und effizient etwas ändern will, braucht nur weniger Fleisch essen oder weniger mit dem Flugzeug reisen." Wo zuvor noch Stille herrschte, ging nach diesem Satz lautes Getuschel durch das Publikum. Ein Zuhörer fragte: "Soll es nun keine Bratwürste mehr am Pfarrfest geben?" Eichinger sagte aber: "Das sind alles Dinge, die jeder individuell für sich entscheiden kann."

Speziell kirchliche Handlungsfelder sieht die Umweltbeauftragte im Bereich der Bildung und Öffentlichkeitsarbeit. "Wir können das Thema in die Gesellschaft weitertragen." Zudem seien im Bereich der Landwirtschaft Handlungsmöglichkeiten vorhanden, zum Beispiel bei Pfründeverpachtungen. "Hier kann man ökologische Forderungen in den Musterpachtvertrag einbauen." Das sei zum Teil bereits geschehen: "Unter anderem ist das Aufbringen von Klärschlamm oder der Einsatz von gentechnisch verändertem Saatgut untersagt." Ein Besucher fragt an dieser Stelle: "Warum kann nicht mehr getan werden? Woher nimmt die Kirche das Recht, über sein oder nicht sein zu entscheiden?"

Die Referentin antwortet: "Die katholische Pfründepachtstelle in Regensburg hat drei Mitarbeiter. Es gibt nicht genügend Kapazitäten zur Kontrolle. Außerdem bekommen langjährige Pächter den Vortritt, wenn sie ihre Arbeit vertragsgemäß erfüllt haben." Zudem spielen massive Widerstände aus der Kirche selbst eine Rolle. So seien die Beteiligten bemüht, stets den sozialen Frieden zu bewahren, Änderungen seien nur langsam möglich.

Strom sparen

Eine weitere Möglichkeit für Pfarreien bestehe darin, den Stromanbieter zu wechseln. "Noch immer werden die Netze mit 43 Prozent Atomstrom beliefert." Es gebe derzeit lediglich vier Anbieter, die 100 Prozent Ökostrom liefern. "Einer davon ist Naturstrom. Hier gibt es Rahmenverträge des Bistums zum Bezug von Ökostrom. Dadurch erhalten Pfarreien diesen auch günstiger." Des Weiteren könnten Photovoltaik-Platten an den Gebäuden der Kirche angebracht, in den Büros könnte auf Recyclingpapier umgestellt und auf den Friedhöfen könnten Lücken für Bepflanzungen hergenommen werden. "Natürlich muss man immer abwägen, was Sinn für einen macht."

Pfarrer Martin Besold nimmt einige der Vorschläge mit und bespricht diese mit der Kirchenverwaltung: "Recyclingpapier haben wir schon. Aber ich werde mich wegen unseres Stromanbieters informieren und einige Ideen für unsere Pfarrfeste oder den Alltag mitnehmen."

Welche Möglichkeiten eine Pfarrei hat, zeigt diese Power-Point-Folie. Der Einsatz von erneuerbaren Energien anstatt von Atomstrom, die Verwendung von Recyclingpapier, soziales Engagement oder der Einsatz für eine gerechtere Verteilung der Güter kann die Nachhaltigkeit verbessern. Bild: lue
Welche Möglichkeiten eine Pfarrei hat, zeigt diese Power-Point-Folie. Der Einsatz von erneuerbaren Energien anstatt von Atomstrom, die Verwendung von Recyclingpapier, soziales Engagement oder der Einsatz für eine gerechtere Verteilung der Güter kann die Nachhaltigkeit verbessern.
 
Kommentare

Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.

Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.

Zum Fortsetzen bitte

Sie sind bereits eingeloggt.

Um diesen Artikel lesen zu können, benötigen Sie ein OnetzPlus- oder E-Paper-Abo.