80 Jahre Backofen Brunn- und Färbergasse

Eschenbach
05.07.2019 - 10:58 Uhr

Rauch aus dem Kamin des Gemeinschaftsbackofens zwischen Brunn- und Färbergasse wird es ankündigen: Es gibt wieder frisches Brot und Zwiebelkuchen.

Der Heimatverein rettete vor fast 40 Jahren das Kulturdenkmal Backofen.

Die Backofengemeinschaft feiert mit Unterstützung des Kulturausschusses der Stadt heute, Samstag, ab 15 Uhr das 80-jährige Bestehen des letzten Backofens in der Rußweiherstadt. Seine Existenz verdankt er dem engagierten Einsatz des Heimatvereins, der ihn als Kulturdenkmal gerettet hat. Denn an seiner Stelle sollten vor nahezu 40 Jahren Garagen entstehen.

Das mit einer Wiedergeburt vergleichbare Ereignis begingen am 13. September 1981 Anlieger und Heimatverein mit einem großen Backofenfest. Eine überaus große Anzahl von Besuchern wurde damals nicht nur vom Duft des frischen Brotes und der Zwiebelkuchen angelockt. Herrliches Spätsommerwetter und die heimelige Gassenatmosphäre schufen zusätzliche Wohlfühlatmosphäre.

In den folgenden Jahren lockten die Backofenfeste der Krieger- und Soldatenkameradschaften auch Gäste aus dem Umland. Die Altstadtsanierung trug dazu bei, dass der Backofen eine Aufwertung erhielt und nun aus dem Gassenbild nicht mehr wegzudenken ist.

Zur Historie des Backofens ist bekannt, dass der Landwirt Michael Schneider im Jahr 1938 mit zehn weiteren Eschenbacher Bürgern die Genehmigung zur Errichtung eines Gemeinschaftsbackofens in der Brunngasse beantragt hat. Trotz des Einspruches von Albert Rohrer, der eine Beeinträchtigung durch Rauchentwicklung befürchtete, wurde der Antrag genehmigt. Die elf Backberechtigten waren: Johann Anton Schmidt ("Vogl"), Michael Schneider ("Melber"), Georg Schneider, Johann Werl, Jakob Ackermann, Josef Müller (Amtsbote), Max Schuhmann, Albert Striegl, Michel Kopp, Christian Vichtl ("Stutzn") und Karl Kausler.

Für die Zusammenstellung der Baukosten war Baumeister Hans Bayer zuständig. Für Materiallieferungen und Leistungen am Bau erhielten damals neben ihm (690,48 Reichsmark/RM) Wiesent aus Weihern 33 RM, Schwemmer aus Braunershof (beide im Truppenübungsplatz) 13,91 RM, die Zimmerei Gebhardt aus Tremmersdorf 13,91 RM , Schloderer 82,75 RM, Emmerling 38,16 RM und Löw18,20 Reichsmark (alle Eschenbach). Von Gustl Schumann ist überliefert, dass er als Kind aufgefordert worden ist, alte Flaschen zu sammeln. Sie wurden zerschlagen und die Scherben als Speichermaterial für Wärme unter dem Brennraum des Backofens aufgeschüttet. Zum Betrieb des Backofens brauchte man: Backscheite, mit denen der Ofen beheizt wurde, Glutschaber, sogenannte Labschüsseln für den Brotteig sowie Brotschieber zum Einschieben und Herausholen der Laibe.

Das Bürgerfest zum Jubiläum "650 Jahre Stadtrechte" gab Anlass, die Backtradition wieder aufleben zu lassen. Auf Anregung von Heimatpfleger Hannes Oberndorfer lud Monika Diertl, geborene Schuhmann, die Backgemeinschaft zu einem Vorgespräch in den Gasthof „Weißes Roß“ und legte den Teilnehmern ein erprobtes Teigrezept und eine komplette Backanleitung ihres Vaters vor. Um höchste Qualität zu garantieren, fand der erste Probebacktag bereits am 24. Mai statt, zu dem noch eine lockere Sitzweil mit Freunden und Nachbarn gehörte.

Der Erfolg des Jahres 2008 führte zu weiteren Aktionen. Im Herbst 2009 wurde das gesamte Gebäude renoviert, insbesondere das Dach saniert, der Brennraum neu verputzt und der Backraum neu ausgefugt. Seither nahm die Backofengemeinschaft weitere Sanierungsarbeiten vor. Im vergangenen Jahr erhielt der Ofen sogar einen Stromanschluss. In jüngster Zeit bewies sich seine Attraktivität bei Festlichkeiten wie dem „Winter-“ und dem „Faschingsdorf“.

Nicht erhalten geblieben sind Backöfen, die eine erheblich längere Geschichte aufweisen könnten: in der Wassergasse gegenüber dem Brunnermacher-Anwesen und beim Anwesen Trummer, am Stadtweiher hinter dem Anwesen Ficker, in der Speinsharter Straße an der Gabelung Sommerleitenweg, am Stadtmauerweg zwischen der ehemaligen Milchhalle (Gottsche) und dem Kraus-Garten sowie in der vorderen Brunngasse.

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