Eschenbach
01.12.2021 - 10:28 Uhr

Artenschutzmaßnahme am Großen Rußweiher: Fuchs und Marder den Weg versperren

Das Naturschutzgebiet um den Eschenbacher Rußweiher zieht jedes Jahr sehr viele Vögel an, die sich dort gerne zum Brüten niederlassen. Doch auch Fuchs und Marder sind unterwegs – und sie haben es auf die Eier und Jungtiere abgesehen.

Mit dem Bagger rücken die Arbeiter am Großen Rußweiher, auch Obersee genannt, an. Die Maßnahme soll dem Artenschutz dienen. Bild: Martin Gottsche/exb
Mit dem Bagger rücken die Arbeiter am Großen Rußweiher, auch Obersee genannt, an. Die Maßnahme soll dem Artenschutz dienen.

Einen Eingriff erfährt seit einigen Tagen der Nordwestbereich des Großen Rußweihers in Eschenbach. In Ufernähe schürft ein Moorbagger einen gut vier Meter breiten Streifen frei von Röhrichten und Großseggengesellschaften, sogenannten Seggenbülten, die Schwarzhalstauchern und Möwen als Brutstätte dienen. Der Verlandungsprozess und das Zusammenwachsen der Bülte (mit Gräsern bewachsene Bodenerhebung) trugen dazu bei, dass diese Brutstätten zum Teil keinen Inselcharakter mehr haben und somit Fuchs und Marder als Eierräuber einen „gedeckten Tisch“ vorfinden. In den aufgehäuften Nestern finden die Vierbeiner so leicht jedes Mal zwei bis drei braungesprenkelte Eier vor.

Im Rahmen der steten Zusammenarbeit von Revierförster Martin Gottsche mit der Regierung der Oberpfalz erfuhr die Höhere Naturschutzbehörde mit Wolfgang Nerb von der zunehmenden „Gefahr“ für Möwen und Schwarzhalstaucher. Die Behörde entschied sich deshalb, die Kosten für eine Artenschutzmaßnahme zu übernehmen. Diese besteht darin, die Seggeninseln vom Uferbereich zu trennen und dadurch unerreichbar für Fuchs und Marder zu machen. Der Große Rußweiher hat einschließlich der bewachsenen Uferregion eine Fläche von 92 Hektar. Beim Badesee Kleiner Rußweiher sind es 24 Hektar.

Blickt man in die Geschichte Eschenbachs zurück, war der Artenschutz nicht immer so bedeutend: In einem vor Jahrzehnten von der Stadt Eschenbach herausgegebenen Faltblatt zur Vogelfreistätte Großer Rußweiher wird von einem Geyerschlag berichtet und darauf verwiesen, dass man die Lachmöwen wegen ihres kreischenden Rufs, ihrer Fressgier und ihres scharfen raubvogelartigen Auges früher Geyer nannte. Ihren Namen habe sie nicht wegen einer lachenden Stimme, sondern wegen ihrer Vorliebe, an großen, flachen Gewässern, auch Lachen genannt, zu brüten.

Zum Geyerschlag erfährt der Oberseebesucher: „Im 17. Jahrhundert war der so genannte Geyerschlag ein alljährliches gesellschaftliches Großereignis in Eschenbach. Der Geyerschlag war ein kurfürstliches Privileg. In jedem Frühjahr hatte der Schafbauer von Großkotzenreuth ein wachsames Auge auf den Rußweiher, und sobald die Möwen wieder zurückgekehrt waren, erstattete er Meldung im Pflegamt zu Eschenbach. Der zuständige Forstmeister achtete dann darauf, dass die Kolonie weder durch Fischer noch durch Landarbeiter gestört wurde. Zwischen Johanni und Peter und Paul (also gegen Ende Juni), wenn die jungen Lachmöwen schon groß, aber noch nicht flügge sind, war es so weit: eine illustre Jagdgesellschaft fuhr mit flachen Booten, den so genannten Zillen, und mit langen Stangen bewaffnet auf den See hinaus zur Möwenkolonie. Mit den Stangen wurden die jungen Möwen erschlagen und dann eingesammelt. Richtig zubereitet galten sie als Delikatesse. Um 1700 fand die Tradition des Geyerschlags ein Ende. Die Gründe sind nicht bekannt.“

Hintergrund:

Der Große Rußweiher

  • liegt im Eschenbacher Naturschutzgebiet Vogelfreistätte Großer Rußweiher
  • Rückzugsgebiet für circa 100 Vogelarten
  • 92 Hektar Fläche
  • Rundwege für Erholung im Natura-2000-Gebiet gehören auch dazu
Nach dem Anstau des Obersees verläuft an dessen Nordwestbereich über mehrere 100 Meter eine "Wasserstraße", die Füchsen und Mardern einen Zugang zu Nistplätzen von Wasservögeln versperrt. Bild: rn
Nach dem Anstau des Obersees verläuft an dessen Nordwestbereich über mehrere 100 Meter eine "Wasserstraße", die Füchsen und Mardern einen Zugang zu Nistplätzen von Wasservögeln versperrt.
 
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