Ganz unüblich sei es, den Förderbescheid persönlich zu übergeben, wusste ÖPNV-Experte Peter Zimmert. "Das hatten wir noch nie." Zwei gute Nachrichten hatte Hans Reichart, Staatsminister für Wohnen, Bau und Verkehr, bei seinem Besuch in Erbendorf im Gepäck: Rückwirkend für das Jahr 2019 erhält das Rufbussystem Baxi eine Förderung von 382 125 Euro. Die zweite positive Nachricht, die der Verkehrsminister persönlich überbrachte: Der speziell auf den ländlichen Raum zugeschnittener ÖPNV-Baustein im Landkreis Tirschenreuth wird nach auslaufender Anschubfinanzierung nach fünf Jahren nun dauerhaft finanziell unterstützt - jährlich übernimmt der Freistaat 40 Prozent des Betriebskostendefizits.
Baxi ein Zukunftsmodell
"Der Landkreis Tirschenreuth geht mit gutem Beispiel voran! Er war einer der ersten, die mit dem Baxi 2014 einen Rufbus eingeführt haben", lobte Reichhart. "Das ist die Mobilität der Zukunft." Der Landkreis ermögliche so seinen Einwohnern einen flexiblen Zugang zum öffentlichen Nahverkehr.
"Dieses Engagement unterstützen wir gerne. Jeder Cent ist gut angelegt." Der Freistaat unterstützt das Baxi seit 2014 im Rahmen eines Förderprogramms zur Verbesserung der Mobilität im ländlichen Raum.
E-Baxi in weiteren Kommunen
Stellvertretender Landrat Alfred Scheidler betonte die Wichtigkeit des Rufbussystems im ländlichen Raum: "Im Vergleich zur Großstadt haben wir hier nicht die Möglichkeit alle fünf Minuten in die U-Bahn zu steigen." Mit dem Baxi könnten sowohl räumliche als auch zeitliche Erschließungsdefizite beseitigt werden. Um bei diesem Erfolgsmodell auch den Umweltgedanken zu verwirklichen, läuft in Tirschenreuth und Kemnath der Betrieb mit E-Baxis - bayernweit einmalig. Für 2020 wollen weitere zwei Gemeinden im Landkreis Tirschenreuth einen E-Baxi-Fahrplan einführen. Heiße Anwärter sind die Städte Mitterteich und Waldsassen. "Das Baxi-Modell ist im Landkreis Tirschenreuth nicht mehr wegzudenken", sagte Scheidler. Es gewährleiste die Daseinsvorsorge.
"Das Paradoxe daran: Je mehr Gäste mitfahren, desto teurer wird das Baxi für den Landkreis. Aber wir wollen uns das leisten", betonte der stellvertretende Landrat. Weil die Einnahmen die Fixkosten, die der Kreis an die Busunternehmer zahlt, nicht decken, entsteht bei jeder Fahrt ein Defizit.
Wie erfolgreich das Rufbussystem sei, zeige, dass das Baxi auf die Landkreise Schwandorf und Neustadt ausgedehnt werde. Massiv für die weitere Förderung des Baxis eingesetzt hatte sich laut Reichhart Landtagsabgeordneter Tobias Reiß.
"Abgeordneten-Linie"
"Das Baxi ist ein innovatives Anrufbus-System, das hervorragend angenommen wird", erklärte Reiß. "Die Fahrgastzahlen steigen stetig", wusste der Landtagsabgeordnete. Er bemühte sich um die Verstetigung der Förderung. Eine alleinige Finanzierung durch den Landkreis sei finanziell nicht verkraftbar. Reiß selbst fahre oft mit der "Baxi-Abgeordneten-Linie" - wenn er von München mit dem Zug heimfahren, gehe es mit dem Baxi auch spätabends noch von Marktredwitz nach Brand.
"Auch wenn wir mit dem Baxi schon weit gekommen sind, wollen wir noch viel mehr umsetzten", sagte Baxi-Manager Peter Zimmert. Beispielsweise soll ein eigenes Betriebssystem, das speziell auf das Anrufbus-Modell zugeschneidert ist, entwickelt werden.
Für die Förderbescheidübergabe waren 15 Minuten eingeplant, danach trug sich Hans Reichhart noch kurz ins Goldene Buch der Stadt Erbendorf ein, und schon ging es weiter zur Wohnbaukonferenz im Rahmen der Zukunftswochen der CSU. Als städtebauliche Maßnahme wurde das "Aribo"-Hotel vorgestellt.
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