Der Schülerarbeitskreis „spectrum“ war damals über die Universität Regensburg an die Adresse eines Gymnasiums im slowakischen Preßburg (Bratislava) gekommen. In den Pfingstferien 1969 reisten zwei „Abgesandte“ nach einer ersten Kontaktaufnahme mit Unterstützung des Bundestagsabgeordneten Franz Zebisch und der slowakischen Botschaft in Wien zu einer persönlichen Kontaktaufnahme in die Donaumetropole. Ziel war das Jura-Hronca-Gymnasium.
Die vertiefenden Gespräche führten im August 1969 zu einem 2-wöchigen Besuch von 28 jungen Slowaken und 2 Lehrkräften, der überaus große Resonanz und Unterstützung fand. „Der Neue Tag“, der die Begegnung maßgeblich förderte, gewährte zwei Mädchen über die beiden Wochen einen Schnupperaufenthalt. Der Bayerische Rundfunk brachte in seiner „Kontakt“-Sendung ein Schülerinterview. Auch den Gegenbesuch in den Weihnachtsferien begleitete ein NT-Redakteur, der in der Tageszeitung ausführlichst über den Aufenthalt in Preßburg und der Hohen Tatra berichtete.
Die sowjetische Intervention in der CSSR unterband bald weitere Kontakte. Die Schüler blieben jedoch auf persönlicher Ebene in Verbindung, und zum Bürgerfest 1989 stieß die „alte Garde“ mit Paul Fabianek auf eine „Wiedergeburt“ an: Die Abiturienten von damals, hüben wie drüben „in Amt und Würden“, wurden aktiv. Treibende Kraft waren Toni Schwemmer auf deutscher und Ingenieur Dusan Slezak auf slowakischer Seite. Bei gegenseitigen Besuchen der Schulleitungen im Juni 1990 und Januar 1991 wurde der Grundstein für einen erfolgreichen Schüleraustausch gelegt.
Toni Schwemmer war bei einem Treffen "Ehemaliger" in Preßburg daran gelegen, „dass unsere Kinder nun fortsetzen, was wir vor 21 Jahren begonnen haben“. Bereits am 3. Mai 1991 traf die erste Schülergruppe aus der Slowakei ein. Bereits damals gehörte ein Besuch der alten Reichsstadt Regensburg zum Programm der jeweils zehntägigen Begegnungen. BR-Moderatorin Angelika Gebauer, die die Gastschüler begleitete, ging während der Fahrt auf der Donau auf die Vorgeschichte der Begegnungen ein und interviewte Schüler und Lehrkräfte. Ihr Bericht flimmerte in der Sendereihe „Bayern-Live“ über die Bildschirme.
Im September 1991 stand für die Eschenbacher Gymnasiasten sogar ein Mittagessen mit dem slowakischen Bildungsminister auf dem Programm, und im Dezember 1992 erschien im „Prager Wochenblatt“ ein halbseitiger Bericht über den „Schüleraustausch Oberpfalz-Slowakei“. Den Oberpfälzern werden bei ihren Besuchen stets Preßburg, die Besonderheiten seiner Umgebung und die Region der Hohen Tatra gezeigt. 1994 bot sich ihnen auch die Gelegenheit zu einem Blick hinter die Kulissen des slowakischen Fernsehens.
Im Mai 1993 antwortete Schulleiter Dr. Vladimir Jodas bei einem Interview mit unserer Zeitung auf die Frage, welche Auswirkungen der Schüleraustausch auf den Unterricht hat: „Höchst positiv. Nach der Rückkehr wird im Deutschunterricht noch zusätzlich über den Aufenthalt gesprochen und die neuen Erkenntnisse werden von uns Lehrern beim weiteren Unterricht benutzt.“ Im Jahr 1996 galten die guten Wünsche des Eschenbacher Schulleiters Roland Jobst Eva Tunegova, die im Zuge eines Hospitationsprogrammes des Kultusministeriums und der Staatskanzlei drei Wochen am Gymnasium weilte.
Als Deutschlehrerin Lubica Hafnerova sich Ende der 1990er Jahre an ihre erste Begegnung mit Eschenbach erinnerte, versicherte sie überschwänglich: „Ich habe sofort gespürt, hier sind wir richtig, hier sind wir unter guten Freunden.“ Auf dieser „Wellenlänge“ bewegte sich von Beginn an der Schüleraustausch. Beim "Zehnjährigen" 2001 kreierte Toni Schwemmer als „spiritus rector“ der Begegnungen den längst fälligen Ausdruck „Austausch der Herzen“.
Von einem besonderen Ereignis wurden die gemeinsamen Tage im Jahr 2004 begleitet. Hans Schmid, für die Abwicklung des Programmes verantwortlich, sah im Abschlussabend am 30. April ein „EU-Freudenfest“ und kündigte einen ersten Schritt in ein erweitertes Europa an. Am späten Abend erlosch die Beleuchtung und im Licht sprühender Kerzen sangen alle nach der Melodie der Europa-Hymne: „Endlich sind wir angekommen, wonach wir uns lang gesehnt …“. Zum 1. Mai trat die Slowakei der EU bei. Im Juni reisten Schüler der beiden Gymnasien auf Einladung des Honorarkonsuls der Slowakei zu einer mehrtägigen Besichtigungsfahrt nach Belgien mit Empfang in der slowakischen Botschaft.
Beim Abschlussabend 2009 unter dem Motto „40 Jahre Schüleraustausch“ schwärmte Dr. Jan Mayer erneut von der Gastfreundschaft der Gasteltern: „Dies sind Eindrücke, die man nie im Leben vergisst“. Mayer, der seine Schüler seit 1992 in die Oberpfalz begleitet, versicherte ein Jahr später beim Abschied: „Ich bin vom Fortgang des Austauschs überzeugt, weil Dr. Knut Thielsen (Schulleiter) Europäer ist und als Sprachlehrer weiß, dass nicht nur Vokabeln wichtig sind, sondern auch Kultur, Sitten, Gebräuche und Lebensweise eines Partners.“ Der Austausch 2011 war erneut mit einer fünftägigen Belgien-Fahrt verbunden. Die Jubiläumbegegnung 2019 dauert noch bis 4. Samstag, 4. Mai.
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