(rn) Die Wirtschaftsschule wird zunehmend international. Seit zwei Jahren werden hier auch Flüchtlinge und Asylbewerber unterrichtet. Verbunden mit der Abschlussfeier war in diesem Jahr die Zeugnisvergabe an die zehn Schüler der Berufsintegrations-Klasse. Weitere 27 Schüler, davon 16 Mädchen, besuchen die Berufsintegrationsvorbereitungs- und die SI-Klasse.
"Mit eigenen Lehrkräften und denen unseres Kooperationspartners, der VHS Weiden, werden wir unserem gesellschaftlichen Auftrag voll gerecht und haben an den beiden Standorten Weiden und Eschenbach doch insgesamt sechs Berufsintegrationsklassen", sagte Studiendirektor Thomas Reitmeier.
Klassenleiterin und Dozentin Marianne Himmler überreichte den strahlenden Schülern die Zeugnisse. Klassensprecher Shafi Husseini wandte sich spontan an das große Auditorium und dankte Schulleitung und Lehrkräften, die dazu beigetragen haben, dass sie ihr Ziel erreicht haben. Er gestand ein, dass es schwer war, in zwei Jahren Deutsch zu lernen. "Aber wir haben es geschafft."
Über den Erfolg eines Quartetts aus der Klasse freute sich auch Anja Bräu, Konrektorin der Markus-Gottwalt-Schule. Die jungen Asylbewerber hatten bei ihr intensiven Zusatzunterricht genommen. Der Lohn dafür war der "Quali", den die Festgemeinde mit Beifall quittierte. Wie von der Schulleitung zu erfahren war, setzt Joulia Haji als Beste der BI-Klasse ihre Ausbildung im nächsten Schuljahr am Gymnasium fort.
"Ihr steht am Gipfel eurer bisherigen Laufbahn", rief stellvertretender Landrat Albert Nickl den Absolventen zu. Mit Erinnerungen an seine eigene Entlassung aus der Wirtschaftsschule 1979 sprach er von einer langen und intensiven Vorbereitungszeit auf den heutigen Anlass, mit dem die Vertrautheit der Schule vorbei und das Stehen auf eigenen Füßen gefragt ist. Die Bildungseinrichtung nannte er eine "Vorzeigeschule, für die der Landkreis gerne der Sachaufwandträger ist". Er würdigte die praktische Orientierung als Teil der Ausbildung, die sich seit vielen Jahren bewährt hat und die Schüler zu begehrten Einsteigern ins Wirtschaftsleben macht. Nickl räumte ein, dass "Spitze zu bleiben nicht einfach ist". "Packt an, nutzt eure Chancen und übernehmt auch Verantwortung im öffentlichen Bereich", lautete sein Appell an die Absolventen.
Mit der Besteigung von Gipfeln im eigentlichen und im übertragenen Sinn befasste sich Peter Lehr. Unter Hinweis auf den Weltrekord des Sherpa Kami Rita, der im Mai 2018 zum 22. Mal den Mount Everest bestiegen hat, resümierte der Bürgermeister, dass nur konsequentes Training zum Erreichen hoher Ziele führt, und verglich das Abschlusszeugnis mit einem Gipfelerlebnis: "Dem Gipfelstürmer winkt ein grandioser Ausblick, ihnen die heutige Überreichung der Abschlusszeugnisse." Das Reifezeugnis verglich er mit einem Zwischenlager einer Bergsteigergruppe und sah in ihm die Befähigung zu weiteren Anstiegen. Lehr blieb bei Höhenerlebnissen, als er versicherte: "Wer bergerprobt die 'Eschenbacher Höhen' erklommen hat, ist für weitere beschwerliche Wege gut gewappnet."
Auf eine komplizierter und anders gewordene Welt, in der in Zukunft wohl auch "unser Denken automatisiert wird", blickte Annegret Kennel. Den Schülern bescheinigte sie, dass es ihnen unter den Nägeln brennt, das neu erworbene Wissen einzusetzen. Sie wünschte ihnen, dass sie ihr Ziel nicht aus den Augen verlieren, gestand ihnen jedoch Fehlentscheidungen zu, die als Teil des Lernprozesses zum Leben gehören. "Erhebt eure Stimme, bringt euch und eure Ideen selbstbewusst mit ein und bleibt dabei höflich und respektvoll", schrieb die Elternbeiratsvorsitzende den Absolventen ins Stammbuch. Den Eltern empfahl sie, ihre Kinder bei künftigen Entscheidungen nicht aufzuhalten, jedoch zu unterstützen und ihnen das Gefühl zu geben "da zu sein, wenn sie uns brauchen".
Eschenbach
27.07.2018 - 16:08 Uhr
Asylbewerber erfolgreich
von Walther Hermann
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