Bisher habe ich mir jedes Jahr einen kleinen Adventskranz im Supermarkt besorgt. Wenig Aufwand, die Kränze sind meistens günstig und bereits schön verziert Heuer möchte ich etwas anderes ausprobieren. Im Veranstaltungskalender der Stadt Eschenbach sticht mir dazu ein Termin ins Auge: Es gibt ein Adventskranzbinden mit dem örtlichen Obst- und Gartenbauverein (OGV). An der Aktion nehmen nicht nur Mitglieder teil. Ein weiterer Vorteil: Es gibt Unterstützung für Anfänger von den Helfern des OGV. Aber was brauche ich alles, um einen Adventskranz zu binden? "Das Streu stellen wir zur Verfügung", erklärt mir der Vereinsvorsitzende Johann Rupprecht im Vorfeld am Telefon. Die Äste kommen entweder aus den Gärten der Mitglieder oder aus dem Wald. Das einzige, was ich mitbringen muss, sei eine Astschere. "Kranzrohling und einen Bindedraht können sie gegen einen kleinen Preis bei uns erwerben", sagt er mir. Das ganze hört sich also relativ unkompliziert an. So fahre ich am Mittwochabend zum Eschenbacher Sportplatz. Als ich gegen 18 Uhr ankomme, ist schon einiges los. In einer Halle tummeln sich die Helfer des OGV und die Besucher der Aktion. Kinder gehen an mir vorbei, in der Hand halten sie schon fertige Kränze. "Sie haben schon um 17 Uhr angefangen und fertigten die Kränze in Eigenregie", weiß Diana Kleber. Sie "Jetzt um 18 Uhr geht es mit den Erwachsenen weiter", erklärt sie und hilft allen Teilnehmern beim Binden. Manche Teilnehmer kommen schon seit Jahren, andere sind blanke Anfänger. "Rund 40 Prozent der Anwesenden sind vom OGV, der Rest ist nicht beim Verein", sagt der Vorsitzende Johann Rupprecht.
Keine Fichte verwenden
Ich sehe mich in der Halle um: In der Mitte steht ein langer Tisch, an den Seitenwänden lehnen viele Säcke mit Zweigen und Ästen. Der Duft von Natur und Wald liegt in der Luft. "Für einen Adventskranz kann man die verschiedensten Baumsorten wählen", zeigt mir Rupprecht. Am wenigsten eigne sich Fichte. "Diese nadelt meist schon nach zwei Wochen." Besser verwendet man beispielsweise Äste von Thujen, Eiben oder Tannen. Aber auch ausgefallenes wie Vogelbeere, Efeu, Salbei oder Wacholder kann dem Kranz den letzten Schliff verleihen. "Das wichtigste ist die Vorbereitung", betont Rupprecht. Bevor man mit dem Binden beginnt, sollte man wissen, welchen Kranz man möchte. So muss man sich entscheiden, ob der Kranz gelegt oder aufgehängt werden soll. Ich weiß schon, dass ich meinen Kranz auf dem Wohnzimmertisch platzieren will.
Einfache Variante siegt
Rupprecht erklärt weiter: "Es gibt zwei Varianten einen Kranz zu binden." Für Anfänger sei es einfacher, verschiedene Zweige zu nehmen. Die dann leicht vom Rohling abstehend mit dem Bindedraht befestigt werden. Traditionell kennt man, dass Tannenzweige fest, eng und akkurat an den Rohling gebunden werden. Ich entscheide mich für das Einsteigermodell. Dann geht es ran an die Zweige. "Sie sollten etwa 15 Zentimeter lang sein", meinte der Vorsitzende. Dann lassen sie sich leicht an den Kranzrohling aus Stroh anlegen. Um möglichst wenig Abfall zu produzieren, sei es gut, die Äste so zu schneiden, dass der Schnitt hinterher wenig auffällt. Als ich meine Zweige vorbereitet habe, geht es ans Binden. Neben mir bindet Rupprecht einen eigenen Kranz. Ich stelle mich daneben, schaue zu und lerne. "Die schwierigsten Schritte sind der Anfang und das Ende", verrät Rupprecht. Er zeigt mir, dass der Draht zu Beginn zweimal fest um den Rohling gewickelt und dort "verknotet" wird. Der Draht wird nicht abgeschnitten, die Rolle wird einfach wieder abgelegt. Dann nimmt man etwa drei bis fünf Zweige und legt sie an den Rohling an. Der Draht wird fest um das Ende der Zweige gewickelt, etwa zwei Mal. "Passen Sie auf, dass die Zweige immer etwas abstehen, denn so verdecken Sie den Draht." Schritt für Schritt lege ich die Zweige an. Verschiedene Farben sollen sie haben, ab und an arbeite ich Beeren mit rein. Nicht immer gelingt es mir, dass die Zweige Stroh und Draht verdecken. Rupprecht weißt mich darauf hin: "Hier ist noch eine Stelle frei." Er nimmt einige dicke Zweige und steckt sie in den bereits festgebunden Draht. Voilà, die Lücke ist verschwunden. Am Ende angekommen, wird es kniffliger. "Sie müssen schauen, dass sie die Zweige am Anfang vom Rohling etwas fernhalten, damit sie nicht mit dem Draht aus versehen festgebunden werden."Als endlich alles sitzt, kann der Draht abgeschnitten werden und wird fest gesteckt. Das Ergebnis: ein farbenfroher und natürlicher Kranz. Und ich bin stolz auf mich, dass ich ihn dieses Jahr selbst gemacht habe. Am Sonntag brennt das erste Licht.
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