Eschenbach
15.08.2021 - 11:19 Uhr

Appell an Waldbesitzer: Nach "Schnupftabak" suchen

Der Borkenkäfer ist unterwegs und hat sich auch im Eschenbacher „Oberwald“ ordentlich eingenistet. Harvestereinsätze sind die Folge.

In diesem Wald bei Eschenbach muss der Harvester ran, denn der Borkenkäfer hat sich dort zuhauf eingenistet. Bild: rn
In diesem Wald bei Eschenbach muss der Harvester ran, denn der Borkenkäfer hat sich dort zuhauf eingenistet.

Die Waldflächen zwischen Landingerweiher und Obersee in Eschenbach wurden zum Einflugsgebiet des Borkenkäfers. Einem Fichtenbestand unweit des Ortsteils Landingerweiher bereitete der Buchdrucker nun den Garaus. „Der Besitzer hat bereits seit 2003 Probleme mit den Fichten, hat befallene Bäume regelmäßig entnommen und Rot- und Schwarzerlen nachgepflanzt“, berichtet Revierförster Martin Gottsche. Er zeigt sich überrascht, dass trotz der günstigen Witterung dieses Jahres ein solch massiver Käferbefall eingetreten ist. Obwohl die Nadeln im Wipfelbereich der Bäume noch erhalten sind, zeugt starker und schneller Rindenabfall vom Bohrwerk des Käfers. Er ruft Waldbesitzer nun zu regelmäßigen Kontrollgängen auf.

Der Forstmann weist darauf hin, dass sich Buchdruckerbefall bereits zu Beginn am Auswurf des braunen Bohrmehls erkennen lässt, das sich am Stammfuß, in Rindenschuppen, Spinngeweben und auf der Bodenvegetation sammelt und wie Schnupftabak aussehe. Interessant sind zudem Gottsches Angaben zu den Aktivitäten des Borkenkäfers, dessen Pionierkäfer ihre Wirtsbäume nach bisher nicht vollständig geklärten Kriterien auswählen. Durch den beim Einbohren ausgelösten Harzfluss werden zwar einzelne Käfer abgetötet. Bei ausreichender Angriffsdichte – etwa 200 Käfer pro Baum – kommt jedoch die Abwehr der Bäume zum Erliegen. Sobald sich einige Käfer erfolgreich eingebohrt haben, produzieren sie Lockstoffe für ihre Artgenossen, und es kommt zum massiven Befall des Stammes. Für Gottsche gleicht die Vermehrungsrate des Käfers einem Rechenbeispiel: „Ein Weibchen des Buchdruckers legt im Verlauf der Vegetationsperiode 100 bis 150 Eier ab. Rechnet man Verluste mit ein, kann ein Käferweibchen unter optimalen Voraussetzungen mit zwei Jungkäfergenerationen und zwei Geschwisterbruten mehr als 100.000 Nachkommen erzeugen.“

Zum Geschehen vor Ort kündigte der Forstmann auch das Fällen der noch nicht erkennbar befallenen Bäume an. Er begründet dies mit der Windbruchgefahr entlang der Zufahrt zum Tiefbrunnen der Stadt. Ausgeführt hat die Fällaktion ein Harvester. Zur Holzmenge sprach Gottsche von „gefühlt 100 Festmetern“. Nicht weit entfernt, beim „Luber-Marterl“, kündigte er mit der Bemerkung „es bleibt nichts anderes übrig“ den nächsten Harvestereinsatz an. Auch dort ist bei noch grünem Wipfelbestand durch Rindenabwurf der Befall durch seine „besonderen Lieblinge“ offensichtlich geworden. Hier erwartet er sich 30 bis 40 Festmeter, die ebenfalls dem Holzmarkt zugeführt werden.

Hintergrund:

Entwicklungszyklus des Borkenkäfers

  • Männchen und Weibchen fliegen erst, wenn es mehr als 17 Grad hat
  • Weibchen nagen Brutgänge ins Holz und legen ihre Eier ab
  • Larven verpuppen sich und werden zu Jungkäfern
 
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