Erbendorf
15.02.2019 - 10:17 Uhr

"Vielsaitigkeit" seit 90 Jahren

Jung und dynamisch kommt er daher, der Zitherclub Erbendorf. Kaum zu glauben, dass der Verein heuer 90 Jahre alt wird. Das wird mit einem großen Jubiläumskonzert am 30. März in der Stadthalle gefeiert.

Seit Monaten proben die Musikanten des Zitherclubs fleißig für das große Jubiläumskonzert am 30. März. Mit auf dem Bild Vorsitzende Heidi Banzer (rechts) und Dirigentin Veronika Hille (zweite Reihe, Zweite von rechts). Bild: njn
Seit Monaten proben die Musikanten des Zitherclubs fleißig für das große Jubiläumskonzert am 30. März. Mit auf dem Bild Vorsitzende Heidi Banzer (rechts) und Dirigentin Veronika Hille (zweite Reihe, Zweite von rechts).

Über 100 Vereinsmitglieder zählt der Zitherclub heute. Darunter sind 4 Ehrenmitglieder und 18 aktive Musikanten im Alter von 15 bis 66 Jahren. Sie beweisen immer wieder aufs Neue ihre "Vielsaitigkeit". Sowohl beim Einsatz der verschiedensten Instrumente als auch von den Besetzungen her. Denn musiziert wird mit zwei Mann beziehungsweise Frau genauso wie mit allen Musikern gemeinsam.

Bekannt ist der Zitherclub unter dem Vorsitz von Heidi Banzer und der musikalischen Leiterin Veronika Hille weit über die Grenzen der Steinwaldstadt hinaus. Zahlreiche Veranstaltungen tragen seine musikalische Handschrift. Spannend wie die Musik selbst ist auch die Geschichte des Zitherclubs.

Fast auf den Tag genau vor 90 Jahren hatten die Musiker Wohlrab, Mante und Schmöller am 20. Februar 1929 in den Gasthof "Zur Post" in der Bräugasse zur Gründung eingeladen. Mit Vorsitzendem Friedrich Mante, Dirigent Karl Wohlrab, Kassier Max Hermann und Schriftführer Otto Bergler war der Vorstand gewählt. Der neue Verein hieß "Zitherclub Heimatklänge Erbendorf".

Wiedergründung 1946

Regelmäßige Proben prägten das Vereinsleben. Öffentliche Zitherabende, Vereinsausflüge in die Umgebung - natürlich zu Fuß - oder mit dem Pferdegespann und Hausbälle bestimmten den Jahresablauf. Aber wie für viele andere Vereine kam auch in den 1930er Jahren in der Zeit des Nationalsozialismus das Vereinsleben des Zitherclubs zum Erliegen.

Dank der Bemühungen des Gründungsmitglieds Otto Bergler, einem bekannten Instrumentenbauer aus Erbendorf, wurde die Wiedergründung im Gasthof Nordbahnhof am 2. Oktober 1946 beschlossen. Genehmigt wurde der Neubeginn von der damaligen Militärregierung. Unter Vorsitzendem Heinrich Liedl übernahm Bergler das Amt des Dirigenten. Weitere Vorstandsmitglieder waren Schriftführer Hermann Bösl und Kassier Dora Schiener. Doch es dauerte noch bis September 1949 bis zum ersten Volksmusikabend im Volkshaussaal eingeladen werden konnte.

1950 wurde Zitherspieler Willy Schindler zum Dirigenten gewählt. Er prägte den Zitherclub - auch seit 1963 als erster Vorsitzender - weit über 40 Jahre wie kein anderer. Bereits 1952 war der Zitherclub erstmals im Rundfunk zu hören. In den 1950er Jahren fehlte der Zitherclub beinahe bei keinem Sänger- und Musikantentreffen in der Region.

1969 kam zum ersten Mal das Hackbrett zum Einsatz, gespielt vom früheren Verkehrsamtsleiter Siegfried Günther. Ab dieser Zeit war der Zitherclub sehr oft für das Fremdenverkehrsamt - heute Tourist-Info - im Einsatz. Dazu zählten die von Feriengästen sehr gern besuchten Unterhaltungsabende ebenso wie Auftritte bei Tourismus-Messen. Der Weg führte die Musiker bis nach Berlin und Hamburg.

Günther folgt auf Schindler

Stets großen Anklang fanden die Konzerte des Zitherclubs. Geprobt wurde meist alle zwei Wochen in der Pension Günther, später in der Stadthalle oder in Gaststätten. Vereinsausflüge führten die Musiker und Mitglieder auch durch ganz Deutschland und die Alpenländer. Natürlich wurde dabei Geselligkeit und Musik an den Abenden besonders gepflegt.

Für alle viel zu früh starb der beliebte Willy Schindler 1996. Reti Günther, bislang Stellvertreterin, übernahm die Leitung. Stammlokal für die Proben war seither das Café Kohr. Im Oktober 1998 übernahm Veronika Hille nach ihrem Musik-Examen die musikalische Leitung. Als Neunjährige war sie mit ihrem Hackbrett zum Zitherclub gekommen, heute ist sie auf ihrem Instrument eine Virtuosin.

Zum "70-Jährigen" erhielt der Zitherclub 1999 im Kloster Banz den Kulturpreis der Hanns-Seidel-Stiftung für hervorragende Leistungen auf dem Gebiet der bayerischen Volksmusik. In den Folgejahren gewannen die Nachwuchstalente des Zitherclubs den Musikwettbewerb "Arzberger Bergkristall".

Die OTV-Musikanten-Tour machte im Mai 2002 Station in der "Alten Propstei" in Erbendorf. Mit dabei war auch der Zitherclub. Ein besonderer Glanzpunkt für die Musiker war im Dezember 2006 der Auftritt im Regensburger Audimax bei "Carl Orffs Weihnachtsgeschichte".

Der Stadthallenbrand im Februar 2009 machte auch dem Zitherclub zu schaffen: Denn das Jubiläumskonzert zum "80-Jährigen" hätte in der Stadthalle stattfinden sollen. Kurzfristig ging diese Veranstaltung dann in der neuen, erst kurz vorher fertiggestellten Doppelsporthalle an der Schule über die Bühne.

Bei den Neuwahlen im Oktober 2009 gab Reti Günther den Vorsitz an Heidi Banzer ab. Im Juni 2011 begrüßte der Zitherclub das 100. Vereinsmitglied. Einen Besucherrekord stellte der Verein im März 2013 auf. Über 500 Zuschauer kamen damals in die Doppelsporthalle. Etwa die gleiche Anzahl war beim Konzert 2015 zu zählen.

CD aufgenommen

Beim Konzert am 28. März 2015, erstmals in der neuen Stadthalle, wurde der Zitherclub vom Anäida Hutzagsang unterstützt. Professionell durch den Abend führte Moderatorin Margit Ringer vom Bayrischen Rundfunk. Auch diesmal war der Saal mit über 500 Zuhörern ausverkauft.

Seit Anfang vergangenen Jahres sind zweimal im Monat Proben freitagabends in der Gaststätte "Zur Hetsche" in Erbendorf. Anlässlich des bevorstehenden Vereinsjubiläums nahmen die Musiker im vergangenen Jahr eine CD mit dem Titel "Mit Musik durchs ganze Jahr" auf. Sie ist für zehn Euro in den Erbendorfer Geschäften und Banken sowie bei Vorsitzender Heidi Banzer erhältlich. Nicht zuletzt gab es kurz vor Beginn des Jubiläumsjahres noch eine Auszeichnung für den Verein. Der Zitherclub nahm mit sechs Musikanten am ältesten bayerischen Musikantentreffen in Zwiesel teil. Sie durften den Ehrenpreis "Zwieseler Fink" als Anerkennung für die Verdienste um die Erhaltung und Pflege des heimischen Musikgutes mit nach Hause nehmen.

Willy Schindler prägte den Zitherclub wie kein anderer. Das Archivbild zeigt ihn ausnahmsweise nicht an der Zither, sondern an der Geige bei einem Musikantenabend in der Stadthalle Ende der 1980er Jahre. Bild: njn
Willy Schindler prägte den Zitherclub wie kein anderer. Das Archivbild zeigt ihn ausnahmsweise nicht an der Zither, sondern an der Geige bei einem Musikantenabend in der Stadthalle Ende der 1980er Jahre.
Info:

Großes Jubiläumskonzert

90 Jahre Zitherclub werden mit einem Jubiläums-Konzert am Samstag, 30. März, um 20 Uhr in der Stadthalle gefeiert. Der Zitherclub präsentiert an diesem Abend Melodien aus vielen Musikrichtungen. Neben dem gesamten Ensemble treten auch verschiedene Gruppierungen wie das Zither-Quintett, das Gitarren-Ensemble und natürlich die Nachwuchsmusikanten im Alter von neun bis zwölf Jahren mit einigen Stücken auf. Dafür haben gerade sie einen ausgefallenen Namen „D.N.V.Z.C.“ Auf Deutsch, „Die Nasch´n vom Zitherclub.“ Unterstützt wird der Zitherclub beim Konzert von den „Koiserweiwern“ aus Auerbach und einem Bläserensemble der Stadtkapelle. Eintrittskarten mit Platzreservierung sind ab Samstag, 16. März, für acht Euro im Schreibwarengeschäft Rose erhältlich.

 
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